9. Kapitel

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"Alles gut, Kleines", flüsterte Robert mir ins Ohr und zog mich zu sich auf seinen Schoß. "Lass es raus. Ich halte dich." Und endlich ließ ich all das Leid, die Enttäuschung und die Angst raus, die sich in mir angesammelt haben. Die Angst meine Familie und Freunde nie wieder zu sehen, die Enttäuschung über mich selber, dass ich zu schwach war um erfolgreich zu fliehen und aber auch die Wut über diese beiden Männer, die mein Leben zerstört haben. Am liebsten würde ich sie dafür bestrafen wollen, wollte sie fühlen lassen wie es ist, einfach aus dem Leben gerissen zu werden, in einer ungewohnten Umgebung mit fremden Menschen leben zu müssen ohne es zu wollen aber natürlich war ich zu schwach und anstatt dagegen anzukämpfen, heulte ich mir lieber in ihren Armen die Augen aus dem Kopf. "Bitte Lea, hör auf zu weinen. Es wird mit Sicherheit nicht so schlimm mit uns. Wir werden dir alles ermöglichen was du willst. Also alles im Rahmen eines neues Lebens."Und bei diesem Satz war es vorbei. Ich wand mich aus Roberts Armen und trat ein paar Schritte zurück. Dann musterte ich die beiden vor mir mit finsterem Blick und spürte wie in mir die Wut hoch kochte. Ich war eigentlich nie ein Mensch gewesen, der schnell die Behrrschung verlor und herum schrie aber dieser Satz von Lucius hat etwas in mir frei gelassen. Ich fing an zu zittern und meine Tränen versiegten langsam, den Rest wischte ich unwirsch von meinen Wangen. "WIE STELLT IHR EUCH DAS VERDAMMT NOCHMAL VOR?", fing ich an zu schreien. "WIE DENKT IHR SOLL DAS ES JETZT WEITER GEHEN? ICH VERGESSE EINFACH ALLES WAS ICH DIE LETZTEN 17 JAHRE KANNTE UND LEBE MIT EUCH EINFACH SO WEITER? ALS WENN ICH NICHT AUS MEINEM LEBEN GERISSEN WURDE GEGEN MEINEN WILLEN?.........TUT MIR LEID EUCH ENTTÄUSCHEN ZU MÜSSEN, ABER DAS WIRD NICHT FUNKTIONIEREN! ICH KANN NICHT EINFACH VERGESSEN UND ICH WILL ES AUCH NICHT!.......ICH WURDE NICHT EINMAL GEFRAGT, OB ICH EUCH KENNENLERNEN MÖCHTE OB ICH MIT EUCH ZUSAMMEN LEBEN MÖCHTE! .........IHR HABT EINFACH ENTSCHLOSSEN, DASS ICH MIT EUCH LEBEN MUSS. ICH HATTE KEIN MITSPRACHERECHT UND HABE ES JETZT AUCH NICHT." Aber schon gleich, als ich die Worte gesprochen hatte, bereute ich sie wieder. Jetzt hatte ich Angst vor ihrer Reaktion über meinen Ausbruch. Denn ich wusste, dass sie nicht so ruhig waren wie sie aussahen. Ich kniff die Augen zusammen und umschlang mich mit meinen Armen um etwas Halt und Schutz zu finden. Zitternd wartete ich auf ihrer Reaktion und mit jeder Sekunde die verstrich wurde ich ängstlicher. Und dann hörte ich sie leise näher kommen. Ein ängstliches Wimmern kam mir über die Lippen und ich versuchte mich noch kleiner zu machen und wappnete mich mental. Aber es kam ganz anders als gedacht. Das erste was ich spürte war eine leichte, sanfte Berührung an meinem linken Oberarm, welche mich zusammen zucken ließ. Eine weitere Berührung folgte an meinem anderen Arm und dann fand ich mich erneut zwischen den beiden wieder in einer engen Umarmung. Sie standen vor und hinter mir, hatten beide meinen Oberkörper umschlungen, drückten ihre Körper an mich und hatten ihre Köpfe auf meine Schultern abgelegt und schmiegten diesen an meinen. Sie ließen mich weinen, sagten nichts sondern waren einfach für mich da. Und dann ergriff Robert das Wort. "Ich weiß, wir waren nicht fair zu dir und sind es immer noch nicht. Aber wir können einfach nicht riskieren, dich zu verlieren. Ja du hast Recht, wir haben kein Recht darauf über dich zu entscheiden.... und trotzdem werden wir doch nicht gehen lassen. Du hast dich in unsere Herzen geschlichen, still und heimlich und ich bin mir ganz sicher, dass du bei uns glücklich werden kannst."
Mit diesen Worten löste er leicht seine Umarmung, nahm mein Kinn zwischen seine Finger und verband unsere Lippen zu einem liebevollen Kuss. Ich hätte mich am liebsten dagegen gewehrt, hätte mich am liebsten aus dem Kuss gelöst aber ich konnte einfach nicht. Mein Körper sehnte sich nach der Liebe, nach der Zuneigung, die sie mir gaben. Ich war einfach zu schwach mich zu wehren.

Denn sie waren die einzige Chance auf Liebe, die ich wahrscheinlich in nächster Zeit bekommen würde und diese musste ich nutzen, denn Menschen brauchten nun mal Liebe. In ihrer Abwesenheit bildeten sich Ängste, Zweifel und Misstrauen und diese konnte ich nicht gebrauchen also würde ich alles an Liebe aufsaugen was ich finden konnte.

Ich war mir bewusst, dass ich mich von ihnen abhängig machte, aber ich konnte es nicht ändern. Die beiden hatten dies mit Sicherheit lange Zeit geplant und sich Gedanken gemacht wie sie mich gefangen halten konnten bis ich mich ihnen ergab und hatten mit Sicherheit alles gecheckt und alle Ausgänge blockiert, ich hatte mit großer Wahrscheinlichkeit gar keine andere Möglichkeit als sie früher oder später zu akzeptieren, da sie mir eigentlich alles gaben was ich wollte nur nicht meine Freiheit, die mir so viel wert war. Aber auch in einem goldenen Käfig konnte man leben, es war zwar kräftezehrend und nicht unbedingt erfüllend aber möglich und ich würde es in Zukunft erleben.

Mit all' meine Verzweiflung und auch mit ein bisschen Wut erwiderte ich seinen Kuss ungestüm, gierte nach seiner Liebe und machte den ersten Schritt in Richtung Abhängigkeit, aber das hieß nicht, dass ich still schweigend aufgeben würde. Ich werde einen Weg finden, hier raus zu kommen und wenn ich erst  mehrere Jahre hier leben muss, bis ihr mir aus der Hand fresst, ich werde es schaffen und danach werden ihr mich nie wieder sehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 19, 2023 ⏰

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