Kapitel 7

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Eine warme Sommerbrise wehte durch die offene Balkontür und ließ die weiße Gardine sanft im Wind tanzen. Heller Sonnenschein, der ungehindert hinein fiel, kündigte einen weiteren heiteren und sorgenfreien Tag im Paradies an.

Dies galt allerdings nicht für mich. Kaum hatte ich meine schweren Augenlider ganz geöffnet, spürte ich es wieder ganz deutlich, das unangenehme Pochen in meiner Brust. Der Schlaf hatte mir geholfen, dem Schmerz für eine Weile zu entkommen, doch jetzt, wo ich wach war, spürte ich sie wieder, die Narbe, die Kuroo mir zugefügt hatte.

Stöhnend wandte ich dem grellen Licht meinen Rücken zu - das freundliche Wetter passte so gar nicht zu meiner Stimmung - doch als ich mich umdrehte, fand ich mich plötzlich mit dem Gesicht meines Bruders konfrontiert. Meine Nasenspitze berührte sanft seine. Erschrocken fuhr ich ein ganzes Stück zurück, was ihn aufweckte.

„Morgen", murmelte er verschlafen, drehte sich auf den Rücken und streckte sich. Es war mir ein Rätsel, wie wir es geschafft hatten, auf dem schmalen Bett zusammen zu schlafen, doch der Gedanke, dass er mich nicht alleine lassen wollte, rührte mich irgendwie.

Etwas verlegen über die plötzliche Nähe zu ihm war ich froh darüber, dass Aki aufstand und ins Bad ging. Mein Blick huschte über das sterile Hotelzimmer. Es war so ganz anders als Kuroos kleine gemütliche Hütte, in der ich gestern früh, nach der wohl schönsten Nacht meines Lebens, wach geworden war.

Traurig zog ich mir die Decke bis ans Kinn und wünschte mir plötzlich, die Nacht wäre nie passiert. Nur ungern wollte ich der bitteren Wahrheit ins Gesicht sehen, dass ich mich in etwas verrannt hatte, weil ich mich zu schnell Kuroo gegenüber geöffnet und ihn an einen Teil von mir gelassen hatte, den ich normalerweise gut verschlossen hielt.

Innerhalb von nur wenigen Tagen hatte er mich mit seinen behutsamen Berührungen, seinen liebevollen Blicken und der Art, wie er mich schwindelig küsste, zu diesem verweichlichten Idioten gemacht, der geglaubt hatte, etwas Besonderes zu sein.

Aber wie hätte ich auch hinter diese Lüge blicken sollen, hatte er mich doch so glaubhaft in seinen Armen festgehalten, als wollte er mich nie wieder loslassen. Er hatte mir eine besondere Nacht geschenkt, indem er mir zugehört hatte, behutsam und rücksichtsvoll mit mir umgegangen war und mir den Mut gegeben hatte, mich fallen zu lassen.

Ich schniefte leise und zuckte leicht zusammen. Aki stand plötzlich neben mir und strich mir sanft durchs Haar. Scheinbar war ich so in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, dass er aus dem Bad zurückgekehrt war.

Nun stand er vollständig angezogen neben mir und sah mich besorgt an. Am liebsten hätte ich mich unter meiner Decke versteckt. Ich wollte nicht, dass er mich so sah, aber dafür war es nun zu spät.

„Kommst du mit zum Frühstück?", fragte er und ich schüttelte den Kopf, fühlte mich nicht in der Lage, für meine Eltern eine fröhliche Maske aufzusetzen.

„Okay." Aki nahm seine Hand aus meinen Haaren. „Ich lass mir eine Ausrede einfallen." Er bückte sich und zog sich seine Schuhe an, dann sah er wieder zu mir und ich hatte den Eindruck, dass er etwas sagen wollte, sich aber dann doch dagegen entschied.

„Versprich mir aber, dass du nicht den ganzen Tag im Bett verbringen wirst, nur wegen einem Kerl. Heute ist schließlich unser letzter Tag hier", sagte er stattdessen. Ich nickte stumm, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, aus diesem Bett aufzustehen und Kuroo am Strand oder Pool zu begegnen.

Ich war einfach noch nicht bereit dazu herauszufinden, dass er mich bereits vergessen hatte, dass alles, was wir in der vergangenen Nacht zusammen geteilt hatten, für ihn nichts weiter als eine kleine unwichtige Episode in seinem Leben gewesen war, die schon bald von einer anderen überschrieben, oder vielleicht schon längst ersetzt worden war.

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