„Ich kann ihn nicht erreichen! Kein Lebenszeichen von ihm, Ted!"
Aufgebracht schritt McFarlane durchs Wohnzimmer, während er sein Smartphone umklammerte und wie verrückt an einer Zigarre zog. Es war wie verflixt! Seit Wochen hatte er versucht, Scott zu erreichen, doch nie hatte er eine Antwort erhalten. Normalerweise war dieser einer der zuverlässigsten Mitarbeitenden in der Agency, weshalb er sich grosse Sorgen machte. Was, wenn ihm etwas zugestossen war?
„Beruhig dich erstmal, Fred", brummte sein Chef. Trotzdem konnte McFarlane seine angespannte Miene heraushören. Er hatte auch jeden Grund dazu. „Also, hast du wirklich alles versucht?"
Der Mann knirschte mit den Zähnen. Da fragte Ted ihn noch?
„Natürlich! Telefon, Mail, Brief, Fax, war vor der Haustür... soll ich ihm noch ne Flaschenpost schicken, oder was?"
Seine Laune war nun endgültig im Keller. Zwar hatte sich Frederick noch nie besonders gut mit seinem Vorgesetztem Ted Jefferson verstanden, aber dies brachte das Fass zum Überlaufen. Verstand dieser denn nicht, was auf dem Spiel stand? Ihr bester Agent, Scott Mhebric, war verschwunden! Und dies konnte nur eines bedeuten; er war aufgeflogen.
Das Schweigen am anderen Ende machte die Situation für ihn nicht viel angenehmer. Würden sie sich persönlich sprechen, so war McFarlane sich sicher, er wäre seinem Chef schon längst an den Kragen gegangen und hätte ihn kräftig durchgeschüttelt. Von diesem kam nur ein Seufzen.
„Wann hast du das letzte Mal Kontakt mit ihm gehabt?", fragte er mit ernster Stimme. Mittlerweile hatte sich sein Unterstellter etwas beruhigt.
„Vor vier Wochen", entgegnete McFarlane knapp, „Er habe gemeint, er würde uns wöchentlich auf dem Laufenden halten, was Kobra angeht. Seit dem 23. habe ich nichts mehr von ihm gehört. Das GPS-Tracking funktioniert nicht, obwohl er seit zwei Wochen wieder in Estoria sein müsste."
„Dass er uns keine Informationen durchgibt, ist besorgniserregend, aber nicht meine Angelegenheit. Kannst du das Problem nicht mit James besprechen, er ist doch der Leiter, wenn ich mich recht erinnere."
„Das Problem hier bist wohl du." Aber das sagte der Mann natürlich nicht laut. Trotzdem machte es ihn wütend, dass sein Chef so tat, als würde das Verschwinden seines Agenten ihn nichts angehen. Denn es ging jeden in der Agency an. Da konnte sich der Direktor nicht rausreden. Zähneknirschend drückte er seine Zigarre im Aschenbecher aus, bevor er tief Luft holte, um seinen Vorgesetzten nicht anzuschreien.
„Ich habe die Information von ihm. Erst letzte Woche hat er mir davon erzählt. Aber da diese Woche auch nichts von ihm kam und James sich nicht darum kümmern will, weil wir die Kapazitäten nicht haben, muss ich mich wohl an dich wenden, Ted!"
„Dann sage ich dir das Gleiche: Wir haben weder Zeit noch Geld, um den Fall Scott Mhebric zu untersuchen", war seine Antwort, „Ich verstehe, dass du an ihm hängst, aber hör mal auf, immer so emotional zu reagieren! Du benimmst dich ja wie meine Frau. Regst dich über jede Kleinigkeit auf, statt dich um die wichtigeren Dinge zu kümmern."
Ohne ein weiteres Wort presste Frederick schnaufend die Anruf-beenden-Taste und schmiss sein Smartphone aufs Sofa. Wütend liess er sich auf den Sessel fallen und schloss seine Augen. Vielleicht hatte sein Chef ja wirklich recht und er reagierte über. Aber eigentlich wusste er ganz genau, dass er auf sein Bauchgefühl hören sollte. Musste. Es lag eine Spannung in der Luft, die Ted ignorierte. Es versteckte sich eine Gefahr in der ungewissen Zukunft. Und irgendetwas war in den letzten paar Wochen gewaltig schief gelaufen. Er fühlte es nicht nur, er wusste es.
Leider hatten Gefühle in den Augen des Direktors keinen Platz in der Agency. Und doch verfluchte McFarlane es jedes Mal, wenn eine scheinbar rationale Entscheidung sich als kompletter Fehltritt herausstellte. Es war immer das Gleiche; so wie es schon immer gemacht wurde, machen wir es auch. Keinen Widerspruch. Dabei würde es der Agency so viel mehr helfen, wenn man neue Ideen und damit frischen Wind hineinbrachte. Aber wer wollte schon auf ihn hören?
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Am Abgrund der Zeit | Band I
Fiction générale𝐖𝐎𝐅𝐔𝐄𝐑 𝐒𝐎𝐋𝐋𝐓𝐄 𝐌𝐀𝐍 𝐋𝐄𝐁𝐄𝐍? Zwei Jahre nach dem Verschwinden seines Vaters wird Richard von seiner Mutter aus dem Haus geschmissen. Er sieht es als Chance, ein neues Leben anfangen, um die dunklen Tage zurückzulassen. Doch merkwürdi...