DAS FUNKELN IM MEER

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Der Kühlschrank war leer. Kageyama seufzte. Die Abendsonne schien in seine Küche und er blickte in den leeren Kühlschrank. Er hatte keine Energie einkaufen zu gehen. Alles was er in dem Moment wollte, war sich in seinem Bett zu verkriechen und alle Menschen zu meiden. Er musste sich aufladen. Energie tanken. Die letzten Tage waren für Kageyama anstrengend gewesen. Jetzt nach einer langen Trainingsperiode, hatte er seit langem die ersten freien Tage.

Tage, auf die er seit Ewigkeiten gewartet hatte, denn das Training im Nationalteam war hart. Schonungslos hart. Kageyama hätte das nichts ausgemacht, wenn es nicht in den letzten Monaten so schwer gewesen wäre sich zu motivieren. Jeder Schritt zur Sporthalle war schwer und jeder Schritt zurück viel zu leicht. Er hatte aufgehört nach dem Training mit seinen Teammitgliedern Essen zu gehen. Kageyama war immer sofort zurück nach hause und hatte sich was bestellt. An freien Tagen lag er nur im Bett und Einkaufen ging er nur selten.

Einkaufen... Kageyama wusste, dass er nicht drum herum kam. Trotzdem schlurfte er zu seinem Bett und ließ sich fallen. Er war erst heute Mittag von der letzten Teambesprechung zurückgekehrt und jetzt endlich konnte er sich fallen lassen, konnte seine Fassade abbauen. Er selbst sein.

Tränen stiegen ihm in die Augen und rollten seine Wangen herunter. All die Angst der letzten Tage wurde mit den Tränen hinaus gespült. Er klammerte sich an seine Decke und starrte die Wand an. Je länger er weinte, desto ruhiger wurde er. Sein Körper entspannte sich. Irgendwann lag er einfach nur noch da. Die Tränen waren versiegt und er fühlte sich nur noch leer. Sein Kopf war leer und doch gleichzeitig dachte er an tausend verschiedene Dinge. Er fühlte sich schwer. Energielos. Er hoffte auf Schlaf, auf Ablenkung. Wirkliche Ruhe.

~~~

Die Straßen waren voll und Kageyama fühlte sich bedrängt. Der Himmel war bedeckt und es roch schon nach Regen. Er wollte nur schnell einige Sachen einkaufen und dann zurück in seine Wohnung, doch er war wohl nicht der einzige mit dem Gedanken. All die Menschen waren ihm zu viel. Mit gesenkten Kopf lief er vom Gemüsestand weiter. Leute stießen ihn an und liefen ohne Entschuldigung weiter. Für einen Moment guckte Kageyama hoch und sah Shoyo. Jedenfalls sah es so aus. Die Person auf dem Plakat sah mit dem orangenem Haar und dem breiten Lächeln genauso aus wie er. Kageyama war enttäuscht. Und erleichtert. Dann stiegen ihm Tränen in die Augen und er musste sich wegdrehen, sein Gesicht verdecken.

»Ähm.. Entschuldigung, bist du...?« Eine Person sprach ihn von hinten an und er drehte sich erschrocken um. Vor ihm stand eine junge Frau mit längerem blondem Haar. Sie trug ein schickes Outfit mit Rock und eine blaue Spange im Haar.

»Kageyama?« Überfordert antwortete er: »Äh ja.« Die Frau lachte und blickte ihn liebevoll an. »Ich bin's. Yachi Hitoka.« Und dann ging es Kageyama auf. Diese wunderschöne Frau vor ihm war seine ehemalige Klassenkameradin. Seine Managerin. Eine Freundin von Shoyo. Shoyo.

»Ah. Yachi...san.« Kageyama stürzte davon ohne etwas zu sagen. Für Yachi muss es wie eine Flucht aussehen. Was es ja auch ist. Aber er konnte sich jetzt wirklich keine Vorwürfe anhören. Er wollte keine Belehrungen und Hass fühlen. Nicht hören, dass sein Verhalten falsch war. Er wusste das!

»Kageyama. Warte !« Yachi rief ihm hinterher und folgte ihm. Es folgte eine kleine Jagd durch die Straßen, die ein Ende fand als Kageyamas Beutel an einer Ecke hängen blieb und zerriss. Seine ganzen Einkäufe purzelten heraus. Er stoppte und sammelte schnell seine Sachen, doch Yachi hatte ihn schon eingeholt. Außer Atem ging sie vor Kageyama in die Knie. »Wa... warum bist den denn abgehauen?«

Sie hob zwei Äpfel von ihm auf und hielt sie Kageyama hin. »Tut mir leid, wenn ich dich erschrocken hab. Aber ich hab dich seit Ewigkeiten nicht getroffen und war einfach froh dich zu sehen.«

Kageyama schaute sie mit großen Augen an. »Du hasst... mich nicht?«

Verwundert blickte Yachi ihn an. »Warum sollte ich? «

»Naja wegen... Shoyo... «

»Oh.« Er wusste was Yachi jetzt durch den Kopf ging, doch zu seine Überraschung lächelte sie. »Jaa, die Sache mit Shoyo... das ging an mir nicht vorbei, aber ich glaube daran, dass ihr das geklärt habt und alles gut ist jetzt.«

Kageyama war überwältigt. Er hätte nicht gedacht, dass irgendjemand von seinen ehemaligen Freunden ihn noch mögen würde. Alle hatte mitgekriegt, was mit Shoyo passiert war. Alle waren auf Shoyos Seite. Und doch lächelte ihn Yachi gerade an.

Mit einem lauten Platsch landete der erste Regentropfen auf Yachis Nase und Kageyama musste lachen. Weitere Tropfen fielen und Yachi stimmte mit ein. Zusammen eilten sie unter ein kleines Dach.

Yachi lachte immer noch. »Welch ein Unglück. Wir hätten noch so schön spazieren können.« Sie drehte sich zu ihm um. »Hast du einen Regenschirm dabei?«

Er schüttelte den Kopf. Dann hielt er Yachi seine zweite Tüte hin, damit sie seine Äpfel hinein legen konnte.

»Ich hab einen dabei. Du kannst mit drunter.« Yachi holte aus ihrem Rucksack einen kleine Schirm und öffnete ihn. Zögerlich trat Kageyama an ihre Seite. Zusammen begaben sie sich dann in den Regen.

»Wie...geht es dir so?«, fragte Yachi zögerlich, als sie einige Meter schweigend gelaufen waren. Kageyama druckste ein bisschen herum bevor er sagte: »Ganz gut?«

Yachi lachte. »Willst du mich oder dich selbst überzeugen?« Yachi steuerte auf ein großes Gebäude zu und blieb dann stehen.

»Weißt du«, begann sie, »ich muss eh noch etwas arbeiten. Ich leih dir den Schirm, dann kannst du trocken nach Hause gehen und wir treffen uns einfach nochmal auf einen Kaffee. Klingt das gut für dich?«

»Ähh ja. Geht klar.« Kageyama war ein bisschen überfordert von Yachis Freundlichkeit, doch das störte sie anscheinend gar nicht.

»Gut. Ich freu mich.«, rief sie noch, bevor sie winkend mit schnellen Schritten im Gebäude verschwand und Kageyama im Regen allein ließ.




Hallo :D Ich bin zurück! Nach langer langer Zeit ^^ Ihr habt euch eine Fortsetzung gewünscht und ich hatte Ideen, deswegen präsentiere ich euch: vergeben und weiterleben!

Ich hoffe ihr freut euch und unterstützt mich fleißig, denn einige Kapitel sind vorgeschrieben, aber fertig ist diese Story nicht. Und da ich nicht meine Motivation wieder verlieren will, freu ich mich, wenn ihr mir ein paar Kommentare schreibt :)

Ich wünsch euch eine schöne Woche und wir hören uns ganz bald wieder!

Jeeeness

vergeben und weiterlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt