EWIGKEITEN

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"Lass uns treffen!"


Das war seit zwei Jahren die erste richtige Nachricht, die Shoyo Kenma schrieb. Er war vor ein paar Tagen aus Brasilien zurückgekommen und nun war es Zeit Kenma zu sehen. Nach zwei langen Jahren! Welch eine verrückte Zeit das war!

Shoyo musste lächeln als er an Brasilien dachte. Er blickte zu den wenigen Fotos aus Brasilien, die er schon in seinem Zimmer aufgehangen hatte. Das mit Oikawa am Strand, mit Pablo in ihrer Wohnung oder er mit seinem Team beim Training.

Er hatte viele Menschen kennengelernt und noch viel mehr erlebt in den letzten zwei Jahren. Es war nicht immer einfach gewesen, aber es hatte sich unglaublich gelohnt.

Seitdem Shoyo nun wieder in Japan war, fühlte er richtig die Veränderung. Alles wirkte so alt und klein. Aus vergangen Zeiten und doch so vertraut. Als Natsu und seine Mom ihn vom Flughafen abgeholt hatten, war er richtig glücklich gewesen. Er hatte sie unglaublich vermisst. Shoyo merkte wie auch hier das Leben weitergegangen war und wie groß Natsu geworden ist.

Mit seiner Rückkehr aus Brasilien erwachte auch ein leichtes Kribbeln in seinem Bauch. Eine Sehnsucht. Ein Verlangen. In Brasilien hatte er sich von allem in Japan abgekoppelt, aber nun wo er wieder die Bilder von Kenma und ihm aus seiner Schulzeit sah, da kam es wieder. Oder entwickelte sich?

Shoyo wusste es nicht. Er war sich nur sicher, dass er Kenma unbedingt so schnell wie möglich sehen wollte. Er wollte diesen Jungen wieder in seinem Leben haben, wollte wissen wie es ihm geht und was er macht. Und vor allem wollte er herausfinden, wie es jetzt mit ihnen weiterging.


"Komm zu mir."


Kenmas Antwort ließ nicht auf sich warten und Shoyo musste grinsen. Kenma hatte auf seine Nachricht bestimmt schon Ewigkeiten gewartet.

Shoyo nahm sein Handy, steckte Kopfhörer und Schlüssel in seine Taschen und ging dann die Treppe hinunter. Er rief noch ein schnelles: »Ich geh jetzt, Mom. Hab dich lieb.« ins Wohnzimmer und verließ dann das Haus.

Kenma ist in den zwei Jahren umgezogen und hatte jetzt ein eigenes Haus. Das hatte jedenfalls Shoyo gesagt bekommen. Als Shoyo sich mit der neuen Adresse auf dem Weg macht, fragte er sich wie das neue Haus so sein würde.


~~~


Shoyo musste zugeben, dass er ein bisschen nervös war als er klingelte. Nicht nur weil er gleich Kenma nach 2 Jahren endlich wieder sehen würde. Nein auch, weil das Haus bei dem er klingelte sehr schick und teuer aussah. Kurz fragte er sich, ob er wirklich richtig war, doch dann öffnete sich schon die Tür.

Kenma stand im großen Pulli und Nekoma Jogginghose in der Tür. Sein Haar war gewachsen, sodass er es jetzt zu einem Zopf binden konnte. Shoyo blickte auf Kenmas verschmitztes Grinsen und konnte es nur erwidern. Dann fielen sie sich in die Arme. Zwei gute Freunde, die sich zwei Jahren nicht gesehen hatten.


Es war schon ewig spät und Shoyo war immer noch bei Kenma. Sie hatten bestimmt schon 5 Stunden geredet und waren immer noch nicht fertig. In den zwei Jahren war einfach zu viel passiert.

Shoyo saß lässig auf der Couch, eine Tasse Tee in der Hand. Kenma ihm schräg gegenüber. Immer wieder hatten Shoyo oder Kenma einige Fotos gezeigt und dann sind sie zusammen gerückt, doch bis jetzt hatten sie die Distanz gewahrt. Sie wollten den Abend als gute Freunde beginnen. Erst später zu den wichtigen Fragen kommen.

Doch Shoyo hatte sich immer wieder in Kenmas Lächeln verloren. Kleinste Bewegungen wie er sein Haar zurück strich oder mit seinen Händen herum spielte, fielen Shoyo auf. Es war ganz verrückt. Auch das Kribbeln in seinem Bauch wurde stärker.

Shoyo nahm ein Schluck Tee und schaute Kenma an. Der blickte auf und schaute zurück. Keiner sagte etwas, aber nur mit den Blicken in stummer Kommunikation beschlossen sie sich jetzt den wichtigen Fragen dieses Abends zu widmen.

»Wie... gehts dir... jetzt nach zwei Jahren?«, fragte Shoyo unsicher. Kenma überlegte kurz und antwortete: »Ich hab dich vermisst. Mehr als ich wollte.«

Irgendwie war das eine Erleichterung für Shoyo. Er war besorgt gewesen, dass sich etwas in diesen zwei Jahren geändert hatte. Dass das Versprechen, was er Kenma und Kenma ihm gegeben hatte, vielleicht doch gebrochen werden würde. Aber dem war nicht so. Kenma hatte auf ihn gewartet.

»Ich hab dich auch vermisst. Und ich bin wahnsinnig froh wieder hier zu sein. Und dich zu sehen.«

Kenma lächelte. Er spürte wahrscheinlich genau die gleiche Erleichterung, die Shoyo auch spürte. Dass sein Warten nicht umsonst gewesen war.

»Aber lass es uns langsam angehen, okay?«, sagte Shoyo. »Lass uns uns nochmal kennenlernen. Ganz vom Anfang.«

Kenma nickte. »Ich hab zwei Jahre gewartet. Da kann ich auch noch einige Stunden länger warten.«

Und das Lächeln, was Kenma ihm dann gab, ließ Shoyo Stunden später beruhigt einschlafen.

vergeben und weiterlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt