Kapitel 1

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Heute beginnt mein letztes Jahr in der Schule, bevor ich hoffentlich das Studium zur Therapeutin beginnen kann. Bisdahin muss ich noch ein paar Klausuren und anschließend die Abitürprüfungen schreiben; Deutsch und Geschichts Leistungskurs, Pädagogik und Englisch. Bisher hatte ich einen Durchschnitt von 12 Punkten also einer zwei plus und diesen möchte ich nicht nur behalten, sondern sogar verbessern. Mein Ziel ist es mein Abitur mit einer glatten eins zu bestehen und dafür fehlen mir weitere zwei Notenpunkte, was nicht einfach ist. Um mein Ziel erreichen zu können, muss ich überall mindestens 14 Punkte bis zum bestandenen Abitur erreichen. Aufgrund meiner schulischen Leistungen werde ich von meinen paar engen Freunden als Streberin bezeichnet und das auch, weil ich den Titel als Stufenbeste für mich gewonnen habe. Anfangs konnte ich mich damit nur schwer anfreunden, weil das nunmal nicht jedem recht ist, aber mittlerweile bedeutet mir die Meinung anderer nur noch sehr wenig. Ich gehe schließlich nicht zur Schule, um gemocht zu werden, sondern viel mehr um meinen Traum erfüllen zu können.

Gegen zwanzig vor acht lasse ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und gehe zu meinem besten Freund, der mich, wie jeden Morgen, mit seinem Auto abholt. Ich nehme ihn in den Arm und drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor wir losfahren. ,,Wie geht es dir?" erkundigt er sich auf dem Weg und schaut mich kurz von der Seite aus an. ,,Soweit gut, danke der Nachfrage. Und dir?"

Alexander und ich kennen uns bereits seit unserer Kindergartenzeit, gehen seitdem durch dick und dünn. Zwar ist er nicht mein einziger Freund, aber der einzige, dem ich alles erzähle. Wir teilen seit unserer Kindheit alle Geheimnisse miteinander, unternehmen viel und haben schon viele Höhen und Tiefen hinter uns. Tiefen insbesondere wegen meines Vaters, denn dieser hatte es schon immer schwer mit ihm, denn ,,er ist unter unserem Niveau.", was mich noch nie interessiert hat. Es stimmt zwar, dass wir in gewisserweise wohlhabend sind, aber das war nie relevant für mich. Alexander und ich haben sogar monatelang miteinander geschlafen, da ich zwar sexuelles Interesse an ihm hatte, aber nicht in ihn verliebt war. Er selbst weiß seit seinem fünfzehnten Lebenjahr, dass er schwul ist und in letzter Zeit bin ich mir selbst nicht im klaren bezüglich meiner Sexualität. Davon weiß aber nur er, denn ansonsten kann und möchte ich das keinem offenbaren.

,,Mir geht es auch gut, vorallem jetzt... Hast du schon gesehen, wer Frau Koch ablöst?" Frau Koch hatte uns seit der Einführungsphase in Deutsch unterrichtet und in der Q1 den Leistungskurs übernommen, in welchem Alexander und ich sind. ,,Habe ich tatsächlich und ich habe ein wenig Angst, denn ich kenne Frau Sommer ja nur vom sehen. Ich hatte bisher weder Unterricht bei ihr, noch habe ich mit ihr persönlich gesprochen." antworte ich ihm und merke bei dem Gedanken an die Blondine, wie nervös ich diesbezüglich bin. ,,Ja, eben. Umso cooler ist es doch, dass sie jetzt unseren Kurs übernimmt und dich sogar in Kunst unterrichten wird." entgegnet er und lächelte mich aufmunternd an. Ich freue mich drauf, aber ich weiß ja nichteinmal, wieso ich ihr gegenüber solch ein Interesse hege.

An der Schule angekommen treffen wir auch direkt auf Johanna und Mark, die wir nacheinander umarmen. Die beiden hatte ich in den Ferien leider nicht gesehen, denn Johanna war sechs Wochen in Italien und mit Mark habe ich ohnehin nicht viel Kontakt außerhalb der Schule. Wenn wir uns treffen, dann nur mit Alexander und Johanna zusammen, aber das ist nichts was mich stört. Da Johanna und ich im selben Kunstkurs sind, gehen wir gemeinsam um kurz vor acht Raum und warten dort noch mit unseren anderen MitschülerInnen.

,,Irgendwie ja schade, dass Frau Koch uns nicht mehr unterrichtet." kommt von meiner Freundin und ich stimme ihr zu. ,,Finde ich auch, aber ich freue mich für sie. Aufgrund ihrer netten und liebevollen Art wird sie sicherlich eine gute Mutter sein." Johanna nickt, als bereits die Absätze von Schuhen zu hören sind, die in Richtung des Raumes kommen.

Die blonde Lehrerin, welche seit unserer ersten flüchtigen Begegnung meine volle Aufmerksamkeit auf sich zieht, kommt auf uns zu und lächelt kurz in die Runde, bevor sie die Tür öffnet und der Kurs sich im Raum verteilt. Meine Freundin und ich setzten uns in eine der vorderen Reihen, aus welcher ich einen guten Blick nach vorne habe. Frau Sommer trägt ihren blonden Haarschopf in einem tiefen Zopf, dieser locker über ihre Schulter hängt, wobei eine kleine Strähne in ihrem Gesicht hängt. Sie trägt einen schwarzen Blaser, darunter ein weißes Shirt und eine passende schwarze Hose. Alles in allem wieder eine Erscheinung, die meine Aufmerksamkeit auf sich zieht und mich bewundert. Ihre gesamtes äußeres Erscheinungsbild wirkt selbstbewusst und ich kann an diesem keine Makel feststellen.

Let me love you [teacherxstudent]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt