Stormgrey or Bloodred?

Kapitel 4

..."Und warum bin ich hier?"

***

"Das ist etwas... kompliziert." Was ist das bitte für ein Arzt? Müsste der mir nicht eigentlich sagen, was ich hab? Also außer pinke Haut und sonst auch ein paar andere kleine äußere Veränderungen?

"Sie sind echt ziemlich dämlich." Belustigt blinzelt er als Reaktion auf meine Aussage. "Findest du?"

"Ja. Eigentlich sind Sie sogar mehr als dämlich", merke ich mit einem säuerlichem Unterton an. Ich mag ihn nicht. Gespielt schockiert fasst er sich mit einer Hand ans Herz und verwirrt mich damit einmal mehr. Humor. Hätte nicht gedacht, dass er diesen besitzt.

"Das tut meinem armen, nicht vorhandenen Herz natürlich weh."

Dämlicher Arzt. Kann auch nichts als Andeutungen machen. "Wie wärs, Sie antworten und dafür verrate ich Ihnen etwas?" Er verspannt sich etwas, fasst sich aber schnell wieder und grinst mich charmant an.

"Ist es etwas, was mich interessieren wird?"

"Ich denke schon, ja."

"Okay, Deal." Er mustert mich kurz, bevor er schließlich einen offenen Schrank schließt und das Behandlungszimmer ohne ein Wort verlässt. Verwirrt rufe ich ihm hinterher: "Hey, was ist nun mit dem Deal?"

Er lacht bloß und entgegnet amüsiert: "Wolltest du nicht in den Garten?"

Mit einem resigniertem Seufzer folge ich ihm, nicht ohne voher einen Blick auf das Türschild zu werfen. Es ist leer.

Die Spritze, die er mir kurz zuvor gegeben hat, wirkt. Das merke ich daran, dass meine Augen nicht mehr drohen zuzufallen und ich mich deutlich beweglicher fühle.

Und hyperaktiv. Sport wäre jetzt doch ganz entspannend. Joggen oder so.

Außerhalb des Krankenhauses sitzt auf einer Bank eine einsame Gestalt. Vegeblich suche ich in meinem Gedächtnis nach einem Name, der zu dem Idioten passt. Hat er ihn mir überhaupt einmal gesagt?

Nein. Nein, hat er nicht. Schade. Jetzt werde ich ihn vermutlich für immer mit Idiot ansprechen müssen.

Vorsichtig laufe ich näher an die Gestalt heran, bevor ich mich zögerlich neben ihn setze.

Er quittiert meine Vorsicht mit einem leisen Lachen und wirft mir einen kurzen Seitenblick zu. "Ich beiße nicht." Kurz hält er inne, lacht dann erneut und grinst zum Schluß.

"Doch, eigentlich tu ich das schon. Aber nicht jetzt." Ich bleibe stumm, aus dem einfachen Grund, dass er es schon wieder macht. Schon fangen diese Andeutungen wieder an.

"Nicht beleidigt sein. Ich beantworte deine Fragen und du sagst mir dein Geheimnis." Langsam nicke ich.

"Bist nicht so gespächig, was?", stellt er fest und grinst dabei noch mehr. Tut das nicht weh?

"Doch. Aber nicht bei Ihnen. Wie heißen Sie eigentlich?"

Geschickt lenkt er vom Thema ab: "Ach, komm schon. Eben warst du doch noch so redensbedürftig."

"Also, was ist nun?" Was er kann, kann ich auch. "Für was ist meine Station?"

"Für Leute, die..." Er zögert. "... Probleme haben." Empört sehe ich auf. "Probleme? Danke."

"Nein, nicht so. Ich meine Probleme, für die sie nichts können." Etwas hilflos sieht er mir abwechselnd in beide Augen und rauft sich die Haare.

"Oh, super. Also um es zusammenfassend zu sagen: Ich habe Probleme, kann aber nichts dafür." Verteidigend hebt er die Hände und hält sie in die Luft, die Stirn gerunzelt und die Augenbrauen zusammengezogen.

"Nein, du bist nur anders."

"Ich komme mir vor, wie in einem dieser gruseligen Fantasybücher, in dem der Hauptattraktion im nächstem Moment erklärt wird, dass sie ein übernatürliches Wesen ist." Nervös räuspert der Idiot sich und fährt sich erneut durch die Haare, sodass seine zuvor perfekt gestylte Frisur überhaupt nicht mehr nach einer Frisur aussieht.

"Naja, also", gibt er letztendlich zu, "Das bist du gewissermaßen auch."

Ich vegrabe mein Gesicht in den Händen und beobachtete den Idiot dabei so genau wie möglich durch meine Finger. Er antwortet nicht. Er antwortet wirlkich lange nicht. Solange, bis ich meine Hände wieder weg nehme und mich mehr aufsetze.

Die Stille ignorierend bildet sich in meinem Gehirn die nächste Frage, die mir auch ein paar Sekunden später über die Lippen kommt.

"Wofür ist das Blut, was ich bekommen hab?" Sein Körper reagiert auf diese Frage ebenso unruhig, wie auf die zuvor, weswegen man sich ja denken kann, wie er darauf antwortet. Nämlich gar nicht.

Nach einer weiteren Stille stöhnt er frustriert, zumindest glaube ich, dass er gestöhnt hat, denn man könnte dieses Geräusch definitiv auch als Fauchen betiteln.

"Warum bin ich eigentlich für die Aufklärung der Neulinge zuständig?"

"Ich bin schon aufgeklärt. Hab zu Hause sogar so ein tolles Buch dazu. Oma meinte wohl, ich hätte es nötig." Den Blick auf diese Sätze könnt ich euch hoffentlich vorstellen. Absolut verstört.

Ich bin eben anders. Kann man nichts machen.

"Okay, also", setzt er an, "Du bist eben auch ein magisches Wesen. Und du kannst unter anderem deine Gestalt wechseln. Begrenzt, versteht sich. Eine Blume könntest du beispielweise nicht sein. Du erinnerst dich doch bestimmt an den Grund, warum du eingeliefert wurdest?"

Wie könnte ich das vergessen. Das war ein Schock fürs Leben. Ich nicke leicht.

"Genau. Und du bist eben ein sogenannter Wandler. Mit Vampirgenen, weswegen du regelmäßig Blut brauchst um nicht auszutrocknen."

"Und wie kam es dazu?" Verlegen reibt er sich seine Nase. "Ja, also das... war wohl irgendwie meine Schuld", endet er kleinlaut. Ein schlechtes Gewissen? Wirklich? Und dann auch noch Humor? Aber mich nebenbei zu einem gruseligen Etwas machen.

So ein Heuchler.

Oh. Warte. Sagte er, ich könne meine Gestalt wechseln? "Und sonst? Was kann ich?"

"Das sollte fürs Erste nichts sein, was dich zu interessieren hat", unterbricht er mich schroff, ändert seinen Tonfall jedoch sofort. "Und? Was ist nun dein Geheimnis?"

Ich grinse. "Ich finde Justin Bieber heiß."

"Was?"

"Justin Bieber. Er ist heiß. Ich mag seine Musik nicht und bin auch kein Fan, aber..." Ich hebe meinen Finger in die Luft und schlenkere etwas. "... er ist verdammt heiß."

"Wie? Das war dein Geheimnis? So etwas?"

Meine Unterlippe schiebt sich vor und ich verschränke die Arme vor der Brust. "Ja."

"Ich dachte, es wäre etwas Wichtiges."

"Ich hatte keine Ahnung, was du für wichtig erachtest. Tut mir leid." Warum höre ich mich so gar nicht reuevoll an? Sonst vertraue ich meinen Schauspielkünsten eigentlich. Falls ich denn welche habe.

"Seit wann sind wir beim Du?"

"Du duzt mich schon die ganze Zeit, also warum darf ich das nicht auch?"

"Ich mag dich nicht."

Tja, wenn das mal nicht unsere erste Gemeinsamkeit ist.

"Ich mag dich auch nicht."

Das neue Kapitel, ihr Einhörner c: Hoffe, dass es euch gefällt.

(Haha :D (Sorry, diese Klammer war unnötig (Aber ich wollte gerade unbedingt eine Klammer machen))) -julaiw (Ich bin überdreht. Merkt man das? :D)