Kapitel 2

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Die Fahrt in meine Wohnung verlier stillschweigend. Ab und zu habe ich zu Carina geschaut, doch sie sah nur aus dem Fenster. Ich glaube, es ist sogar ihre erste Reise nach London.

Ich versuche mich auf den Verkehr zu konzentrieren aber immer wieder schweifen meine Gedanken ab. Was kann das nur für ein Problem sein, dass Daniele meine Hilfe benötigt. Vor allem, warum ist er nicht selbst zu mir gekommen. Immerhin benötigt er die Hilfe. Mich treibt es in den Wahnsinn, dass Carina hier ist und, dass die Beiden meine Hilfe benötigen. Aber ich warte lieber ab, was bei dem Gespräch herauskommt und dann entscheide ich, ob ich ihnen helfe. Aus guter Erfahrung weiß ich, dass es nicht Immer positiv für einen ausgeht, wenn man der Familie de Medici hilft und schon gar nicht, wenn man sich blauäugig in eine Situation hineinstürzt, die man vorher absolut nicht kannte. Je näher wir auch meiner Wohnung gekommen sind desto nervöser wurde ich. Glücklicherweise fand ich auch genau vor meinem Wohnhaus ein Parkplatz. Somit wurde mir wenigstens ein Spaziergang durch die Kälte erspart. Ohne ein Wort steigt Carina aus meinem Auto. Es scheint als hätten wir Beide unsere Sprache verschluckt. Als wir beide ausgestiegen sind, schaut Carina mich erwartungsvoll an. Ich gebe ihr mit einer Geste zu verstehen, dass es sich um das Haus hinter mir handelt und sie mir folgen soll. Meine Hände gleiten in meine Jackentasche und suchen meine Schlüssel. Erst jetzt merke ich wie sehr meine Hände am zittern sind. Ich bin wirklich ein Kessel voller Überraschungen. Erst bin ich kurz vor einem totalen Zusammenbruch, dann freue ich mich auf meinen Feierabend und jetzt mache ich mir vor Angst in die Hose, weil Carina und Daniele Hilfe brauchen.

„Warum bist du so nervös?", kommt es fragend von Carina. Ich schaue zu ihr hoch und sehe, dass jetzt auch sie eine Augenbraue hochgezogen hat. Zwischen ihr und mir liegen, was die Körpergröße betrifft, knapp zehn Zentimeter und ich fühle mich dadurch wie ein kleiner Welpe.

Weil ich ihr keine Antwort gebe und stattdessen sie nur wie ein aufgescheuchtes Reh anschaue, legt sie ihre Hand auf meine und dreht den Schlüssel im Schloss um. Als sich unsere Hände berühren durchfährt mich sofort ein warmes Gefühl.

Nein Anna, hör auf! Ich verpasse mir gedanklich selbst eine Arschtritt. Ich muss jetzt sachlich bleiben und darf mich nicht ablenken lassen.

„Wo müssen wir hin?" Ich realisiere, dass wir in meinem Hausflur stehen. Vielleicht liegt es an Carinas Hand, die noch auf meiner liegt, dass ich so neben der Spur bin. Zugegeben, dass ist nicht der einzige Grund, warum ich so neben der Spur bin.

Ich schüttle meinen Kopf. „Wir müssen ganz nach oben.", sage ich und gehe voraus. Hinter mir lacht Carina auf und ich werde augenblicklich rot im Gesicht.

Das Treppensteigen fühlt sich für mich an als würde ich den Himalaya erklimmen. Eigentlich machen mir die Treppen nichts aus, doch heute hat mein Herz ein paar Probleme mit der Anstrengung.

Als ich oben vor meiner Wohnungstür stehe, merke ich, dass sich Carina genau hinter mich gesteht hat.

„Brauchst du wieder meine Hilfe oder schaffst du es dieses Mal alleine die Tür aufzumachen?", fragt sie mich und ich höre die Belustigung in ihrer Stimme.

„Nein, ich schaffe das schon alleine.", gebe ich ihr zurück und meine Antwort klingt schnippischer als gewollt. Ich weiß, dass das ironisch gemeint war und absolut nicht böse.

Ich drehe den Schlüssel im Schloss um und sofort nach dem öffnen der Tür kommt mir ein Mandarinengeruch entgegen.

In meinem schmalen Flur haben Carina und ich kaum Platz, weswegen ich ein Stückchen weiter nach vorne gehe. Carina ist so lieb und nimmt mir meine Jacke ab, um sie an die Garderobe zu hängen.

„Möchtest du etwas trinken?", frage ich sie und deute ihr dabei an mir in die Küche zu folgen.

„Wenn es dir nichts ausmacht würde ich gerne einen Kaffee nehmen." Nickend drehe ich mich um und gehe in meine Küche.

Ein Drama namens LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt