Prolog

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Ich starrte geschockt auf den Bildschirm. Sah ich gerade richtig? Ist das wirklich passiert? Immer noch kaum glaubend, dass das wirklich Jules Auto war, welches ich da gesehen habe, sah ich nochmal genau auf den Bildschirm und achtete auf die Kommentatoren. Aber es war es tatsächlich. Ich konnte es kaum fassen und eine Welt brach in diesem Moment für mich zusammen. Mein Bruder schwebt vielleicht gerade in Lebensgefahr. Ich hatte das Gefühl, mich nicht bewegen zu können und bereute es in diesem Moment, das Rennen in seinem Drivers Room angeschaut zu haben und nicht in der Box. Dort hätten sie mir genauer sagen können, was los ist. Jetzt muss ich auf die Kommentatoren achten und warten, bis die irgendwas preisgaben.

Es hörte sich nicht besonders gut für Jules an. Er war doch alles für mich. Er war derjenige, der mich damals gerettet hatte. ich halte es nicht länger aus und renne aus dem Raum. Wieso musste ich so schüchtern sein? Wieso habe ich mich nicht einfach getraut, das Rennen in der Box zu schauen. Ich war bisher bei fast jedem Rennen von Jules dabei und erst eins hatte ich in der Box geguckt. Allerdings hatte ich mich da viel zu unwohl gefühlt, als dass ich es nochmal tat. Draußen angekommen, blieb ich erstmal stehen. Alles drehte sich und plötzlich wurde mir schwarz vor Augen. Das letzte, was ich spürte, war der harten Boden und ein unerträglicher Schmerz im Herzen.

Das nächste an das ich mich erinnern kann, ist wie ich die Augen aufschlage und eine weiße Decke starre. Wo bin ich und wie bin ich hierhergekommen? Beim genaueren umherblicken, erkenne ich, dass ich im Krankenhaus liege. Was war passiert? Ich kann mich nur noch an das Rennen erinnern. Wie ich mich in Jules Drivers Room gesetzt habe, weil ich mal wieder zu schüchtern war, um es mit den anderen in der Box zu schauen. Plötzlich geht die Tür auf. Ein junger Mann in einem weißen Kittel trat hindurch. Das müsste wohl mein Arzt sein. Er schloss die Tür leise und sah mich mit einem mitleidigen Blick an. Doch ich verstand nicht wieso. Was war denn so Schlimmes passiert?

„Also Frau Bianchi, erstmal mein herzlichstes Beileid. Ich weiß Sie wollen bestimmt schnell zu Ihrem Bruder, jedoch haben Sie sich eine Platzwunde am Kopf und eine Gehirnerschütterung zugezogen. Deshalb würde ich Sie bitten noch etwas liegen zu bleiben, aber falls sie unbedingt zu ihm wollen, bringe ich Sie gerne hin.", sagte der Arzt. Mein Bruder? Jules? Was war mit ihm? Was ist passiert? Wieso kann ich mich an nichts mehr erinnern? Ich blickte den Arzt verwirrt an. Anscheinend konnte er sich denken, was in mir vorging, denn er sprach weiter. „Sie wissen doch, der Autounfall." Ich sah ihn geschockt an. Welcher Autounfall? Hatte Jules einen Autounfall? Geht es ihm gut? Als ich meine Stimme wiederfand, sprach ich meine Gedanken aus. „Welcher Autounfall? Hatte Jules einen Autounfall?" Der Arzt sah mich etwas verwirrt an, bevor es wahrscheinlich bei ihm Klick machte. „Wie es aussieht, erinnern Sie sich wohl nicht mehr. Dies kann bei so einen Vorfall schon mal vorkommen. Anscheinend haben Sie ihre Erinnerungen vorläufig vergessen. Ihr Bruder Jules hatte während seinem Rennen einen schweren Autounfall. Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass seine Verletzung sehr schwerwiegend sind und er deshalb im Koma liegt." Ich sah ihn entgeistert an und auf einmal brachen alle Erinnerungen über mich ein. Jules Autocrash, wie ich im Drivers Room saß und nicht wusste was los war, wie ich zu ihm wollte und rausgelaufen bin und wie ich ohnmächtig wurde. Ich brach sofort in Tränen aus. Der Arzt scheint etwas überfordert zu sein, nahm mich dann jedoch leicht in den Arm. Nach ein paar Minuten als ich meine Stimme wiederfand, sah ich ihn an und fragte: „Aber ihm geht es doch gut, oder? Er wird es doch überleben, nicht wahr?" Hoffnungsvoll blickte ich ihn an. Er sah mich etwas überfordert an, bevor er seine Stimme etwas senkte, mich aus traurigen Augen anblickte und meinte: „Das können wir leider noch nicht sagen, aber es sieht schlecht aus." Während er das sagte, senkte er seinen Blick. Ich fing noch mehr an zu weinen und zu schluchzen. Jules würde wahrscheinlich sterben. Ich sagte dem Arzt, dass ich so schnell wie möglich zu ihm wolle und er brachte mich zum Raum.

Ihn so zu sehen, an den ganzen Schläuchen, ein traumatischer Anblick. Ich blieb stehen und musste das Bild vor mir erstmal verarbeiten. Der Arzt sah mich noch einmal kurz an, bevor er den Raum verlassen wollte. Kurz bevor er die Tür geschlossen hatte, sagte er noch, dass der Rest meiner Familie bereits auf dem Weg wäre und in den nächsten 2 Stunden eintreffen müsste. Ich antwortete ihm nicht darauf und blickte einfach weiter zu Jules. Ihn so zu sehen, brach mir das Herz. In diesem Moment schwor ich mir, nie wieder zu einem Formel 1 Rennen zu gehen, nie wieder eine Rennstrecke zu betreten und nie wieder auch nur ein Rennen im Fernsehen anzugucken. Ich setzte mich zu ihm ans Bett, nahm seine Hand, weinte leise weiter und betete zum ersten Mal zu Gott.

Doch anscheinend wurden meine Gebete nicht erhört, denn wenige Monate später erlag Jules seinen Folgen. Mein großer Bruder war tot...

The Last Race ~ Max Verstappen ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt