Kapitel 5

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Das Wochenende verlief ziemlich unspektakulär, da ich zum Großteil damit beschäftigt war, meine Hausaufgaben zu erledigen und nebenbei habe ich die meiste Zeit geschlafen, da Frau Sommer von Morgens bis Abends in meinen Gedanken rumgespukt hat. Selbstverständlich tut sie das, seitdem ich sie das erste mal auf dem Flur gesehen habe, allerdings hat es seit Freitag wieder zugenommen. Nicht einmal meine Hausaufgaben konnte ich erledigen, ohne durchgehend an sie denken zu müssen und das lag nicht daran, dass ich mich ausschließlich mit ihren Fächern beschäftigt habe. Sie verfolgt mich auf Schritt und Tritt, sogar bis in den Schlaf. Und obwohl ich diese Frau als reine Fazsination und Perfektion ansehe, macht es mich fertig, dass ich immerzu an sie denken muss. Aber was noch viel erschreckender ist, dass ich bereits darüber nachgedacht habe, ob ich mich vielleicht in sie verliebt haben könnte, was völliger Schwachsinn ist. Ich war bisher kein einziges Mal verliebt, also wieso sollte ich mich plötzlich in eine meiner Lehrerinnen verlieben. Davon abgesehen, dass sie mir gegenüber einen Lehrauftrag hat, kenne ich sie ja nicht einmal wirklich. Es mag sein, dass ich nun Unterricht bei ihr habe, aber sie ist trotzdem noch eine Lehrerin und damit kann ich nicht annähernd sagen, dass ich sie jemals gut genug kennen würde. Schließlich muss man zwischen dem privaten und der Arbeit unterscheiden, wie bei jedem anderen Beruf auch. Das was sie preisgibt, dass tut sie ganz bewusst und hält wiederum anderen Dinge bewusst außenvor. 

Jedoch lässt sich nicht leugnen, dass ich aufgrund der Tatsache, dass ich sie gleich wieder sehen werde, sichtlich nervös bin und das scheine ich besonders heute nicht gut verstecken zu können. ,,Sag mal, Luna, meinst du nicht, dass du ein bisschen zu viel in die ganze Sache reininterpretierst?" fragt mich Alexander, der meine Nervosität bereits bemerkt hat. ,,Wie meinst du das?" ,,Naja... es mag sein, dass du irgendwas in Frau Sommer siehst, aber sie ist immernoch unsere Lehrerin. Du machst dich noch selbst kaputt mit der ganzen Grübelei." antwortet er und schaut mich dabei liebevoll an, damit ich es nicht böse aufnehme. Mir ist bewusst, was er meint und dennoch kann ich nichts dran ändern. Frau Sommer nimmt eben schon seit der ersten indirekten Begegnung meine komplette Aufmerksamkeit auf sich und lässt mich in eine ganz andere Welt abtauchen, aus dieser es schwer ist raus zukommen. ,,Ist jetzt aber auch egal... lass uns rein gehen." entgegnet mein bester Freund, welcher meinen Blick wohl bemerkt hat. ,,Ja."

,,Ich wünsche Ihnen einen schönen Nachmittag." begrüßt Frau Sommer den Kurs und fährt fort, nachdem wir sie ebenfalls gegrüßt haben. ,,Bitte schlagt im Arbeitsheft die Seite siebenundzwanzig auf und lest euch die Aufgabenstellung durch. Anschließend werden wir die Aufgaben gemeinsam durchgehen." Wir tun wie sie gesagt hat und beginnen anschließend mit der gemeinsamen Ausarbeitung dieser Seite, welche sich um den Protagonisten "Veit Kolbe" dreht. ,,Wer kann mir sagen, wer Veit Kolbe ist?" Mein Finger schießt sofort in die Luft, was meiner Lehrerin ein Lächeln entlockt. ,,Luna." ,,Veit Kolbe ist ein junger Mann, welcher aus Wien stammt und ist ein Wehrmachtssoldat." Frau Sommer nickt und trägt diese Information entsprechend ein, bevor sie die nächste Frage stellt, diese ich zum Großteil beantworte. ,,Die eins hast du heute sicherlich." flüstert mir Alexander unterdessen zu, wodurch ich ihn lediglich augenverdrehend anlächle. ,,Du Idiot."

Nach der Doppelstunde packe ich meine Sachen zusammen, um mit Alexander den Klassenraum zu verlassen, allerdings werde ich von Frau Sommer aufgehalten. ,,Luna, ich würde Sie gerne kurz sprechen. Geht das?" ,,Ehm.. klar." antworte ich und wende mich an meinen besten Freund. ,,Geh du schonmal, wir treffen uns am Auto." Dieser nickt zufrieden und schaut nochmal kurz skeptisch zwischen uns hin und her, bevor er schließlich den Klassenraum verlässt und ich mit unserer Lehrerin zurück bleibe. ,,Was gibt's?" versuche ich lässig, jedoch befürchte ich, dass sie meinen Herzschlag hört, was natürlich nicht der Fall ist. ,,Es freut mich, dass Sie heute wieder fleißig mitgemacht haben. Trotzdem würde ich gerne wissen, weshalb Sie am Freitag so schnell weg waren? Wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin, dann tut es mir leid." erklärt sie, wobei ihre Lippen wieder ein Lächeln ziert, wodurch mir warm ums Herz wird. ,,Es gibt Themen über die ich nicht reden kann und möchte, dementsprechend wäre es toll, wenn Sie das akzeptieren würden." ,,Das tue ich, aber aufgrund deiner Reaktion bin ich durchaus besorgt." antwortet sie und schaut mich eindringlich an. ,,Wie meinen Sie das?" frage ich, da ich nicht weiß, worauf sie hinaus möchte. ,,Davon abgesehen, dass Ihre Gedanken Ihnen anscheinend ziemlich zugesetzt haben, war Ihre Reaktionen auf den plötzlichen Körperkontakt ziemlich fragwürdig." erklärt Frau Sommer also, was mich schlucken lässt. Ich kann und darf jetzt nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig sagen. ,,Ich habe mich nur erschrocken." Die junge Blondine zieht ungläubig eine ihrer Augenbrauen hoch und setzt sich nun auf den Pult, vor diesem sie bis eben noch gestanden hat. ,,Luna, ich rede von Ihrer Panikattacke. Das war kein einfaches erschrecken und ich glaube, dass Ihnen das bewusst ist." sagt sie nun um einiges ernster, wodurch sich ein Kloß in meinem Hals bildet und ich am liebsten sofort den Raum verlassen würde. Allerdings hat sie mir bereits bewiesen, dass sie nicht einfach locker lassen würde und dementsprechend würde ich nur für heute dieser Konversation aus dem Weg gehen. ,,Das ist mir durchaus bewusst, aber ich möchte nicht darüber sprechen." erwidere ich möglichst standhaft und versuche gleichzeitig ihrem Blick stand zu halten, was mich enorme Selbstbeherrschung kostet. ,,In Ordnung, aber wenn Sie bereit sind darüber zu sprechen, dann stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung... das bin ich Ihnen nach all den Jahren schuldig." Anstatt etwas darauf zu erwidern, nicke ich lediglich und verlasse schließlich den Klassenraum.

Let me love you [teacherxstudent]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt