Kapitel 21

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Dracos Pov:

Die Luft ist kalt und lässt einen innerlich erzittern, aber überall kann man bereits Vögel zwitschern hören und Blumen sprießen sehen. Nur kleine Stängel ragen aus der Erde, aber schon an den Formen ihrer Knospen kann man erkennen, welche hübschen Blüten eines Morgens dort stehen mögen.

So früh trifft man am Wochenende nicht viele Menschen in der Stadt. Trotzdem war ich mir sicher Harry würde schon bald hier auftauchen. Er war sicher viel zu erpicht darauf mich zu sehen. Jedenfalls hoffte ich das. Denn mir ging es so.

Nach wenigen Minuten des heillosen herum Laufens entdeckte ich ihn, weit hinten in der der Stadt, noch nahe des Weges zum Schloss hoch. Eingepackt in einen großen Mantel stiefelte er an den wenigen Häusern vorbei, auf die belebteren Ebenen zu. Ich änderte meine Richtung und kam nun mit großen, zügigen Schritten auf ihn zu. Er entdeckte mich ebenfalls und selbst aus dieser Entfernung konnte ich das verstohlene Lächeln auf seinen Lippen erkennen.

Gerade als ich einen Moment nicht aufpasste, weil ich fast in eine junge Hexe hineingelaufen wäre, blieb Harry stehen. Er sah vor sich auf den Boden und hob dann etwas kleines, flaches auf. Ich hielt weiter auf ihn zu, auch wenn die wenigen Meter jetzt viel weiter aussahen, wie als er noch mit demselben Elan auf mich zugekommen war. Jetzt schien er mich gar nicht mehr zu beachten, sondern drehte den Brief herum und schien das Siegel zu öffnen. Bevor ich bei ihm ankam, hatte er den Brief bereits überflogen und sah nun mit vor Schreck geweiteten Augen zu mir auf. Ich erkannte die Angst in seinem Blick. Etwas musste passiert sein.

Als sein Blick von Angst und Verwirrung verschleiert zu Schmerz wechselte, war ich es der Angst bekam. Um ihn, um unsere Beziehung und die Menschen die ihm wichtig waren. Wer immer es war, den er beschützen wollte, er liebte ihn mehr als er mich liebte. Und dann wird sie es wert sein müssen.

Ich schluckte als er versuchte seinen Blick abzuwenden und den Brief in seiner Jackentasche verschwinden zu lassen.
Aber ich umfasste sein, vor Kälte angespanntes Gesicht und drehte es wieder in meine Richtung. Erst da sah er mir wieder in die Augen und es zerriss mich fast wie sehr er mit sich rang. Er wollte gehen, und ich konnte es ihm unmöglich übel nehmen.

Mit erstickter Stimme flüsterte er: "Entschuldige. Ich komme wieder."

Dann umfasste er mein Gesicht und küsste mich. Seine warmen Lippen wärmten meine, die ich vor Kälte kaum noch bewegen konnte. Ein einzigartiger Geschmack lag in unserem Kuss. Er schmeckte nach kalter Winterluft und frischen Früchten mit Honig. Wie ein trauriger Abschied vom Winter und verhängnisvoller Start in den heuchlerischen Frühling.

Er löste sich von mir, ehe er direkt neben mir verschwand und nichts als seinen Geruch in der Luft hinterließ.

~~~

Mir blieb praktisch nichts anderes übrig als letztendlich wieder nach Hause zurückzukehren und mich da auf ein neues mit meiner Familie rumzuschlagen. Während ich mir in der Zwischenzeit eine realistische Lösung für mein Hochzeitsproblem überlegte.

Besagtes Hindernis stand nun im Eingangsbereich meines Hauses und hielt ein weiteres Briefpapier in ihren Klauen. Offenbar die selbe Absenderin.

"Sag mir die Wahrheit.", forderte sie ernst und durchbohrte mich beinahe mit ihren eisblauen Augen. Anklagend stieß sie mir den Brief vor die Brust und bohrte ihre Fingernägel in meine Haut, bevor ich es ihr zögernd aus der Hand nahm und einen weiteren Meter zwischen uns brachte.

"Gibt es jemanden der dir so unglaublich wichtig ist? Aber wenn es nicht Hermine Granger ist, wer denn bitte dann?", fährt sie mich hysterisch zeternd an.

Meine Finger ließen das Pergament erzittern. Ich spürte die Lüge die wie Sandpapier auf meiner Zunge ruhte und sich nicht mehr von ihr lösen ließ.

Ich konnte diese Worte nicht aussprechen. Ich wollte sie nicht aussprechen. Was auch immer Astoria Greengrass denken, tun, sagen würde, ich hatte genug von ihr und ihrer Art. Es war Zeit ihr endgültig zu sagen, dass sie hier nicht länger von Nöten war.

"Ja."
"Da ist jemand?"
"Ja."
"Wer?"
"Weißt du? Mir bedeutet diese Person viel. Wirklich sehr viel. Ich glaube ich habe noch nie etwa derartiges für irgendjemanden empfunden.

Und das schon gar nicht für dich. Du bedeutet mir absolut gar nichts. Wir haben keine Verbindung. Wie kannst du etwas von mir verlangen was nicht zwischen uns existiert? Ich wollte nie und will dich nicht heiraten."
Ich redete mich richtig in rage. Meine Stimme überschlug sich bei jedem fünften Wort und wackelte schrecklich. Trotzdem wurde ich immer lauter, konnte meine Stimmbänder in meinem Hals schwingen spüren und setzte beinahe zu einem Schreien an.

"Aber das alles interessiert meine Mutter ja nicht. Alles was ich zu tun habe ist der Tradition zu folgen. Einen würdigen Erben Zeugen, die Linie weiter führen. Irgendwelche Frauen heiraten. Warum versteht sie nicht wie ich mich dabei fühle?"

Mittlerweile spürte ich schon Tränen des Zorns in meinen Augenwinkeln entstehen, einen Anflug von Heiserkeit aber genauso die befriedigende Schockstarre in welche Astoria Greengrass gefallen war.

Sie bewegte sich kein Stück. Sah mich bloß aus geweiteten Augen an. Ihr Gesicht aschfahl und auf einmal wirkten ihre Gesichtszüge viel jünger als noch vor einer halben Minute. Wie ein kleines Mädchen, welches von ihrem Vater die ersten Schläge einstecken musste.

"Ich wusste nicht-", begann sie, doch führt nicht weiter aus worüber sie sich nicht im klaren war, sondern griff verbissen in ihr dunkelgrünes, hautenges Kleid.

Fast krampfhaft bemüht um Fassung hob sie ihren, von Tränen verschleierten Blick und presste ein verbittertes "Schön." Zwischen ihren zusammen gebissenen Zähnen hervor. "Dann geh doch und heirate deine Angebetete, wenn sie dir so viel bedeutet!"

In wenigen Sekunden hatte sie die Haustür erreicht, riss sie mit einer einzigen Bewegung ihres Zauberstabes auf und ließ sie hinter sich so heftig zufallen, dass es niemanden überrascht hätte, wären die Scharniere hier und jetzt in tausende Teile zersplittert.

Der schwache Mondschein ließ in den nahen Fenstern eine schmale Gestalt ausmachen. Rücksichtslos rannte sie barfuß über den Kies. Ihre hohen Schuhe in der einen und den Zauberstab in der anderen. Sie schwang ihn und verschwand in der Dunkelheit, ohne eine einzige Spur auf ihr Dasein zu hinterlassen.

Endlich wieder in Hogwarts? [Drarry]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt