Kapitel 9

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Ich werde durch das Klingeln meines Handys unsanft aus meinem Schlaf gerissen.

Verschlafen öffne ich meine Augen und schaue auf mein Handy, das rechts neben mir, auf dem Nachtschrank liegt. Mehrmals muss ich blinzeln, um zu sehen wer mich anruft. Ich habe die Nummer nicht eingespeichert und kurz bevor ich das Telefonat annehmen wollte, war der Anruf auch schon vorbei.

Unberührt lege ich mein Handy wieder auf den Nachtschrank und lasse mich danach wieder in mein Kissen sinken.

Gerade als ich meine Augen geschlossen habe, nehme ich eine Hand auf meinem Bauch wahr. Erschrocken reiße ich die Augen auf, setze mich ein wenig auf, schaue nach links, wem die Hand gehört und sehe Carina. Ihre Haare sind ihr ein wenig ins Gesicht gefallen, doch ich muss schmunzeln bei ihrem Anblick. Sie sieht auch im Schlaf wunderschön aus. In ihrem Gesicht kann ich ihr deutlich ansehen, wie entspannt sie zu sein scheint. Moment! Entspannt?! Was ist gestern passiert? Habe ich etwa etwas getrunken und kann mich nicht mehr daran erinnern? Hatten wir Sex?

Jetzt einmal ganz langsam! Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich duschen gewesen bin, danach war Carina duschen und mir hat sich ein sehr schönes Bild geboten, denn sie ist nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet, durch ihre Wohnung gelaufen. Und ja, es war eine Provokation für mich, denn sie hat wirklich einen wunderschönen Körper. Ich muss sie einmal fragen, ob sie noch den Fechtsport nachgeht. Und zu gerne wäre ich gestern über ihre Haut gefahren.
Verfluch Anna! Reiß' dich zusammen! Also weiter im Text. Wir haben am Abend noch etwas zu Essen bestellt. Dabei haben wir wirklich viel gelacht und geredet. Ab und zu haben sich unsere Hände berührt aber so nah wie in meinem Schlafzimmer sind wir uns nicht gekommen. Nach dem Essen habe ich mich von ihr verabschiedet und bin ins Bett gegangen - ALLEIN.

„Hör' auf so viel am Morgen nachzudenken.", kommt es verschlafen von Carina. Oh mein Gott! Sie hört sich so sexy an, wenn sie verschlafen ist. Ihre Stimme ist leicht rau und tiefer als sonst. „Mir war kalt in der Nacht und ich habe mich so alleine gefühlt auf dem Sofa. Dann habe ich mich einfach zu dir ins Bett gelegt und einfach nur sehr gut geschlafen." Ihre Worte treiben mir die Röte ins Gesicht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch sehr gut geschlafen. Ich weiß nur nicht, ob es an ihr liegt oder daran, dass ich so müde gewesen bin.

„Wichtig ist, dass du gut geschlafen hast und dir nicht mehr kalt gewesen ist.", sage ich zu ihr und mustere noch für einen Moment ihr wunderschönes Gesicht.

„Naja, du hast dich auch gefreut, dass ich ins Bett gekommen bin, denn du hast dich auch an mich gelegt." Ungern gebe ich zu, dass ich schon wieder rot im Gesicht geworden bin. „Es sagt auch niemand, dass es mich gestört hat, dass du ins Bett gekommen bist.", gebe ich ihr als Antwort zurück. Vielleicht ist es jetzt auch einfach Zeit, dass ich die Krallen ausfahre und mit ihr das Spiel spiele.

„Ich weiß, dass es dich nicht gestört hat. Ich könnte jede Nacht mit dir schlafen." Ihr Worte verursachen ein Kribbeln in meinem Bauch. Wenn Carina nur wüsste was ihre Worten und Taten in mir auslösen. Gerade will ich ihr eine passende Antwort geben, da klingelt mein Telefon schon wieder.

Carina beugt sich über mich. Ich spüre ihren Oberkörper deutlich auf meinem Brustkorb. Mein Atem stockt und ich spüre ein angenehmes Ziehen in meinem Unterleib. Das kann doch jetzt nicht wahr sein! Muss mein Körper mir jetzt, in einem so unpassenden Moment, sagen, dass ich Carina unwahrscheinlich attraktiv finde?! Um es einmal ganz klar auszudrücken, my horniness is killing me!

Während ich noch über meine Sexfantasien mit Carina nachdenke und ich mich mit meiner inneren Göttin streite, hat Carina sich derweil schon mein Handy geschnappt.

Meinen Kopf wende ich leicht nach links und sehe, dass sich ihr Gesichtsausdruck stark ins negative verzogen hat.

Wer ruft mich an und schafft es Carina so die Laune zu verderben? Entweder meine Mutter oder mein Menstruationszyklus. Moment? Hab ich das gerade wirklich gedacht? Oh Lord, ich brauche eine kalte dusche!- ALLEIN!

„Nein, Miss Brown, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Anna ist bei mir."
Miss Brown? Mein Gehirn läuft auf Hochtouren, um herauszufinden, wer Miss Brown ist.

Doch dann wird es mir schlagartig bewusst. Ava! Was will sie von mir und noch viel spannender ist es zu erfahren, woher sie meine Handynummer hat.

„Sie müssen nicht wissen, warum Anna bei mir ist. Aber wenn Sie es unbedingt wissen möchten, kann ich Ihnen nur sagen, dass wir uns einen schönen Abend gemacht haben und auch gerade erst aufgewacht sind.", antwortet Carina ihr mit einer engelsgleichen Stimme. Ich könnte Carina köpfen! Was will Ava überhaupt von mir?

„Miss Brown, ich weiß, dass heute ein wichtiges Treffen in der Kanzlei stattfinden wird und ich finde es auch sehr löblich, dass Sie Anna abholen wollten, aber wenn Sie auf die Uhr schauen würden, wüssten Sie, dass es noch über zwei Stunden sind, bis das Gespräch stattfinden wird." Carina schaut mich an und verdreht die Augen. Mittlerweile ist es ihr deutlich anzuhören, dass sie genervt ist. Mich würde wirklich interessieren worüber sich die Beiden unterhalten.

„Ich weiß. Natürlich bringe ich Anna in die Kanzlei. Bis später.", brummt Carina in mein Handy. Das Handy legt sie links neben sich.
„Woher hat Ava meine Handynummer und was wollte sie?", frage ich Carina direkt.

„Daniele wird sie ihr gegeben haben und sie ist an deiner Wohnung und wollte dich abholen.", sagt Carina zu mir.

„Und worüber habt ihr diskutiert?"

„Erstens bin ich Italienerin, ich liebe es zu diskutieren und zweitens, du hast mitbekommen worüber wir gesprochen haben."

Natürlich habe ich mitbekommen worüber sie gesprochen haben. Aber ich glaube nicht, dass sie nur darüber gesprochen haben.

„Ja habe ich. Wie viel Zeit haben wir noch bis wir in der Kanzlei sein müssen?"

„Noch über zwei Stunden. Und jetzt beruhige dich und lass' uns noch ein bisschen schlafen." Eigentlich wollte ich ihr noch sagen, dass ich jetzt aufstehen will, da ich mich auch noch ein bisschen vorbereiten möchte, doch Carina legt ihren Kopf auf meine Brust und ihren Arm um meinen Bauch. Und genau das war der Moment in dem mein Kopf aufgehört hat zu denken. 

Ein Drama namens LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt