Kapitel 5

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„Okay, jetzt wo wir das geklärt hätten, du wolltest doch meinen Namen wissen, oder? Ich hab da eine Idee, wie du den erfährst und gleichzeitig was lernst. Falls du dich nicht allzu doof anstellst."

Empört schaue ich ihn an. „Ich wette, ich werde das wunderbar machen! Und jetzt sag einfach deine blöde Idee."

„Ne also, wenn du die jetzt schon als blöd bezeichnest nicht", gibt er ziemlich zickig, fast schon divenhaft, von sich.

Ich schenke ihm dafür meinen allerbesten 'Ernsthaft?'-Blick und starre ihn solange so an, bis er verzweifelt die Arme hochreißt und „Ist ja schon gut, ich sags dir" murmelt.

„Okay, also zu deinen Fähigkeiten gehört auch das Gedankenlesen", fährt er fort, „und ich dachte, es wäre doch gleich eine tolle Übung, wenn du versuchst meinen Namen herauszufinden."

Sofort schiebe ich meine ganze Abneigung gegen ihn beiseite und nicke begeistert. „Oh wie cool, das klingt echt spannend. Was muss ich tun?"

„Ich werde an meinen Namen denken und das einzige, was du tun musst, ist dich ganz genau auf meine Gedanken konzentrieren."

„Okay, dann los", rufe ich freudig.

Dann schließe ich die Augen und versuche mich ganz fest zu konzentrieren. Und es passiert... nichts. Aber auch rein gar nichts.

„Ich glaub, du machst da beim Denken was falsch, weil irgendwie geht das nicht", gebe ich genervt von mir.

„Gib dir mehr Mühe", knurrt er ebenso genervt und unfreundlich.

Also konzentriere ich mich wieder. Bis ein überlautes Räuspern mich aufschreckt.

„Mann, kannst du das mal bitte lassen?", fauche ich jetzt wirklich ziemlich gereizt.

„Sorry, wollte dir nur sagen, dass Augen zumachen nichts hilft. Es sieht halt nur total bescheuert aus, aber okay", erwidert er belustigt.

Ich fand Witze auf meine Kosten noch nie witzig. Dementsprechend vernichtend ist nun der Blick, den ich ihm zuwerfe.

Doch dann gebe ich nach und flehe ihn, zu meiner Schande, schon fast an, mir zu helfen.

Schade ist nur, dass seine Tipps à la 'Konzentrier dich' und 'Streng dich an' nicht sehr hilfreich sind.

„Sag mal, kann ich das wirklich oder willst du nur, dass ich mich zum Volltrottel mache? Das will einfach nicht funktionieren", jammere ich nach einer Weile frustriert.

Doch bevor er Zeit zum Antworten hat, rufe ich schon laut: „Warte, warte ich hab was!"

Interessiert mustert er mich und wartet wohl darauf, dass ich es ihm mitteile.

Ich zucke mit den Schultern und erzähle ihm fröhlich: „Also, ich hab da so was wie Arsch gesehen. Das ist es wohl zwar nicht, aber ich find das schon ziemlich passend. Und ich hab das Gefühl, dass ich nah dran bin!"

„Du bist wirklich zu nett", schnaubt er.

Zuckersüß und unschuldig lächle ich ihn an. „So bin ich halt."

Er verdreht nur die Augen und meint nüchtern: „Mach jetzt bitte endlich weiter."

Ich nicke zügig und konzentriere mich wieder. Dieses Mal ist es schon leichter, mich in seinen Kopf hineinzuversetzen.

„Asche?", murmle ich verwirrt vor mich hin.

„Wirklich nah dran, weiter so", kommt es lobend von meiner rechten Seite.

Ich blicke wieder auf meine Füße hinab und runzle angestrengt die Stirn. Doch dann kommt mir sein Name ganz plötzlich in den Sinn, als hätte ich ihn die ganze Zeit gewusst.

Stormgrey or Bloodred?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt