Tag 18

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《Oh nein! Ihr habt dak Zimmer verlaken? Wie schreklisch!》

Paul sah sich um und entdeckte den Chinesen der aus einem Nebenzimmer in den Flur getreten war. Der Geist auf dem Pferd war verschwunden. Und der Chinese hielt sich wahnsinnig die Hände über den Kopf.
《Nik noch mehr Tote!
So schreklisch!》

Erasmus war auch nicht mehr nach Lachen zu Mute.
《Die Wilde Jagd? Ich hörte von diesen Geistern. Angeblich sind sie durch Unrecht was ihnen angetan worden ist  gestorben und reiten über den Himmel! Es heißt wer in Ungerechtigkeit stirbt, kann sie sehen und zu sich rufen, um sie auf seine Peiniger zu hetzten.
Alle, die durch die Wilde Jagd zu Tode kommen, müssen für immer und ewig mit ihnen zusammen jagen!》

Paul wischte sich das Blut durch die Scherben aus dem Gesicht.
《Aber sind Geister nicht ganz schwache Wesen? Man soll die doch kaum sehen können und etwas anfassen können sie doch auch nicht. Geschweige denn jemanden umbringen.》

Das Heinzelmännchen deutete auf den Chinesen und sprang auf der Schulter des Braunhaarigen hin und her.
《Durch einen ausgesprochenen Fluch ist die Wilde Jagd sehr mächtig.
Der Chinese wusste von der Jagd!
Er soll erzählen was er weiß!!!》

Ihr Gastgeber warf sich zu Boden und sah beschämt zu den beiden hinauf.
《Schuld! Ik habe Schuld auf mik geladen!!!
Dak ganze Dorf hat es getan!》

Und so fing der Chinese an zu erzählen.

Als das Dorf noch im besten Zustand war und er hier längst lebte und sein Hotel gegründet hatte, war ein armer Mann ins Dorf gekommen. Anders als der reiche Chinese, der herzlich willkommen war, wollte den Armen niemand haben.
Essen und Trinken wurden ihm verwehrt. So musste er aus dem Bach trinken und die Abfälle aus den Müll fischen.
Eine Bleibe wurde ihm auch verwehrt und so schlief er jede Nacht woanders. Wenn es kalt war, versteckte er sich im Stroh eines Bauern, wo ihn die Mäuse bissen.
Wenn es warm war, schlief er auf Bänken im Dorf, von denen ihn die Kinder runterwarfen.
Auch der Chinese half dem Armen nicht, aus Angst, dass die Einheimischen ihn auch pisakken würden.
Eines Nachts schickte der Bürgermeister einen Schlägertrupp aus, den Armen zu verprügeln, damit er aus dem Dorf verschwand!
Als sie den Armen schlimme Dinge antaten, entdeckten sie, dass er viel Geld mit sich herumtrug, es aber nie ausgegeben hatte. Der Grund war, dass er das Geld gefunden hatte und es als Unrecht ansah, sich davon ein schönes Leben zu machen. Lieber ließ er sich verprügeln!
Die Dorfbewohner nahmen das Geld und bauten davon einen Bahnhof, damit der Ort noch bekannter wurde.
Schließlich nahm sich der Arme das Leben im Klohhäuschen und verfluchte das Dorf mit seinem letzten Atemzug.

Wenig später war die Wilde Jagd erschienen, die jeden tötete, der nachts nicht in seinem Häuschen war.
Bald versteckten sich alle in ihren Häusern. Doch dann erschien die Wilde Jagd erneut und forderte, dass jede Nacht ein Opfer nach draußen geschickt wird! Sollte dies nicht passieren, würden alle in ihren Häusern getötet werden. So entstand ein Opferkult! Eltern schickten ihre Kinder nach draußen, um selbst verschont zu bleiben. Und auch die Alten und Schwachen wurden ausgesperrt.
Wer umziehen wollte, wurde kurz vor dem Dorfrand von der Wilden Jagd erschlagen.
Dies ging so bis heute, wo nur noch wenig schuldige Menschen am Leben waren.
Der Chinese hatte sich jede Nacht draußen aufgehalten, aber die Geister wollten ihn bisher nicht.

Nach der langen Geschichte hatte Paul das ganze fast verstanden.
Die zunehmend Angst der Dorfbewohner hatte der Wilden Jagd übermäßige Kräfte verliehen!

《Aber man kann der Wilden Jagd entkommen, wenn man eine ganze Nacht vor ihnen fliehen kann?》
Der Chinese nickte.
《Aber heute haben die Geister gesagt, dass es 6 Opfer gibt!
Wer sind die?》
Erasmus zählte an seinen kleinen Fingern ab.
《Paul, der Chinese, ich und?》

Erneut kam der Chinese zu Wort.
《Es gibt da einen alten Mann, der auk jede Nakt draußen ist.
Heute soll dak letzte Kind rausgeschikt werden. Ein Mädken.
Und es gibt noch eine Frau, die auk heute angekommen ist, wie Ihr.》

Erasmus setzte sich auf Pauls Kopf und steuerte den Menschen, indem er Haare ausrupfte.
《Die besten Chancen haben wir draußen! Lasst die Spiele beginnen!!!》

Als sie die Tür aufgestoßen hatten, sahen sie die Leiche eines Mädchens auf den Treppen zum Hotel liegen.
Ihr Kopf war zerschmettert und das Gesicht klebte wie Marmelade auf dem Boden.
Der Chinese bekam ganz große Augen.
《Nik das letzte Kind!!!》

Hinter dem Kopf des Chinesen tauchte eine Keule auf und schlug den Schädel wie einen Baseball davon.
Der kopflose Körper stolperte die Treppe herunter und blieb in dem zermaschten Gesicht des Mädchens liegen.

Der Geist auf dem Pferd stand hinter Paul und Erasmus.
Den haben wir uns zum Schluss aufgehoben! Der Alte Mann im Dorf ist heute auch noch dran!
Die Angst der beiden schmeckte so gut. Wie sie sich jede Nacht fast eingeschissen haben, obwohl sie ja sterben wollten!!!

Hinter dem Anführer mit der Keule standen an die 100 Pferde und auf jedem saß ein toter Mensch. Darunter waren Frauen, Kinder und der Chinese, der sie mit den leeren Augenhöhlen seines Skelett-Schädels ansah!

Paul aktivierte seinen Dolch und hob diesen schützend vor sich.
Der Anführer der Wilden Jagd lachte herzlich.
Was soll denn diese Miniaturwaffe?
Willst du mich stechen wie eine Mücke? DAS GANZE DORF STÄRKT UNS!!! WAS WILLST DU TUN?

Lilithian stand auf dem höchsten Haus und sah das ganze Dorf von oben. Von dort oben erkannte sie auch, was Paul bisher nicht wahrgenommen hatte!
Die Verpestung hatte das ganze Dorf eingenommen.
Das gesamte Dorf war verpestet und dies nicht erst seit heute, sondern seit Jahren!!! Paul hatte es nicht bemerkt, weil der Zug direkt hindurch gefahren war und Paul erst in der Verpestung selber ausgestiegen war.
Die beiden würden keinerlei Chance haben!

Lilithian musste schmunzeln und hokte sich hinter einen Schornstein.
《Wird er draufgehen? Oder schafft er es? Ich hätte Popcorn mitnehmen sollen!》
Sie entdeckte einen kleinen Laden, der erst kurze Zeit geschlossen sein musste. In der Auslage lagen allerlei Snacks.
Sie leckte sich ihre Lippen und der Bauch knurrte.

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