18. Kapitel

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Traum lief anmutig über die Lichtung. Man sah ihr ihr Schicksal nicht an. Sie hatte mir alles erzählt, bevor Strudel und Riese mit Beute zu uns gestoßen waren.
Ich hatte die beiden erstmal zusammen geschnauzt, dass sie mich hätten wecken sollen, woraufhin Strudel nur "Du siehst aber so friedlich aus, wenn du schläfst.", gesagt hatte und somit war das Thema beendet. Ich wusste, dass meinem Bruder aufgefallen war, dass ich mir Sorgen machte, doch er fragte nicht.

Traums Schicksal war viel zu Berührend. "Die Morde in meinem Rudel sind anders, als die in deinem. Bei dir weiß man nicht, wer es ist, aber bei mir passierte es vor den Augen aller.", hatte sie mir erklärt. "Rot, mein Anführer herrscht mit Angst und durch Gewalt. Sich ihm zu Wiedersätzen bedeutet deinen Tod. Ihm zu glauben jedoch auch.", hatte  sie gesagt und man hatte ihr angesehen, dass der letzte Satz eine tiefere Bedeutung hatte.

"Meine Eltern wollten uns, also mir, meinem Bruder und meinen Schwestern, ein schöneres Leben ermöglichen. Wir sollten flüchten, doch unser Bruder, Glück, wollte bleiben. Er meinte, weglaufen würde nichts bringen. Wir schmiedeten also ohne ihn Pläne und als der Tag der Flucht gekommen war, schlichen wir aus unserem Bau, doch fast alle waren wach. Glück hatte uns verraten!" Sie klang nicht mal wirklich wütend, eher enttäuscht. "Rot meinte, wir könnten gehen. Uns war klar, dass es einen Stein im Fluss geben musste. Wir hatten recht. Als wir gehen wollten rief er, Freiheit sei doch so wertvoll. Mehr als drei Leben. Wir konnten nichts tun.", Traum brach ab und Trauer spiegelte sich in ihren Augen wieder.

"Er tötete sie. Vor unseren Augen. Nicht nur unseren Eltern, sondern auch Glück. Das letzte was ich in seinem Blick sah, war Erkenntnis, dann rannten wir davon.", hatte sie erklärte. Ich hatte es nicht fassen können- und jetzt konnte ich es immer noch nicht.
"Machst du dir wegen deinen Visionen sorgen?", fragte Strudel plötzlich mit einem bitteren Unterton. Erschrocken blieb ich stehen. Woher wusste er das?
Ich sah zu Traum, doch sie sah genauso erstaunt aus. "Warum hast du sie mir verschwiegen?", knurrte Strudel wütend. "Ich.... woher weißt du das?", stammelte ich. "Ich habe dich in einem Traum gesehen, wie du in einen See gestarrt hast. Mir war klar, dass du mehr als Wasser gesehen haben musst. Ich vermutete Visionen.", sagte er trocken.

Sein Blick war verletzt und ich fühlte mich Elend- verdammt Elend. Warum hatte ich es ihn verschwiegen?
Er hatte mir vertraut, dabei hatte ich nicht mal Beweise und er hat mich jedesmal aufgebaut, wenn ich gezweifelt hatte.
Er hatte mich verteidigt, wenn ich nicht in der Lage war es selbst zu tun, er hätte sein Leben für mich gegeben und ich habe ihm etwas wichtiges vorenthalten.

Habe ihn angelogen, ihn in Sicherheit gewogen, die nicht existierte.
Alles drehte sich, auch meine Gedanken. Mein Beine schmerzten plötzlich, aber meine Dummheit noch viel mehr. Hatte ich wirklich geglaubt es ihm zu verheimlichen, würde es besser machen? Dachte ich er würde nicht gerne wissen, dass ich sterbe? Dachte ich, es würde ihm nicht leichter fallen, sich auf meinem Tod vorzubereiten? Hatte ich das wirklich gedacht?

"Ich....", krächzte ich, doch meine Stimme versagte.
Denn mir war bewusst, keine Entschuldigung wäre genug. Wird mir Strudel je verzeihen?

Die Tat des MondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt