Kapitel 6

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Mit zaghaften Schritten betrete ich das Zimmer. Ich will nicht mit ihr ein Zimmer. Sie strahlt eine Mischung aus Bosheit und Hinterhältigkeit aus und das gefällt mir mal so gar nicht. Ich gehe vorsichtig, ohne sie aus den Augen zu lassen in das Zimmer und stelle mich soweit wie es Asher erlaubt von ihr weg.

„So Ladys, jetzt bin ich mal weg. Ihr werdet euch jetzt amüsieren und Faitth mit dir spreche ich morgen nochmal wegen eben. Gute Nacht. Denkt an die Nachtruhe"

Ich hasse ihn. Allein dieser Sarkasmus, als ob wir uns verstehen könnten. Sie ist komplett anders als ich.

„Okay Asher, machen wir. Überlass sie ganz mir. Wir sehen uns morgen." Ich bekomme von Sekunde zu Sekunde mehr Angst. Normalerweise bin ich kein misstrauischer Mensch, aber sie ist eine absolute Ausnahme.

Nachdem Asher gegangen ist regt sich für ein paar Minuten glücklicherweise nichts. Sie sitzt auf ihrem Bett mit einem Stöpsel im Ohr, während ich am anderen Ende vom Zimmer stehe.

„Du kannst das leere Bett haben, aber ich warne dich: Sehe ich dich an meinen Sachen bist du fällig. Und jetzt lass mich in Ruhe. Ich bin müde und brauche meinen Schlaf. Gute Nacht." Mehr sagt sie nicht, aber darüber bin ich auch froh, weil mich alles was sie sagt nur noch nervöser macht.

Das Bett ist wie das Bett in dem anderen Zimmer, nur von Plastik überdeckt. Meine Schlafsachen habe ich natürlich nicht dabei, wie denn auch wenn Asher mich einfach überrascht.

„Ich bin kurz in meinem Zimmer, meine Schlafsachen holen" - „Kannst etwas von mir haben, unter der Voraussetzung, dass ich sie zurück bekomme. Hier."

Sie reicht mir eine Shorts und einen großen Hoodie. „Das Badezimmer ist hinter der Tür rechts von dir. Kannst auch die Dusche benutzen, wenn du willst."

Das wundert mich, aber das ist ausnahmsweise sehr nett von ihr. Auch wenn sie nett wirkt will ich nichts riskieren und beeile mich. Sobald ich wieder im Zimmer ankomme fallen mir zwei Dinge auf: 1) Sie liegt bereits im Bett und schläft und 2) der Schlüssel aus der Tür zum Flur ist weg.

Der erste Punkt beruhigt mich. Der zweite Punkt ist jedoch für mich mehr als ein Grund zur Panik. Alles in einem kann ich jetzt sowieso nichts dagegen tun.

Sobald ich im Bett bin schlafe ich sofort ein, weil ich mal wieder komplett kaputt bin. Immerhin wird es immer weniger mit der Müdigkeit. Hauptsache es wird besser.

Schlafen neben ihr, neben Alice, ist für mich sehr unangenehm. Ich habe keine Fluchtmöglichkeit. Ich kann im Notfall nicht aus dem Zimmer rennen oder aus dem Fenster klettern.

Als ich am morgen aufwache, traue ich mich nicht meine Augen zu öffnen. Etwas ist anders. Ich weiß nicht was, aber es fühlt sich falsch an. Wie ein kalter Luftzug in einem Zimmer ohne Fenster. Einfach gruselig.

Ich öffne langsam meine Augen und bereue es sofort.

Asher steckt vor mir mit verschränkten Armen und mustert mich. „Dornröschen ist also endlich aufgewacht."

Hä? Wovon spricht er? „Heute üben wir deine Fähigkeiten in Telekinese. Die Schlüssel für die Manschetten liegen auf dem rollbaren Tisch neben dir. Ich bin komm später wieder. Wir sehen uns."Er nickt mir zu und wendet sich ab, um zu gehen.

Der Typ spricht nur in Rätseln und gibt unmögliche Aufgaben. Unmöglich, weil ich noch nie in meinem Leben irgendetwas alleine durch meinen Willen bewegt habe, zum anderen keine Idee habe, wie ich es anstellen könnte.

Frustriert lege ich meinen Kopf in meinen Nacken. Wo ist denn Alice, wenn ich sie mal gebrauchen könnte?

Vielleicht kann ich ja ihre Gedanken lesen. Sie müsste ja wissen,was das alles zu bedeuten hat.

'Alice?' frage ich sie in Gedanken. Ob man das was ich mache als fragen bezeichnen kann, weiß ich nicht. Meiner Meinung nach ist es einfach nur an ihren Namen denken, aber solange es funktioniert. Es fühlt sich komisch an, etwas zu tun, was komplett verrückt auf andere wirkt.

„Was ist, Nervensäge?" Sie platzt in das Zimmer ohne eine Begrüßung.

Mir egal, solange sie mir hilft. „Kannst du mir bitte helfen?" Ihr Blick wurde weich.

Alice, die Alice, hatte einen weichen Blick!

„Du bist gegen deinen Willen hier, richtig?" - „Woher weißt du das?"

Sie wusste, dass ich nicht freiwillig hier bin. Endlich einer der mir vielleicht hilft.

„Ich bin beziehungsweise war auch nicht freiwillig hier. Der Idiot hat meine Eltern davon überzeugt, dass ich unheilbar krank bin und innerhalb weniger Tage sterbe wenn ich nicht hier eingeliefert werde.

Meine Eltern haben es geglaubt und mich am nächsten Morgen hier her gebracht und haben mich seitdem kein einziges Mal besucht. Asher hingegen ist noch schlimmer geworden, aber er lässt mich in Ruhe, seitdem er heraus gefunden hat, dass ich stärker bin und ihn manipulieren kann. Leider komm ich hier trotzdem nicht raus, weil die viel an Security haben und diese leider nicht manipulierbar ist."

„Ich will dich ja nicht unterbrechen, aber kannst du mir die Fesseln abmachen? Die werden nämlich immer fester und so langsam spüre ich meine Hände nicht mehr" Sie zuckte zusammen und blinzelt ein paar mal bevor, sie mir hilft.

„Sorry, ich hatte das ganz vergessen. Wie lange bist du eigentlich schon hier? Also hier in der Klinik und wie hat Asher dich gefunden?"

„Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie lange ich hier bin, weil ich kein Zeitgefühl mehr habe und ich weiß auch nicht wie er mich gefunden hat. Das einzige, was ich weiß ist, dass er mich auf einer Party gebissen hat und ich danach den Schrecken meines Lebens hatte."

„Warum, was ist passiert?" Alice sah ehrlich interessiert aus. „Ich sag dir was bei mir passiert ist, aber dafür will ich wissen, was bei dir vorgefallen ist. Deal?" Ich will etwas zu lachen haben und das geht nur, wenn sie mir auch etwas von sich erzählt. Sie nickt und ich kann nicht anders als jetzt schon anzufangen zu lachen.

„Was ist daran so lustig, dass ich nicke?" Ich lache weiter und will ihr

antworten, doch ich schaffe es einfach nicht aufzuhören. „Hör auf zu lachen oder ich mache die fesseln wieder fest und mach' sie erst locker, wenn du fertig bist mit lachen!"

Die Drohung brachte mich dazu mit dem Lachen aufzuhören. „Okay. Also ich bin morgens mit grünen Haaren aufgewacht und war kurz davor meine Schwester umzubringen, weil ich dachte, sie wäre dafür verantwortlich, aber sie war es nicht. Als ich dann auch noch kurzfristig pinke Haut hatte, meine Schwester anfing einen Stylecheck aufzustellen und meine Augen sturmgrau waren, haben meine Eltern mich ins Krankenhaus gebracht. Das Schlimmste daran war der behandelnde Arzt, Asher. Wer auch sonst. Wie ist es bei dir abgelaufen?"


-Lea4You

Ou, wir machen übrigens bei den #Wattys2015 mit. (Der Hashtag ist toll, oder? *-*)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 22, 2015 ⏰

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Stormgrey or Bloodred?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt