S.v. Tessa
Gemeinsam gingen wir zum Treffpunkt der Marines.
Es war unheimlich, überall waren Männer in Uniformen, Helikopter flogen in der Luft umher, die Stimmung war trostlos. Familien und Freunde verabschiedeten sich bei ihren Familienangehörigen, bei einigen flossen Tränen, andere lachten, um die Stimmung aufzuheitern.
Es war traurig mit anzusehen, aber so fühlte ich mich nicht.
Ich war nicht traurig darüber, im nächsten Moment meinen Mann, der seinen Marinerucksack und seine Waffe bereits auf geschultert hatte, zu verabschieden.
Wahrscheinlich würde ich keinen Schmerz fühlen, ich würde mein Leben normal weiterführen.Durch meine Gedanken hatte ich einen großen Abstand zwischen Tommy und mir geschaffen, indem ich mein Tempo beschleunigte, konnte ich die Distanz schnell wieder aufheben.
Tommy ergriff erneut meine Hand, vor dem Bus machte er Halt und stellte seinen Rucksack ab."Denk an den Zettel. Wenn mir etwas widerfährt, soll mein Bruder davon erfahren, erzähl ihm von unserem Deal. Aber bitte pass auf, dass mein Vater nichts davon mitbekommt!", streng beäugte er mich.
Ich konnte mich gut an den Zettel erinnern, den er mir gab, als wir unseren kleinen Deal ausgemacht hatten."Hauptgefreiter Montgomery, ich gratuliere!", ein Mann, deutlich älter als wir, ging an uns vorbei und gratulierte Tommy für die Hochzeit.
Ungewohnt, diese Gratulationen zu hören, so würde es auch wahrscheinlich bleiben. Erst recht, wenn man die Wahrheit kannte."Und denk immer dran, wir werden beobachtet. E-Mails, Videoanrufe, alles. Wir dürfen nicht auffallen.", flüsterte er.
Ich wusste nicht, ob er wirklich dachte, dass ich so dumm war und alles aufs Spiel setzte. Ein paar Regeln konnte auch ich mir sehr gut merken.
Zumal es hier um meine Zukunft ging.
Ein zartes Nicken war meine Antwort.Nun war es Zeit Abschied zu nehmen, es war ein kurzer Kuss, unpersönlich und ohne jegliche Gefühle.
Tommy ging zum Bus und stieg ein, nervös spielte ich an meinen Ring. Ich fühlte mich so unwohl, wie noch nie. Die ganze Zeit fühlte ich mich beobachtet, als würde man über mich urteilen. Als wenn jede Minute jemand zu mir kommen würde und sagen würde, dass sie unsere Masche durchschaut hatten.
Aber dieser Fall trat nicht ein, zum Glück.Nachdem Tommy sich noch ein Mal zu mir umgedreht hatte, wank ich ihm zu.
Selbst das gefälschte Lächeln ging nur schwer über meine Lippen."Hey! Die frisch Vermählten müssen sich nochmal küssen!", Connor entdeckte mich und kam auf diese brillante Idee.
"Los, Jungs, schnappt sie euch!"
Die Jungs jubelten und kamen aus dem Bus geströmt.
Alistair, Greyson und Connor hoben mich hoch, ich versuchte mich zu wehren, aber ich hatte keine Chance gegen die drei Halbstarken.Alistair trug mich nun alleine auf seiner Schulter, sachte ging er dichter zum Bus, bei dem Tommy schon aus einem Fenster lugte.
Er grinste mich frech an."So, Eillieferung", gab Alistair, unter einem Lachen, hinaus.
Ich starrte in Tommys eisblauen Augen, wie oft ich mich wohl schon in ihnen verloren hatte?
"Tut mir leid", wisperte Tommy.
Ihm musste nichts leidtun, es war eine schöne Idee von seinen Freunden.
Auch wenn es etwas wackelig auf Alistairs Schulter war."Kuss! Kuss! Kuss! Kuss!", brüllten und klatschten die Jungs unter mir.
Wir sahen uns verlegen an, als wäre das Folgende etwas Verbotenes.
Tommy und ich kamen dichter aufeinander zu, schon schnell prallten unsere Lippen aufeinander.
Dieser Kuss war endlich wieder leidenschaftlicher, ich spürte das erhoffte Kribbeln, welches durch meine Gliedmaßen strömte.
Meine Hände legte ich an seinen Wangen ab, seine Hände glitten hinter meinen Hinterkopf.
Das Jubeln der Jungs machte es zu einem noch schöneren Moment.
Hätte Tommy sich nicht nach einigen Sekunden von mir gelöst, hätte ich es wahrscheinlich nie getan.Ein letztes Jubeln ertönte, damit man nicht die Röte in meinem Gesicht sah, versteckte ich es in meiner Armbeuge, bevor ich wieder auf den Boden gelassen wurde.
Tommy setzte sich in der Zeit auf seinen Platz."Ich werde dich vermissen, Tess.", Elijah nahm mich, mit missmutigem Ausdruck, fest in den Arm.
"Pass auf dich auf!", murmelte ich in sein Ohr.
Dieser Abschied war die reinste Qual.
Es zerriss mein Herz in tausend Teile, mein bester Freund würde schon bald tausende Kilometer von mir entfernt sein, er würde in den Krieg ziehen und um Leben und Tod kämpfen.
War es das letzte Mal, dass ich ihn so herzlich in den Arm nehmen konnte?
Das letzte Mal, dass ich persönlich mit ihm reden konnte?
In meinem Kopf schwirrten noch so viele Fragen, auf die ich alle keine Antworten bekommen würde.
Es machte mich schon fast wahnsinnig."Ich werde dich auch vermissen, Elijah!"
Er löste sich von mir.
"Und von dir erwarte ich einen Hit!", ein Lächeln bildete sich auf seinem Mund.
Er spielte auf meine Musikkarriere an, die schon viel zu sehr vernachlässigt hatte.
"Natürlich, nur für dich!"
Mit einem weinenden und einem lächelnden Auge schaute ich ihm hinterher.
Genau wie Tommy zuvor, stieg auch Elijah in einen, der vielen, Busse ein.Nun war ich wieder alleine.
Alleine mit meinen Problemen, meinen Ängsten und Gedanken.
Wie sollte ich all das nur aushalten?
Wie sollte ich es schaffen, nicht ganz durchzudrehen?"Herzlichen Glückwunsch!", eine Frau, die ich zuvor noch nie in meinem Leben gesehen hatte, beugte sich zu mir rüber.
Ihre schwarzen Haare fielen ihr leicht ins Gesicht, sie stand zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn neben mir.
"Vielen Dank", versuchte ich glücklich zu erwidern.
Immer noch sehr ungewohnt.Der Bus, der soeben langsam losrollte, riss wieder seine Aufmerksamkeit auf mich.
Mila, Elijahs Freundin, kam auf mich zu und hakte ihren Arm, unter meinen, ein.
"Ich kann es gar nicht fassen!", gab sie erschüttert von sich.
Eine Antwort gab ich ihr nicht, ich schaute lediglich dem Bus hinterher, der sich immer weiter von uns entfernte.
Nun war es Wirklichkeit, mein Ehemann fuhr in den Irak.
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Moments of hope
FanfictionEine Geschichte nach dem Film 'Purple Hearts'. Es war nicht leicht eine Wohnung und seine Medikamente zu finanzieren, wenn man nur eine einfache Kellnerin einer Bar war und auch nur mittelmäßig Erfolg mit seiner Band hatte. Wie sollte, sie alles län...