Lies

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2 Tage später

Pov Wednesday

Ich startete einen neuen Versuch mit ihm zu reden, diesmal kurz nach dem Unterricht als alle schon den Klassenraum verließen.
Die gesamte Stunde lang saßen wir neben einander, doch von ihm kam nicht einmal ein "Hallo".
Und selbst als er Probleme dabei hatte, die Aufgaben zu verstehen, blieb er lieber stumm und ahnunglos da sitzen und verschwendete seine Zeit damit, Nichts zu tun, obwohl er mich eigentlich immer um Hilfe bat.
Die nächste Unterrichtsstunde nach der Pause findet wieder hier statt, weswegen er als Einziger sitzen blieb.
Ich beschloss daraufhin die Pause auch ausfallen zu lassen und neben ihm sitzen zu bleiben.
"Ist es ein Problem für dich wenn ich hier bleibe?" fragte ich ihn vorsichtig, er zuckte mit den Schultern.
"Wieso fragst du überhaupt, du machst doch eh was du willst."
Seine Stimme war voller Enttäuschung und Hass.
Stumm sah ich auf meine Neunte und letzte Aufgabe und schielte rüber zu Xaviers, der immer noch an Aufgabe 4 hing.
Ich atmete konzentriert ein und aus, rutschte mit dem Stuhl ein bisschen näher zu ihm um ihm dann mit dem Stift in meiner Hand zu zeigen, wie die Aufgabe funktionierte.
"Du musst zuerst 23845 plus 6743 rechnen, davon das Ergebnis durch zwei teilen...dann brauchst du davon 46%.. und dieses Ergebnis brauchst du dann in Aufgabe 4b...ohne Aufgabe A kannst du nicht B lösen...verstehst du..?"
Stumm schrieb er das auf was ich ihm sagte, tippte dann auf seinem Taschenrechner herum und bekam beim ersten Versuch das richtige Zwischenergebnis raus.
"Genau...und jetzt noch die 46% davon.."
Wieder waren nur die Tasten des Taschenrechners zu hören, diese Stille machte mich beinahe wahnsinnig.
Xavier seufzte und fragte:
"Wieso hilfst du mir? Ich wette du hast Besseres zu tun als mir auf die Pelle zu rücken und mir Kindergarten-Aufgaben zu erklären."
Das Auf die Pelle rücken ignorierte ich bewusst, denn um ehrlich zu sein genoss ich die Nähe zu ihm, auch wenn sie nur von mir selbst erwidert wurde.
"Ich weiß das Mathe nicht so dein Ding ist...du hättest vermutlich noch Morgen hier gesessen und Löcher in dein Blatt gestarrt.."
"Ich hätte Ajax oder so gefragt."
"Ich kenn dich gut genug um sicher zu sein das du die anderen nicht gefragt hättest...es ist dir zu peinlich vor den Anderen zu zu geben, das du Mathe nie verstehst..." murmelte ich.
"Wenn du meinst."
Es machte mich fertig das er mich nicht ein einziges Mal ansah, mein Blick hingegen klebte auf ihm.
Ich sah ihm zu wie er sich an Aufgabe B versuchte, doch ich konnte diese Stille nicht mehr länger aufrecht erhalten, also schnaufte ich, zog ihm sein Blatt weg um es umgedreht auf dem Tisch zu klatschen.
"Lass es mich dir bitte kurz erklären Xavier...bitte.." bettelte ich verzweifelt.
"Den Rest bekomme ich ohne dich hin."
"Du weist das ich nicht von diesen bescheuerten Matheaufgaben rede!"
Endlich sah er mich an und das was in meinem Körper in dem Moment vor sich ging, konnte ich nicht verstehen oder beschreiben, auch wenn sein Blick nicht gerade sehr freundlich aussah.
Bevor ich anfangen konnte zu reden, schnitt er mir das Wort ab.
"Oh! Du meinst wohl das du mich verarscht hast, mir falsche Hoffnungen gemacht und mich mehr oder weniger ausgenutzt hast? Dazu kommt noch deine dreckige Lüge mit dieser Droge. Wie lange du die schon konsumierst will ich gar nicht wissen."
"Es war das zweite M-"
"Ich hab nichts weiter mit dir zu bereden Wednesday." unterbrach er mich, die Art wie er meinen Namen sagte...es fühlte sich an als würde mir jemand tausende Stecknadeln ins Herz rammen und jede einzelne dieser Nadeln in dem Muskel hin und her bewegen.
Er war schon bereit aufzustehen, erkennbar daran wie er seine Handflächen auf den Tisch legte um sich kurz danach mit Hilfe seiner Arme vom Stuhl zu erheben, doch ich hielt direkt sein Handgelenk fest, was ihn genervt schnaufen ließ.
"Du hast bei Frau Thornhill gut aufgepasst, du konntest alle Wirkungen und Nebenwirkungen dieser Pflanze perfekt aufzählen...aber eine Sache ist dir wohl entfallen..."
"Höre ich da die nächste Lüge ankommen?" konterte er.
"Die Pflanze hilft einem lediglich sich zu beruhigen und einzuschlafen UND ERST DANN wenn man schläft entfaltet sie ihre drogenähnliche Wirkung, diese dauert an bis man nach dem Schlaf richtig wach geworden ist"
Seine Augen zeigten, das es bei ihm im Kopf langsam anfing zu rattern und letzendlich kam auch die fehlende Erinnerung dieser Unterrichtsstunde zurück, er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen aber man sah es deutlich.
"Ich hab keine Lust mir weiter deine Lügen an zu hören."
"Es ist keine Lüge Xavier, das weist du genau! Nichts von all dem war eine Lüge..."
Der letzte Satz kam mir leiser über die Lippen, vermutlich weil es mir immer noch schwer fiel zu zu geben, das mir durchaus was an ihm lag.
Meine Hand umschlang noch immer sein Handgelenk, mit flehenden Augen sah ich ihn an.
Er sah mir in die Augen, sein Blick schüchterte mich ein...ich fühlte mich wie ein kleines Häufchen Elend.
"Du musst mir glauben..." hauchte ich verzweifelt.
"Ich hab dir schon zu oft geglaubt..letztes Mal bin ich dadurch im Knast gelandet.." murmelte er so leise das man es fast nicht verstehen konnte.
Jetzt sah man ihm deutlich an wie sehr ich ihn verletzt hatte.
Er griff nach seinem Handy welches auf dem Tisch lag, zog den Arm weg welchen ich bis eben noch fest hielt und verschwand aus dem Raum.
Innerlich schreiend ließ ich mich auf den Tisch fallen, kurz danach spürte ich eiskaltes Händchen an meinem Rücken hoch krabbeln, dieser klopfte mir beruhigend auf die Schulter und fing an mit meinen Haaren zu spielen.

❆𝘴𝘭𝘰𝘸𝘭𝘺 𝘮𝘦𝘭𝘵𝘪𝘯𝘨 𝘪𝘤𝘦❆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt