Mondesnacht

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Zehn Jahre zuvor: 

Leise schleicht sich das kleine Mädchen zur Hintertür und schlüpft hinaus in die dunkle Nacht. Erleichtert atmet das Kind auf als es draußen steht. Der Mond scheint klar und erhellt zusammen mit den Sternen die dunkle Nacht. Hier draußen ist es sehr kalt; dicker Schnee ziert den Boden und lässt die Welt wie von Puderzucker bedeckt wirken. Bei diesem Gedanken muss das Mädchen leise kichern. Kurz noch einmal blickt es sich zum Haus um, in dem ihre Eltern nichts ahnend schlafen, dann läuft sie los. Das Mädchen trägt keine Schuhe an den Füßen, doch das macht ihr nichts aus. Hüpfend läuft sie durch den Schnee und weiter durch den Wald auf den Weg zu ihrem Lieblingsplatz. Ihr goldenes Haar leuchtet leicht im Mondlicht. 

Kichernd drehe ich mich im Kreis. Überall um mich herum funkelt der Schnee so herrlich! Wenn Mama und Papa wüssten, dass ich hier bin, dann würde ich ärger kriegen, doch ich kann nicht anders! Ich lasse mich in den Schnee plumpsen und breite freudig meine Arme und Beine aus und beginne damit einen wunderschönen Schneeengel zu formen. 
Irgendwann bleibe ich still im Schnee liegen und beobachte den Mond. Ob die Mondgöttin mich gerade beobachtet? Ist sie sauer, dass ich hier draußen bin oder freut sie sich, dass sie nicht alleine ist diese Nacht? Nein, es fühlt sich nicht falsch an hier zu sein. Im Gegenteil! Es fühlt sich ... befreiend an. Meine Kleidung ist bereits ganz durchnässt und sehr kalt vom Schnee, doch das stört mich nicht. Mir ist nicht kalt. Ich fühle mich beschützt und nicht so allein wie sonst. Nebenbei kann ich die Tiere im Unterholz hören, ihre Geräusche beruhigen mich ebenso wie der Mond. Ob da auch jemand ist, der mich so liebt wie ich bin? Nicht so wie meine Eltern. Leicht verzieht sich mein Gesicht. Nein, meine Eltern verstehen nicht und ich bin einfach nur ein Monster. Das sagt zumindest Isabelle immer wieder.  Nur zugut erinnere ich mich an ihre bösen Worte heute in der Schule. Aber sie versteht auch nicht! 

Tränen steigen in meine Augen. Zitternd atme ich ein und aus und schließe meine Augen. Nein. Nein. NEIN! Keine traurigen Gedanken mehr! Ich will das nicht. Die Nacht ist zu schön, um traurig zu sein. Aber ... vielleicht ist die Mondgöttin auch die Einzige, die mich versteht. Etwas regt sich in mir. Meine innere Wölfin. Snow liebt den Schnee. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Ja, was könnte es besseres geben? Ich richte mich wieder auf, klopfe den Schnee von meiner Hose und schaue noch einmal zum Mond hinauf, wobei ich grinse. Dann gebe ich mich dem Schmerz der Verwandlung hin. 

Wenige Sekunden braucht die Verwandlung des Mädchen mit den goldenen Haaren zu einer kleine weiße Wölfin.  Nicht lange bleibt der Wolf ruhen, sondern läuft gleich los. Die Landschaft zieht nur so vorbei. Die kleine Wölfin ist wie ein kleiner weißer Blitz. Man sieht nur ein Schimmern im Augenwinkel, aber viel zu schnell ist die Wölfin wieder verschwunden als das einer sie hätte richtig bemerken können. Das Mädchen jauchzte freudig im Inneren und ihre Wolfsseite unterdrückte mühsam ein freudiges Aufheulen, um ihren Aufenthaltsort nicht zu verraten. Irgendwann kommt die kleine Wölfin an einen kleinen Bach, der größtenteils erstarrt ist. Freudig legt sie sich in den Schnee und beobachtet wie das wenige noch nicht eingefrorene Wasser fließt. Plötzlich ertönt ein Pferdewiehern. Erstreckt erstarrt die Wölfin. Hufgetrampel kommt immer näher und das Mädchen in der Wölfin erinnert sich, dass nur wenige Meter entfernt ein Weg durch den Wald läuft. 

Oh bitte nicht! Sie dürfen mich nicht sehen! Bitte, bitte Mondgöttin! Ein Blick auf die gefrorene Eisfläche und ich erschrecke noch mehr. Meine Augen sind zu anders! Sie würden mich niemals für normalen Wolf halten, wenn sie mich so sehen würden! Panik kriecht in mir hoch. Ich muss hier weg! Vorsichtig bewege ich mich rückwärts. Dank der Geschicklichkeit meiner Wölfischen Seite mache ich keine Geräusche. In den Schnee gedrückt versuche ich zu den nächsten Büschen zu kommen, um mich zu verstecken. Rufe erklingen, dann wird es still. Ich verharre in meiner Position. Leicht hebe ich den Blick und begegne einige Meter entfernt den Blick eines Mannes, der einen großen dunklen Umhang trägt und auf einem ebenfalls großen - nein schon fast über großen Pferd sitzt. Er sieht mir direkt in die Augen, doch statt mich zu verraten, beobachtet er mich nur, bis ein anderer Mann ihn anspricht und er den Blick für einen kurzen Moment von mir abwendet. Ich nutze die Gelegenheit und renne so schnell ich kann wieder ins Dickicht des Waldes. Kurz darauf beginnt es wieder zu schneien und hinter mir bleibt es ruhig.  Alles woran aber ich nur denken kann, ist: Er hat meine ungewöhnlichen Augen gesehen! 

Was die kleine Wölfin nicht weiß: Der Unbekannte sah statt ungewöhnlicher Augen dunkle, deren Farbe er in der Dunkelheit nur erraten konnte, selbst mit seiner übermenschlichen Fähigkeit etwas mehr in der Dunkelheit zu sehen als Menschen. Die kleine Wölfin rannte jedoch zurück zu sich nach Hause, nahm dafür sogar einen Umweg und versuchte ihre Spuren zu verwischen. Eine schöne Nacht im Schnee wurde zu einem Schrecken für das kleine Mädchen. 

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LG Mika Black 

Ein stilles Weihnachten, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt