Endlich in meinem Zimmer begann ich die Such nach den Abhörgeräten. Die Rustikalität, die ich erwartet hatte, war überraschend einem wunderschönen, mit dunklem Holz und rotem Samt verkleideten Zimmer gewichen, das den Charm eines alten Anwesens versprühte. Wie ich vermutet hatte, fand ich drei Stück, ohne groß zu suchen. Eines war in dem großen Gemälde über dem kleinen Kamin versteckt, ein anderes unter dem Beistelltisch neben der Chaiselongue. Die letzte befand sich genau unter der Matratze. Nachdem ich sie ordnungsgemäß gesichert hatte, ließ ich mich auf das Bett fallen. Jeder würde merken, dass ich sie entfernt hatte, also war dieser Ort wohl keine Sicherheitszone. Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen. Doch nach und nach schob sich ein anderer Gedanke in meinen Kopf - die Feier, die heute Abend stattfinden sollte. Ein erstes Treffen mit meinem Zielobjekt pflegte die Agentin in mir gut vorzubereiten. Wie auf Kommando klopfte es an der Tür. „Herein?", rief ich, obwohl mir eigentlich klar war, wer dort vor der Tür stand. Es war ein Bediensteter, in einem ebenso schwarzen Anzug wie der Mann unten an der Treppe. „Ihre Koffer, Miss." Ich seufzte und machte Anstalten aufzustehen. „Bleiben Sie liegen, Miss. Das ist meine Aufgabe." Irgendetwas an dem Diener passte noch nicht ganz ins Bild und ich blieb wachsam. „Schon gut...Ich komme allein zurecht." Doch da war der Junge schon aus der Tür hinaus und kam nach ein paar Sekunden mit zwei meiner Koffer zurück. Wahrscheinlich bekam er Ärger, wenn mich die obersten Diener meine Koffer selbst tragen sehen würden. Ich seufzte und bedankte mich bei ihm, indem ich ein paar Münzen aus meinem Rock zog und sie ihm hinhielt. Er war gut einen halben Kopf größer als ich, so wie es für die Männer in Snezhnaya typisch war, weshalb es ihm denkbar schwer viel, mir nicht in die Augen zu sehen und den Kopf trotzdem gesenkt zu halten. Jetzt hob er jedoch den Kopf und sah mich an. „Das ist doch nicht notwendig, Miss." Ich lächelte. „Sieh es als eine kleine Dankesgeste, die du nicht ablehnen kannst." Irgendetwas war seltsam. Kurz veränderte sich sein Blick. Doch es reichte, um mich in Alarmbereitschaft zu versetzen. Gerade als ich einen Schritt nach hinten machte, tat er zwei nach vorn und zog ein weißes Tuch aus seiner Tasche. Wollte er mich betäuben? Nur leider war ich keine Anfängerin, was diese Spielchen anging. Ein Hieb auf den Hinterkopf, einer in die Seite, dann war der Junge ohnmächtig. Ich wartete ein paar Sekunden, doch er rührte sich nicht. Wie ich es mir gedacht hatte. Diese ganze „Völkerfreundschaft" war eine einzige Lüge. Und ich brauchte dringend einen Plan. Draußen dämmerte es bereits, als ich an dem großen Schreibtisch aus Holz saß und einen Zettel für die Belegschaft schrieb.
„Mir geht es nicht gut, bitte lasst die Tür geschlossen.
Ich werde die Mahlzeiten für den nächsten Tag ausfallen lassen,
um euch nicht anzustecken und mich von meinen Reisevorräten
ernähren. Mit freundlichen Grüßen - Coralie von Dioran"Ich schob den Zettel unter der Tür hindurch und wandte mich dem jungen Mann zu, der immer noch auf dem Boden lag. Mit schnellen Schritten ging ich zum Fenster und öffnete es. Sofort wehte die kalte, winterliche Luft ins Zimmer und ließ mich frösteln. Auch der Junge zuckte zusammen und öffnete nach einigen Minuten die Augen. Jetzt galt es zu überprüfen, ob mein Schlag richtig gesessen hatte. „Geht es Ihnen gut? Sie sind einfach so ohnmächtig geworden! Ich habe mir ja solche Sorgen gemacht!", rief ich und legte so viel Theatralik in meine Stimme wie nur ging. Und mein Plan ging auf. Er erinnerte sich an nichts mehr. Mit den Worten:"Was wollte ich denn bloß...", verließ er ein paar Augenblicke später mein Zimmer. Die Luft war rein. Ich lauschte für einige Sekunden und öffnete dann meinen Koffer. Coralie schlief jetzt. Y/N konnte übernehmen. Meine Wahl viel auf ein kurzes, eisblaues Kleid und eine Perlenkette, da dies die leichtesten Dinge aus den Koffern waren, die ich bereits erhalten hatte. Die anderen warteten wohl unten darauf, endlich nach oben getragen zu werden. Als ich meine Haare - meine ECHTEN - in einen hohen Zopf band und mit einer farblich passenden Schleife befestigte, sah ich auf die Uhr. Kurz vor sechs. Das war perfekt. Zähneknirschend besah ich mir die Schuhe, die zu dem Kleid gehörten. Es waren Absatzschuhe. Zwar mit eingebauten Messern in den Hacken, wie ich sie immer trug, nur eben nicht meine erste Wahl für eine Kletteraktion. Schlussendlich ergab ich mich und kletterte kurz drauf über das Fensterbrett. Die Straßen waren leer, anscheinend herrschte eine unausgesprochene Ausgangssperre. Mit den Augen maß ich die Entfernung zum nächsten Dach ab - und sprang.
Pov. Unbekannt
Der Sprung war riskant, doch sie landete fehlerfrei. Was für ein...Problem. Sie war gut, zu gut. Besser als alle Agenten, die ich zuvor gesehen hatte. Ich lächelte, während ich sie durch mein Fernrohr beobachtete, vom höchsten Punkt der Stadt aus. „Sie ist äußerst interessant...es wird ein Spaß, mit ihr zu spielen..."
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⛓♟Dark Game - Scaramouche x Reader♟⛓
FanfictionY/N ist eine Adlige, die besondere Aufträge für die Abenteuergilde in Mondstadt erledigt. Als sie die „Fatui-Mission" annimmt hat sie jedoch noch keine Ahnung, wer ihr Gegner sein wird. Und eins steht fest: Dies ist mehr als ein Kampf. Es ist ein We...