SO NEU SO ANDERS

147 10 12
                                    


Shoyo war eine andere Person. Er war nicht die Person, die Kenma vor zwei Jahren zum Flughafen gebracht hatte. Ganz und gar nicht. Und das war auch gut so, denn es hatte Kenma zu Tode geschmerzt, Shoyo so gebrochen zu sehen. Diese Monate, die er so gebrochen und verzweifelt war. Es war damals, als wäre sein Herz mit Shoyos zerbrochen. Jedes Mal, wenn er geweint hat. Wenn er in seinen Armen lag, um die Welt zu vergessen.


Doch das stimmte nicht. Kenma hatte sich verliebt in dieser Zeit. Sie war schrecklich. Und das Wenigste, was Shoyo gebrauchen konnte, war ein guter Freund, der sich in ihn verliebte. Trotzdem konnte es Kenma nicht verhindern. Auch vollkommen gebrochen und verheult, hatte Shoyo eine Eleganz. Eine Flamme in seinem Inneren. Kenma sah das. Sein kleines Lächeln in den seltenen Momenten. Seine Dankbarkeit fürs Leben. Kenma hatte sich darin verliebt.


Und als er Shoyo dann wieder sah nach zwei ganzen Jahren, da hätte er ihn fast gar nicht erkannt. Sein Haar war länger, glänzender. Er lächelte breit und glücklich und da, wo vor zwei Jahren nur eine glimmende Glut war, da war jetzt ein loderndes Feuer. Kenma war überwältigt von der Person, die vor ihm stand. Und er hatte ganz leicht Angst. Angst, ihn nicht wiederzuerkennen.


Doch während ihrer Gespräche entdeckte er es. Hin und wieder schien einer seiner kindlichen Züge durchzuscheinen. Die meisten waren durch eine reifere Version von Shoyo ersetzt worden, aber sie waren nicht verloren. Und je mehr Kenma diesen neuen Shoyo kennenlernte, desto mehr erwachte eine Neugier in ihm. Dieser Mann vor ihm war nicht der, in den Kenma sich verliebt hatte und schon gar nicht der, den er vor zwei Jahren verabschiedet hatte. Aber er war genauso schön. Mit orangem Haar und einem breiten Lächeln. Er war unglaublich witzig und hatte so viel Lebenserfahrung gesammelt. Er wirkte so viel mehr erwachsen und hatte eine Attraktivität gewonnen, die vor zwei Jahren einfach nicht da war.


Kenma kannte Shoyo und war ihm gleichzeitig so fremd. All ihre gemeinsamen Erfahrungen schienen ihm jetzt so fern. Sein Verlangen wollte diese fremden Teile kennenlernen und er wollte sich neu verlieben, neu anfangen, alles löschen, was war. Und als Shoyo sagte: »Lass uns uns nochmal kennenlernen. Ganz vom Anfang.«, da war Kenma bereit. Bereit, all seine Illusionen und Träume abzulegen und sich neu zu verlieben.


~~~


Ich bin gleich da.


Kenma nahm diese Benachrichtigung seines Handys nur nebensächlich wahr. Er war mitten im Bossfight und musste sich übelst konzentrieren. »JETZT! Combo Attack!«, rief er seinem Mitspieler zu und startete das Maneuver. Bam, bam, bam!


»BOOO!« Kenma zuckte zusammen und ließ den Controller fallen. Er hörte nur Shoyos Lachen und fand sich von hinten umschlungen. »Das war es wert.«, flüsterte Shoyo ihm ins Ohr. Kenma brummte nur missmutig und beendete das Spiel. »Yo Leute, wie ihr seht, wurde mir gerade die Laune zum Weiterspielen zerstört. Ich mache den Stream aus. Bis bald!« Er sah noch den Chat voller Nachrichten zu dem Pro Volleyballspieler explodieren, dann war der Stream auch schon aus.


Jetzt drehte sich Kenma mit seinem Stuhl um und zog Shoyo auf seinen Schoß. Ihre Lippen fanden einander. Zärtlich drückten sie gegeneinander. Immer und immer wieder.

»Und das willst du deinen Zuschauern vorenthalten?«, sagte Shoyo neckend als er sich löste.

»Du gehörst mir nur ganz allein. Dich teil ich nicht.« Kenma stuppste Shoyos Nase und schob ihn von sich, um aufzustehen.

»Mh«, überlegte Shoyo, »ich denke, man kann sich auch gut auf gefilmte Turniere von uns einen runterholen.«

»Das kann man.« Shoyos Kopf zuckte blitzschnell zu Kenma herum. Auch wenn Kenma mit dem Rücken zu ihm stand, konnte Shoyo ganz deutlich das dreckige Grinsen auf seinem Gesicht sehen.


~~~


Es duftete herrlich, als Kenma die Zwiebeln anbriet. Shoyo saß an der Küchentheke und schnitt den Knoblauch. Er inhalierte den Geruch und seufzte.

»Ahh, Zwiebeln sind das beste! Apropos Essen, Yachi lädt uns auf ein Treffen ein.«

Kemna blickte von der Pfanne auf und schaute Shoyo an.

»Wen?«

»Mich und dich natürlich. Wer denn sonst?«, sagte Shoyo lachend.

»Wer soll denn alles kommen?«, fragte Kenma nach.

»Sie wollte noch Tsukishima und Tadashi einladen.«

Kenma überlegte. Er rührte die Zwiebeln um und nahm Shoyos Knoblauch und gab ihn ins Essen.


»Und warum lädt sie mich ein? Bei den Leuten ist das eher eine Karasuno-Reunion. Ohne Kageyama.«

Shoyo überging Kenmas Bemerkung. Natürlich war ihm schon aufgefallen, dass Yachi Kageyama nicht eingeladen hatte. Aber das hatte sie vielleicht aus Rücksicht zu ihm getan. Oder keiner hatte mehr Kontakt zu ihm. Aber dann hätte man ihn trotzdem über den Verein erreichen können... Shoyo schob die Gedanken weg.


»Stimmt, aber ich hatte ihr von uns erzählt und da dachte sie vielleicht, dass es nett ist dich mit einzuladen.«

Kenma schaute Shoyo überrascht an. Dieser lächelte ihn nur an.

»Und willst du mit?«, fragte Shoyo.

»Wenn es keinen stört, gerne.«

Shoyo ging zu Kenma und küsste ihn auf die Wange.

»Du störst niemanden.«

Kenma lächelte und küsste ihn zurück.




Hey hey, hier ist ein lang ersehntes Kenhina Kapitel. 

Ich hoffe es gefällt euch und ich wünsche euch ein frohes Silvester!

Ich würde mich über ein paar Kommentare sehr freuen ;)

Das nächste Kapitel wird wieder länger dauernd.

Bis dahin! Habt eine gute Zeit.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 29, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

vergeben und weiterlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt