Hold On

5 2 0
                                    

Zwei Tage später sitze ich mit Kathrin nachmittags in ihrem Zimmer. Ich löffle gerade einen Becher Joghurt, als sie sagt: »Kim will heute Abend bowlen gehen und hat gefragt, ob wir mitkommen wollen.«

Ich zucke mich den Schultern. »Ja, klar.«

»Cool. Dann sage ich ihr zu. Das wird bestimmt super! Es gibt da auch eine gemütliche Sofa-Ecke, in der man prima knutschen kann.«

Jetzt hebe ich den Blick und sehe sie an. »Warum erzählst du mir das?«

»Weil du mich seit drei Tagen nicht mehr geküsst hast, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.«

»Habe ich wohl.«

»Auf die Wange.« Sie lässt ihre Worte sacken, und sie hängen zwischen uns in der Luft wie etwas, das niemand von uns beiden haben will. »Ich dachte, eine gemeinsame Unternehmung würde uns vielleicht gut tun.«

Ich nicke bloß und lasse den Löffel im Becher kreisen. Mir ist der Appetit gründlich vergangen.

»Ich muss los«, sage ich schnell und stehe auf, um meine Tasche zu schnappen und dann zur S-Bahn zu eilen, obwohl ich noch über zwanzig Minuten Zeit habe, bis meine Bahn einfährt und mich zum Nachmittagsunterricht bringt.


»Alexander, bleiben Sie doch bitte noch einen Augenblick.«

Die Professorin hält mich zurück, als ich gerade meinen Laptop in die Tasche packe. Alle meine Kommilitonen sind bereits aus dem Raum gegangen.

Frau Königshausen kommt auf mich zu. »Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«

Ihre Frage überrascht mich. Vor allem reden Studenten und Professoren im Regelfall nicht über Persönliches. »Ja, natürlich«, antworte ich. »Es ist alles bestens.«

Die Professorin sieht mich lange an. »Sie sind einer meiner besten Studenten, Alexander. Normalerweise beteiligen Sie sich auch aktiv am Unterricht. Aber in letzter Zeit wirken Sie abwesend. Ich wollte nur sichergehen, dass es Ihnen gut geht.«

Ich weiß, dass Frau Königshausen es gut meint. Aber ich habe keine Lust, mit ihr über Privates zu reden. Schnell sage ich: »Habe mir den Magen verdorben. Der Arzt meint, ich soll mich ein paar Tage lang schonen.«

»Dann bleiben Sie doch bitte nächste Woche zu Hause und schalten Sie sich online zur Vorlesung dazu«, schlägt sie vor.

»Danke, das mache ich.«

Sie wünscht mir eine gute Besserung und geht zurück zum Pult. Eilends verlasse ich den Raum.

Kathrin hat mir vorhin geschrieben, dass wir uns um 17 Uhr zum Bowling treffen. Die Bowlinghalle befindet sich ungefähr eine halbe Stunde von der Hochschule entfernt. Ich schlage den direkten Weg ein, obwohl es noch zu früh ist, um dort hinzugehen. Vielleicht bestelle ich mir schon einmal eine Cola.

Die automatische Tür schließt sich hinter mir, als mein Handy vibriert. Zu meiner Überraschung ist es eine Nachricht von Ben. Wir haben seit dem Treffen im Park nichts mehr voneinander gehört.

Ben: Hast du heute Abend etwas vor?

Während ich mich an die Bar setze, tippe ich eine Antwort.

Alex: Bin mit ein paar Leuten beim Bowling. Komm doch auch vorbei, wenn du Lust hast.

Keine Ahnung, ob es eine gute Idee ist, ihn einzuladen. Aber ich habe die Nachricht bereits abgeschickt.

Zehn Sekunden später vibriert mein Handy erneut.

Ben: Wenn das in Ordnung geht, gerne. Wann und wo?

Alive - Alex & BenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt