4. Dezember

18 3 1
                                    

Nach ein paar Stunden wacht sie allerdings auf und weiß, dass sie etwas entscheidendes vergessen hat. Die Elfen. Sie muss den Elf noch drapieren. Sie schaut auf die Uhr und es ist halb sechs. Sie wird wahrscheinlich gleich nicht noch einmal schlafen können, denn in wenigen Minuten wird Nieves wach sein. Zum Glück hat Gwyn die Fotos vom ersten Jahr alle in einem kleinen Fotoalbum und weiß sofort, was sie mit dem Elfen anstellen will. Dieses Mal hätte sie sogar eine eigene Idee gehabt, aber sie will alle von ihm durchziehen. Alle nachbauen. Bis zum vierundzwanzigsten Dezember. Auch heute wird sie zwei Mal die Elfen drapieren, weil sie es gestern nur für den ersten und zweiten Dezember geschafft hat, nicht aber für den dritten. Den ersten Elf für heute drapiert sie nun zwischen Wohnzimmer und Küchentür. Er hatte damals extra eine Schaukel für den Elfen gebaut, die sie nun aufhängt und den Elfen drauf setzt. Als sie gerade fertig ist und den Elfen noch einmal in die Hand nimmt, kommt Nieves herein, die schnurstracks auf das Wohnzimmer zu geht, ohne dass sie Gwyn wahrnimmt. Sie haben zwei Durchgänge, die in das Wohnzimmer führen. Gwyn bleibt grinsend in der Tür stehen und schaut dabei zu, wie Nieves sich ganz unschuldig auf das Sofa setzt und den Fernseher bedient. Sie weiß schon ganz genau, wie das geht und bis eben wusste Gwyn nicht, dass ihre Tochter schon so gerissen ist. Sie bleibt noch zwei weitere Minuten in der Tür stehen, die Nieves sich die nächste Folge von Weihnachtsmann und Co KG anmacht, bis sie selbst ins Wohnzimmer schlendert.

"Erwischt" , sagt sie und umarmt Nieves, sodass sie zur Seite übers Sofa fällt und auf dem Rücken landet. Nieves schaut sie mit großen, angsterfüllten Augen an.

"Du weißt doch, dass du morgens kein Fernsehen schauen sollst" , sagt sie.

"Ich habe es das erste Mal gemacht. Versprochen!" , beteuert sie.

"Soll ich dir das wirklich glauben?" , fragt sie. Im Hintergrund läuft immer noch die Folge der Serie.

"Heute Abend darfst du die Folge schauen, aber nicht am Morgen, okay?" , fragt Gwyn. Sie findet, das das ein fairer Deal ist. Sie nimmt die Fernbedienung und schaltet den Fernseher aus. Nieves schmollt ein bisschen, weiß aber, dass sie einen Fehler gemacht hat und geht gemeinsam mit Gwyn in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten.

"Aber heute Abend bin ich doch bei Oma Bente" , sagt sie. "Und bei Oma Bente darfst du immer so viel Fernsehen, wie du willst! Das ist also kein Grund zum meckern. Oma ist einfach viel zu nett" , antwortet Gwyn, bevor sie die beiden Toastscheiben in den Toaster schiebt. Nieves hat sich schon an den Tisch gesetzt und wartet auf ihren Orangensaft. Gwyn holt währenddessen den kleinen Weihnachtsteller von Nieves heraus und stellt ihn ihr vor die Nase.

"Was willst du essen?" , fragt sie.

"Bauernhofkäse" , sagt Nieves und Gwyn holt ihn aus dem Kühlschrank. Bevor das Toast fertig ist, holt Nieves sich eine Scheibe aus dem Karton und isst ihn. Den Bauernhofkäse sucht sie sich immer beim Einkaufen aus. Es ist ihr Lieblingsaufschnitt. Nachdem das Toast fertig ist, essen die beiden gemeinsam frühstück und machen sich für den Tag fertig. Heute ist Gwyn mit ihren Freundinnen verabredet. Sonntags ist Nieves oft bei Oma Bente. Diese freut sich und Gwyn freut sich, wenn sie einen Tag in der Woche für sich Zeit hatte. Nieves liebt es bei Oma Bente, denn dort kann sie so viele Süßigkeiten essen wie sie will und so viel Fernsehen, wie sie will. Oma Bente Und Opa Talin meinen es einfach zu gut mit der Kleinen. Heute will Nieves ein Kleid anziehen.

"Dafür ist es viel zu kalt, Nieves" , versucht Gwyn eine Diskussion zu starten, doch sie redet gegen eine Wand an. Kinder haben einfach ihren eigenen Kopf. Sie versucht es noch eine Weile, bis sie aufgibt, weil sie keine Zeit mehr haben und sonst zu spät zu Oma Bente kommen würden. Sie zieht Nieves einfach eine Strumpfhose drunter und die dicke rosa Jacke an. Sich selbst zieht sie ebenfalls einen Mantel an und dann machen die beiden sich auf den Weg. Oma Bente und Opa Talin wohnen zum Glück nur ein paar Straßen weiter. Sie klingelt und will eigentlich nur Nieves abgeben, weil sie sich noch für ihre Freundinnen ein wenig frisch machen will. Sie muss unbedingt duschen gehen und will ein dezentes Make-Up auftragen. Darauf hat sie heute irgendwie Lust, auch wenn sie sich sonst nicht gerne schminkt. Doch ihre Großeltern haben andere Pläne.

Next Stop: ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt