2. Roman - 12 Jahre zuvor - eine Sommernacht im August

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Einen wunderschönen guten Abend ihr Lieben,

hier etwas anders, als in den 3 Teilen zu vor, wechseln wir statt die Perspektiven der beiden Hauptprotas, vorerst nur die Zeit und erleben parallel zur Gegenwart das Geschehen der Vergangenheit.

Liebe Grüße, Jo

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12 Jahre zuvor - eine Sommernacht im August

„Das hier, mein Hübscher, ist kein Club für kleine Jungs! Geh und spiel lieber noch ein paar Jährchen mit deinen Spielzeugautos, bevor du wieder kommst!", wies mich der massige Türsteher zurück.

Ganz in Schwarz verschmolz er fast mit der Dunkelheit. Lediglich jetzt, als er etwas aus dem Schatten und ihn das blutrote Licht der großen, fein geschwungenen Buchstaben trat, die den Namen des Clubs ‚Big Mouth' ergaben, konnte man sehr gut die harten Gesichtszüge erkennen.

Dieses Rot ließ die Gasse, die ansonsten komplett im Dunkel lag, nur noch geheimnisvoller wirken. Dazu dieses Muskelpaket von einem Mann, bei dem man das Gefühl hatte, die Nähte dieses piekfeinen Anzugs, den er gerade trug, würden jeden Augenblick platzen. Vor allem jetzt, da er missgestimmt die Arme vor der Brust verschränkte und mich mit schiefem Grinsen musterte. Seine ganze Aufmachung und Ausstrahlung hatte nur ein Ziel – Gäste abzuweisen und heute stand wohl ich auf dieser Liste.

Flehentlich verzog ich das Gesicht zu einem Schmollmund, spielte sozusagen die Mitleidskarte aus. Immerhin leistete sie mir bei Mama, Papa, den Lehrern und sogar meinen Freunden gute Dienste und ich bekam binnen kürzester Zeit so ziemlich alles, was ich wollte. Doch heute schien wohl nicht mein Abend zu sein, ich hatte meine Gesichtszüge noch nicht einmal perfektioniert, da gab er mir mit nur einem scharfen Blick zu verstehen, dass ich definitiv keine Chance hatte. Bei diesem Kerl hieß „nein" wohl tatsächlich nein und er würde seine Meinung ganz gewiss nicht ändern.

Enttäuscht ließ ich die Schultern sinken. Der ganze Weg war umsonst gewesen. Ja, die ganze Aktion überhaupt. Ich hätte auf mein ungutes Bauchgefühl hören und mir von Anfang an sparen können, mich heimlich des Nachts aus dem Zimmer zu schleichen, nur um hierher zu kommen.

„Jetzt schau nicht so, irgendwann wirst du mir noch dankbar sein!" Rissen mich seine Worte aus meinen missgelaunten Gedanken und ich sah gerade noch im Augenwinkel, wie er mir verschwörerisch zuzwinkerte. Was hatte der Kerl für ein Problem? Es tat ihm bestimmt nicht weh, mich einfach durchzuwinken.

„Du bist nicht meine Mutter!", erwiderte ich frech und wandte mich zum Gehen um. Ich wusste, wann ich verloren hatte und noch länger hier herumzugammeln und mich vor diesem Mann lächerlich zu machen, wollte ich auch wieder nicht. So etwas wie Stolz besaß ich immerhin noch.

„Sei froh!", ertönte es lachend hinter mir und ich rollte automatisch mit den Augen. „Wäre ich deine Mutter, hätte ich dir längst die Ohren lang gezogen!" Der Typ schien sich sichtlich zu amüsieren und sich an meinem Leid zu ergötzen, denn sein lautes Lachen donnerte von den Mauern der eng stehenden Häuser dieser dunklen Gasse wieder.

Ja, es war ein Fehler gewesen. Ein absoluter Fehler hier aufzutauchen. Wütend, in erster Linie über mich selbst und auf diesen naiven Gedanken, einfach so, ohne Ticket oder eine persönliche Einladung diesen Club aufsuchen zu wollen, stampfte ich davon. Meinen Blick fest auf den dunklen Asphalt des Bodens geheftet. Das Schwarz meiner Schuhe verschmolz fast gänzlich damit, lediglich der dünne, weiße Streifen zwischen Sohle und Leder leuchtete hell.

Einen Schritt nach dem anderen. Weg von diesem Ort, weg von dieser Niederlage, lief ich blind durch die Gasse. Meine Schuhspitze erwischte einen kleinen Kieselstein, der durch die Kraft meines Schrittes erfasst wurde, klirrend davonflog und über den mit Sicherheit noch heißen Asphalt hüpfte. Ich hörte es mehr, als dass ich es tatsächlich sah, aber es interessierte mich nicht sonderlich, immerhin hatte ich immer noch dieses hämische Lachen in meinem Ohr.

Mr. Unvollkommen (Mr. 4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt