Kapitel 8

47 2 1
                                    

Die ganze Fahrt zu ihren Eltern verlief schweigend. Carina hat wieder neben mir Platz genommen, doch ihre Hand blieb dieses Mal bei ihr. Auch Daniele hat kein Wort auf der Fahrt verloren. Vielleicht hat er das Verhalten mitbekommen, was seine Schwester an den Tag legt. War sie früher auch schon so und ich habe es nur nicht bemerkt?

Mich macht die ganze Situation einfach nur noch verrückt. Mittlerweile bereue ich es schon, dass ich zugesagt habe Daniele zu helfen, wobei, ich würde mein tolles Büro, hier in Rom, wirklich vermissen.

Aber mir bleibt jetzt nichts anderes übrig als der Familie de Medici zu helfen.

„Anna, möchtest du auch eine Kaffee?", fragt mich Francesca und reißt mich aus meinen Gedanken.

„Ähm...nein, vielen Dank.", stammle ich mir zurecht. Vor fünf Jahren hat sich das ganze Drama in der Villa abgespielt. Neben Carina waren auch ihre Eltern die Hauptdarsteller in diesem Drama. Ein bisschen unwohl habe ich mich schon gefühlt, als wir zur Villa gefahren sind. Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich immer noch unwohl. Ich weiß wie Francesca und Giovanni sein können. Nach außen mögen sie vielleicht nett wirken, aber sie können auch anders.

„Kommt, wir gehen in den Salon", Giovanni's tiefe Stimme hallt durch die Küche. Beim Klang seiner Stimme zucke ich zusammen.

Francesca, Daniele und ich folgen dem Herrn des Hauses in den Salon. Mich wundert es, dass ich keine Angestellten in der Villa sehe. Normalerweise laufen sie wie Ameisen durch die Villa. Auch nach über fünf Jahren bin ich fasziniert von der Villa. Francesca hat wirklich Geschmack bei der Einrichtung gezeigt. Edler Marmor schmückt den Boden und teure Möbel verfeinern das Gesamtbild. Die Wände sind sehr hoch und durch die vielen Fenster, wirken die Räume noch größer. Und durch Wie viel Geld in die Inneneinrichtung geflossen ist, möchte ich lieber nicht wissen.

Setzt euch, bitte.", fordert Giovanni uns auf. Er und seine Frau nehmen gegenüber von mir und Daniele platz. Carina habe ich seit unserer Ankunft nicht mehr gesehen. Gebannt schaue ich abwechselnd zwischen Giovanni und Francesca hin und her.

„Anna, du weißt gar nicht wie dankbar ich dir bin, dass du Daniele hilfst. Dafür werde ich dir für immer dankbar sein." Auch jetzt lässt mich Giovanni's tiefe Stimme leicht zusammenzucken. Warum bin ich nur so schreckhaft? Natürlich weiß ich, was in der Vergangenheit passiert ist aber das kann unmöglich der Grund dafür sein. Verflucht, ich bin Rechtsanwältin und sollte definitiv nicht schreckhaft sein! Außerdem brauche ich mich für nichts zu schämen, was in der Vergangenheit passiert ist, höchstens für mein Verhalten an dem Tag meiner Abreise.

„Ich helfe doch gerne.", sage ich lächelnd.

„Hat Daniele dir schon Unterlagen zukommen lassen?, fragt Giovanni mich.

„Ja, und ich habe mich auch schon ein bisschen eingelesen.", beantworte ich ihm seine Frage und Giovanni nickt zufrieden.

„Hast du irgendwelche Fragen zu dem Prozess?" Giovanni nippt an seinem Espresso und schau mich erwartend an.

Natürlich habe ich Fragen. Nicht nur zum Fall. Aber ich glaube, dass Giovanni mir nur ein drittel meiner Fragen beantworten kann.

„Ich habe Fragen, aber Diese kann ich mir auch beantworten, wenn ich mir die Akten noch einmal durchlese beziehungsweise wenn ich mit den Mandanten zusammenarbeite. Außerdem weiß ich, dass ich Daniele und Ava jederzeit anrufen kann, wenn ich Fragen habe.", sage ich Giovanni freudestrahlend.

„Achja, unsere liebe und hilfsbereite Ava!", kommt es sarkastisch von Carina, die gerade in den Salon kommt und mit den Augen rollt. Sie setzt sich neben Daniele auf das Sofa und ich beschließe ihren Kommentar zu ignorieren. Nicht nur ich fand den Kommentar sehr überflüssig, denn auch Giovanni und Francesca schauen Carina fragend an. Während Carina mit ihrem Handy beschäftigt ist, widmet sich Giovanni wieder an mich.

Ein Drama namens LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt