Kapitel 31

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Wincent

Ich stellte ich drauf ein, dass von meiner Mutter sicher noch mehr kommen würde. Aber vermutlich nicht mehr, wenn Liz im Raum war. So gut kannte ich meine Mutter ja dann doch. „Na dann wollen wir es dir mal bequem machen", murmelte meine Mutter und schaute zu Liz. „Ich schlaf sonst auch auf dem Boden. Bin da nicht so anspruchsvoll", winkte Liz ab. „Unsinn. Wincent kann schön auf dem Sofa schlafen. Das ist schon gut so. Er hat sich das so in den Kopf gesetzt, also kann er mit dem Sofa Vorlieb nehmen", bemerkte meine Mutter nur.

Als wir etwas später alles fertig hatten, zog es Liz vor, sich ein wenig zurückzuziehen. Das nutzte meine Mutter natürlich gleich aus. „Du bist zu gut für diese Welt", seufzte sie, „Warum denn?", zuckte ich mit den Schultern. Aber darauf ging meine Mutter gar nicht weiter ein. „Ich hoffe nur, wir bereuen das hier nicht", murmelte sie stattdessen. „Mum! Ist dir eigentlich klar, dass es ihr verdammt schwergefallen ist, überhaupt herzukommen. Jetzt hör doch mal auf! Liz ist weder kriminell noch sonst irgendwas! Lass doch endlich mal gut sein! Du wirst es doch jetzt selbst merken", ich verdrehte genervt die Augen. „Jaja. Überleg dir mal, wie du das deiner kleinen Schwester erklären willst, wenn die nachher nach Hause kommt!" „Shay wird das verstehen. Da bin ich mir sehr sicher!", erwiderte ich beiläufig. „Na dann. Ich hol sie gleich ab und danach gibt es Essen. Frag Liz, ob sie auch mitessen will. Sie wirkt zumindest so, als könnte sie mal etwas zu Essen gebrauchen", seufzte meine Mutter, während sie schon aufstand, um sich ihre Schuhe anzuziehen. Nur wenig später war sie aus der Wohnungstür verschwunden, um meine kleine Schwester abzuholen. Mit einem hatte sie ja recht: Liz musste wirklich mal was essen. Zumindest wirkte sie wirklich sehr dünn. Aber es konnte ja auch täuschen.

Einen kurzen Moment warte ich noch, ging dann aber zu meinem Zimmer und steckte nach einem kurzen Klopfen vorsichtig den Kopf durch die Tür. „Hast du hunger?", fragte ich sie auch direkt und schloss die Tür hinter mir. Liz schüttelte den Kopf. „Ich will echt nicht noch mehr Umstände bereiten ...", murmelte sie seufzend. „Machst du nicht. Meine Mutter kocht sowieso immer viel zu viel. Das reicht locker", winkte ich ab, „Wenigstens ein bisschen, wäre sicher nicht verkehrt." „Hm. Na gut", murmelte sie. „Sorry übrigens ..." Liz schaute mich verwirrt an: „Wieso?" „Na ja. Wollte dich nicht so dazu drängen, meiner Mutter mehr zu erzählen. Sie hat halt echt einen Sturkopf", seufzte ich. „Tja. Dann hätten wir wenigstens geklärt, wo du den her hast. Liegt dann wohl in der Familie", überlegte sie, „Ist schon gut. Ich denke, du hast sowieso schon genug ärger wegen mir. Allein wegen der Sache mit der Polizei ..." Ich zuckte nur mit den Schultern und setzte mich zu ihr. „Du warst es ja nicht. Und meine Mutter weiß davon auch gar nichts. Belassen wir es dabei. Das passt schon so. Stell dich gleich noch mal auf ein paar neugierige Fragen meiner kleinen Schwester ein", warnte ich sie dann doch lieber vor. „Sicher, dass deine Mutter nicht befürchtet, sie könnte Angst vor mir haben?", Liz Miene verdunkelte sich wieder. „Unsinn. Sie wird dich eher damit löchern, ob du ihr zeigen kannst, wie man sich schminkt und sowas halt ...", zuckte ich schmunzelnd mit den Schultern. „Wie alt ist sie denn?" „Sieben." „Bisschen jung für Schminke", meinte sie schulterzuckend. Und ehrlich gesagt überraschte mich diese Haltung dann doch. Nicht, dass ich da nicht mitging. Aber von Liz hatte ich da jetzt irgendwie mit einer anderen Meinung gerechnet. „Seh ich auch so", stimmte ich dann aber doch einfach zu. Wieso über etwas diskutieren oder so, wenn man doch eigentlich die Meinung des anderen teilte? Die Energie konnte man sich sparen.

Als wir später bei Essen saßen, musterte meine Schwester Liz ausgiebig. „Bist du Wincents Freundin?", fragte sie irgendwann. Liz schüttelte den Kopf: „Zumindest nicht so, wie du vermutlich denkst." „Schade", murmelte Shay. „Schade?", runzelte ich verwirrt die Stirn. „Ja! Ich find du siehst richtig cool aus, Liz! Kannst du mir mal zeigen, wie man sich schminkt?" „Du bist noch zu jung für Schminke", meinte Liz, „Das brauchst du alles gar nicht." „Aber du brauchst das auch nicht und machst es trotzdem. Warum?", meine Schwester schaute Liz neugierig an. Letzterer entglitten allerdings ein wenig die Gesichtszüge. „Sorry", murmelte sie schließlich und stand auf, um schnellstmöglich zu verschwinden. „Das war wohl ein wunder Punkt", überlegte meine Mutter. „Ich geh mal schauen", murmelte ich ein wenig unsicher, stand aber dennoch direkt auf. Denn ehrlich gesagt wunderte mich ihre Reaktion schon ein bisschen.

Betonherz - Mein Herz war mit Zement bedecktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt