17 Das Rascheln im Stroh

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Thassos, Ilias und Samir schwitzten, obwohl es in der Nacht gefroren hatte. Seit Stunden waren sie dabei, die Strohscheune für eine Silvesterparty herzurichten, das glaubte jedenfalls Samir. Im vorderen Bereich hatten sie eine Tanzfläche freigelassen, um die sie alte Stühle, Sessel und Sofas aufstellten. Im hinteren Bereich, wo sich das Stroh etliche Meter hoch türmte, hatten sie zehn Mulden geschaffen.

„Macht Ihr immer so große Partys?"

„Zu Sylvester immer, und dann schlafen die Leute alle hier. Ich dachte, wir machen das schon mal fertig, bevor die drei aus Athen kommen. In den nächsten Tagen haben wir sicher keine Zeit dafür," erklärte Ilias, der wie seine ganze Familie in die Dramaturgie der Überraschung eingeweiht war.

Samir fühlte sich so wohl wie seit Jahren nicht mehr. Seine Gasteltern und die Oma waren bemüht, ihm ein warmes Nest zu bereiten, und mit den beiden Jungen war er richtig gut befreundet. Sie trainierten jeden Tag, und als es kurz vor Weihnachten hieß, es würde Schnee geben, hatten sie in der Scheune Trockenübungen auf Skiern gemacht. Die Berge im Hinterland waren schon weiß. Die Schule machte Spaß, er durfte inzwischen am normalen Unterricht teilnehmen. Und Phil, Tom und Nikos würden ihr Versprechen einlösen. Samir war glücklich.

Die vier Autos waren gepackt, alle da, nur Phil und Mole nicht. Aus ihrem Zimmer kamen schon wieder Geräusche.

„Ich übernehme das," verkündete Stelios und klopfte laut an. Ohne eine Antwort abzuwarten betrat er das Zimmer, und nachdem er einen kurzen Blick geworfen und die drei zum Aufstehen aufgefordert hatte, beschloss er, bei seinem kleinen Bruder in die Lehre zu gehen.

„Phil, wenn Ihr wieder da seid, ruf mich ruhig an," sagte Anastasia. „Mitkommen lassen sie mich wohl nicht, oder?"

„Eher nicht, Stasi, aber wir kommen bald wieder. Fröhliche Weihnachten."

Hastig zogen sie sich an und rannten nach draußen. Anastasia winkte in die Runde:

„Viel Spaß in Drama, und fröhliche Weihnachten!"

„Fröhliche Weihnachten, Anastasia. Bescherung hattest Du ja wohl schon," rief Nikos. Panos sah dem Treiben von der Veranda aus zu. Er würde das Haus hüten und Manos' Mutter im Laden helfen - endlich eine Gelegenheit, sich zu revanchieren. Die Einladung, mitzukommen, hatte er vehement abgelehnt.

Nikos führte den Konvoi mit Tom, Sophia, Phil und Mole an. Sie wollten in Thessaloniki Lebensmittel und Getränke einkaufen. Bis sie in Drama waren, könnte es zu spät sein, es war schließlich Heiligabend. Am Mittag parkten sie in der Nähe der Markthallen. Sophia verteilte die Einkaufslisten, die sie mit Helena, Anna und Stella ausgearbeitet hatte. Sie schwärmten in die verschiedenen Abteilungen aus, und nach einer halben Stunde wurden die letzten freien Winkel der Autos mit Vorräten vollgestopft. Dann gingen sie zurück in den Markt, wo sie ein festliches Mittagessen zu einem Spottpreis bekamen.

Als sie die Hallen wieder verließen, war es dämmrig, und das mittags um halb zwei. Graue Wolken hingen tief über der Stadt. Kaum hatten sie Thessaloniki auf der Straße nach Drama verlassen, da fielen die ersten dicken, schweren Flocken. Eine Viertelstunde später war der Schneefall so dicht, dass die Straße weiß wurde. Da signalisierte Spiros ihnen, anzuhalten. Nikos fuhr rechts ran, die anderen stoppten hinter ihm.

„Mein Scheibenwischer ist ausgefallen. Ich sehe gar nichts mehr."

Nikos holte eine Taschenlampe und leuchtete die Sicherungen ab.

„Dachte ich mir, die Sicherung ist durch. Ich glaube, ich habe so eine. Jannis hat mir einen ganzen Werkzeugkoffer mitgegeben."

Er fand eine passende Sicherung, setzte sie ein, und der Wischer funktionierte wieder.

Die richtigen Leute Band 4: Das Ende der AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt