The Fire in Our Eyes

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Weihnachten rückt so schnell näher, dass ich kaum Zeit habe, um Luft zu holen. Diverse Abgaben stehen an und ich muss langsam anfangen, meine Aufschriebe zusammenzufassen, wenn ich vor der Prüfungsphase im Februar nicht in Stress geraten will.

Am vierzehnten Dezember lädt Benedict Ryce ein neues Lied hoch. Dieses Mal ist es wieder ein selbst geschriebenes. Ich höre es mir an, während ich an einer Zusammenfassung von einem Skript sitze.

Your eyes light up my world
in all shades of green.
Your smile shines through the snow
and warms me up inside.
Tell me, how can we just be friends
when there's this fire in my chest
and the burning feeling in my heart
whenever I'm with you?
Tell me, do you feel the same
or is it just me,
hoping that you love me
deep inside your heart?

Noch während er singt, muss ich meinen Stift zur Seite legen und einige Male tief Luft holen. Das Lied berührt mich tief in meinem Herzen, aber es ist noch etwas anderes, das mich beschäftigt. Ich weiß nicht, was es ist, aber das Lied fühlt sich sehr persönlich an.

Seit dem Besuch in der Therme hat Ben angefangen, mir Herzchen-Emojis zu schicken. Und ich ertappe mich jedes Mal dabei, wie ich ein Vollidiot grinse, wenn er es tut. Mehr als einmal schweben meine Finger über den Herz-Emojis in verschiedenen Farben, aber ich traue mich nie, einen davon abzusenden. Es käme einem Geständnis gleich, das ich noch nicht bereit bin, abzulegen.


Am Nachmittag des zwanzigsten Dezembers stehe ich im Bad und male mir mit dem Eyeliner, den ich mir auf dem Heimweg im Drogeriemarkt gekauft habe, ein paar Punkte und Striche ins Gesicht. Ich betrachte mein Werk im Spiegel.

»Sieht das okay aus?«, frage ich Bastian, der in der Küche sitzt und Kaffee schlürft. Er hebt den Kopf und verschluckt sich. Noch während er hustet, lacht er bereits.

»Ich weiß ja nicht, was du vorhast, aber du sahst noch nie so bescheuert aus«, erklärt er, um einen nüchternen Tonfall bemüht, was ihm aber gründlich misslingt.

»Weihnachtsfeier von der Hochschule«, murre ich und gehe zurück ins Bad, um das Kunstwerk auf meinem Gesicht noch einmal von vorne zu beginnen. Als ich einigermaßen zufrieden bin, gehe ich zurück in mein Zimmer und greife nach dem Kopfschmuck, den ich später tragen will. Es behagt mir nicht besonders, mit dem Make-Up im Gesicht in die Bahn zu steigen, aber mich vor Ort in den Toiletten zu schminken, fand ich noch unangenehmer.

Als es Zeit ist zu gehen, wickle ich mir meinen dicken roten Schal so um den Hals, dass meine untere Gesichtshälfte darin verschwindet, und mache mich im sanft fallenden Schnee auf den Weg zur Hochschule. Mit Ben habe ich vereinbart, dass wir uns dort treffen.


Das zweite Semester hat keine Mühen gescheut, den Hörsaal so weihnachtlich herzurichten wie möglich. In der Mitte des Raumes befindet sich eine große freie Fläche. An den Wänden sind Tische aufgereiht, auf denen schon allerhand duftende Plätzchen, leckerer Salat und Pizzaschachteln bereitstehen. Girlanden, Christbaumkugeln und allerhand andere Deko hängt, klebt, steht oder liegt im gesamten Raum verteilt.

Es sind schon ein paar Leute aus meinem Studiengang anwesend, darunter einige bekannte Gesichter. Am liebsten hätte ich direkt wieder kehrtgemacht, als Anna mich erspäht und auf mich zukommt.

»Alex? Bist du das?«

Sie trägt ein viel zu kurzes rotes Kleid mit weißen Bommeln. Besonders passend zum Motto des Abends ist ihr Outfit nicht.

»Ist ja echt 'ne süße Verkleidung«, sagt sie grinsend, nachdem sie mich gemustert hat.

Ich spüre, wie mir die Schamesröte ins Gesicht steigt, und rücke meine Brille zurecht.

Alive - Alex & BenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt