Kapitel 2

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Kat

Nash läuft mir hinterher, während ich Juri und Dunja beim Kontrollieren eines Wagens helfe. Die anderen machen sich über die restlichen fünf Karren voller Vorräte her. Nachdem der Protektor von meinen Freunden misstrauisch beäugt wurde, hat er sich dazu entschieden, in meiner Nähe zu bleiben. Vielleicht fühlt er sich bei mir sicher, da ich ihn befreit habe.

Juri reicht mir ein kleines Weinfass vom Karren herunter, wobei seine Armmuskeln das Hemd spannen lassen. Seine braunen Haare erscheinen in der Sonne leicht rötlich und bilden einen interessanten Kontrast zu seinen hellen Augen.

Ich strecke meine Arme nach dem Fass aus, doch im nächsten Moment werde ich zur Seite geschoben und Nash krallt sich das Ding. Wütend baue ich mich vor ihm auf, aber der Protektor hebt lediglich eine Augenbraue. Schon wieder diese Arroganz.

Ich schnaube. "Nur, weil wir dich befreit haben, musst du dich nicht gleich aufspielen."

Juri lächelt böse hinter Nashs Körper hervor. "Ach, Kat. Er hat doch viel mehr Kraft als du. Sei froh und ruh dich aus, mein kleiner Zwerg."

Ich balle meine Hände zu Fäusten und schwöre mir, ihm bei Gelegenheit eine Kopfnuss zu geben.

"Zwerg?", fragt Nash und grinst. "Ein süßer Zwerg, das muss ich schon sagen." Dann dreht er sich zu Juri um und lässt sich von ihm ein weiteres Fass geben. Ich schweige. Warum muss sich Juri mit diesem selbstgefälligen Zauberer verbrüdern? Mich kennt er immerhin schon, seit wir kleine Kinder waren!

In nur wenigen Minuten wurden Listen von allen vorhandenen Gütern aufgestellt und die Verteilung an die Armen geregelt. Dazu wurden alle Güter umgepackt, um sie am besten verteilen zu können. Wir behalten nur einen geringen Teil für uns.

"Was passiert jetzt mit den Sachen?" Nash beobachtet, wie Dunja den Anderen Anweisungen gibt und sie die Pferde in Richtung Brigansk lenken. Bevor Juri mit dem letzten Wagen losfahren kann, springe ich hinten auf und kauere mich neben den Weinfässern auf den Boden. Der Zauberer folgt mir und quetscht sich neben mich, obwohl es vorne noch genug freien Platz neben Dunja und Juri gibt.

Die Lastkarren sehen ziemlich neu aus, das Holz ist noch nicht von der Sonne ausgebleicht und es gibt weder Holzwurmlöcher noch reparierte Stellen. Mir wäre es allerdings lieber, wenn ich direkt am Geländer sitzen und mich festhalten könnte.

"Also?" Nash sieht mich an und wartet auf eine Antwort. Zuerst bin ich versucht, sie ihm zu enthalten, aber sein Interesse scheint echt zu sein.

"Die Güter kommen nach Brigansk und werden dort an die armen Familien verteilt, denen es vor allem an Nahrung fehlt. Die Karren werden kurz vor dem Dorf an einen Hehler übergeben, der sie für gutes Geld verkauft. Das kommt wiederum den Bedürftigen zugute."

Er reibt seine Schläfe. "Ihr tut das Ganze also gar nicht für euch selbst?"

"Nein, warum auch? Wir haben genug."

Ich merke, dass er mir nicht folgen kann. Seine Lippen sind leicht geöffnet und er runzelt die Stirn.

"Jeder von uns hat noch einen anderen Beruf. Einen Richtigen", betone ich.

Der Karren rumpelt den Weg entlang und ich muss mich mehrmals an einem Fass festhalten, um nicht von der Kante zu fallen. Das ist der Nachteil, wenn man so klein und leicht ist, wie ich.

Ich bin froh, dass Nash endlich schweigt. Er starrt auf den Weg, den wir hinter uns lassen. Ich versuche mich etwas bequemer auf die Holzplanken zu setzen, doch dann holpert der Wagen so stark, dass ich gegen Nash pralle. Ich kann mich nirgends mehr abfangen und lande direkt in seinem Schoß. Mit dem Kopf nach oben - anders herum und ich wäre vor Scham gestorben.

Kateryna - Die Reise des Protektors Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt