𝟏𝟖. 𝐍𝐨𝐯𝐞𝐦𝐛𝐞𝐫 𝟏𝟗𝟕𝟓: 𝐖𝐞𝐠𝐰𝐞𝐢𝐬𝐞𝐫

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Es war der Tag des Vollmondes. Auch wenn er tagsüber nicht am Himmel zu sehen war, Remus spürte den vollkommenen, runden Himmelskörper bereits auf seiner Haut brennen, er hörte seine eigenen schweren Schritte, die durch die Räume der Shrieking Shack hallten, sah, wie er den Kopf aus Verlangen nach Menschenfleisch nach vorne warf und seine Zähne in seine eigene Haut grub, er roch das Blut seiner eigenen Wunden, so wie Fenrir Greyback ihm, als er fünf Jahre alt gewesen war, eine verheerende zugefügt hatte.
Remus war zwar auf das, was ihn erwarten würde, vorbereitet, doch in all den Jahren hatte sich der Horror in seinen Körper eingebrannt, der Schmerz der unzähligen Stunden als Werwolf, die Identität, die ihn zeitweise in ein Monster formte, das nach Menschenfleisch gierte, nach Kinderschreien und Blut.

Während der Verwandlung verlor man seinen menschliches Denken, man vergaß, wer man war, man erinnerte sich nur noch daran, wen man angreifen wollte: Diejenigen, von denen man die meiste Zeit seines Lebens selbst einer war, ein Mensch; menschliche Instinkte, Werte und Gefühle, die tief in einem verankert waren, aber dennoch von einem dunklen Schatten verdeckt wurden, denn ja, in Remus lebte auch ein Wolf, aber es war kein normaler, sondern ein grausamer, brutaler, der einmal im Monat verbissen gegen sein Menschsein kämpfte; deshalb wurden Werwölfe als unmenschlich bezeichnet und gefürchtet, obwohl die meisten, die es auch wollten, dazu in der Lage waren, ihren Wolf zu zähmen - was wiederum einen ungemeinen Kraftaufwand erforderte. Nur zu Vollmond gerieten Werwölfe außer Kontrolle, weil sie sich einige Stunden nicht daran erinnerten, jemals ein Mensch gewesen zu sein ...

Dennoch gab es seit zwei Monaten eine Veränderung, an die sich Remus noch gewöhnen musste: Er war bei seinen Verwandlungen nicht mehr allein.

Neben Madam Pomfrey, die ihn jede Vollmondnacht zur Whomping Willow begleitete, und Professor Dumbledore, der Remus' Besuch von Hogwarts überhaupt erst ermöglicht hatte, war er in all den Stunden allein gewesen, die er sich zerkratzt und zerbissen hatte.
Doch jetzt waren seine Freunde bei ihm, denn es war ihnen geglückt, Animagi zu werden; Hirsch, Hund und Ratte.

Als James, Sirius und Peter Remus verkündet hatten, es wäre so weit und sie würden heimlich mit in die Shrieking Shak kommen und ihm beistehen, hatte er angefangen, dagegen zu protestieren, dass sie ihren Plan in die Tat umsetzten. Was würde passieren, wenn er seine eigenen Freunde attackieren würde, wo er doch nicht mehr wissen würde, dass sie es waren?
Sirius hatte gelacht. „Das ist doch gerade der Trick, Moony! Als Tiere willst du uns gar nicht angreifen!" Es war Spätsommer gewesen und der Gemeinschaftsraum nahezu leer; Sirius hatte sich keine Mühe gegeben, zu flüstern.
„Genau", hatte James ihm beigepflichtet, „es wird nichts passieren."
Peter hatte genickt und hinzugefügt: „Du bist ein Tier und wir sind welche. Du wirst dich zwar wahrscheinlich nicht erinnern, dass wir als Mensch deine Freunde sind, doch trotzdem können wir als Wolf, Hirsch, Hund und Ratte Freunde werden. Und James und Sirius werden dich bei ihrer Größe davon abhalten, dir selbst oder irgendwem anders Schaden zuzufügen."

Damit war es beschlossen gewesen und als Remus sich in einen Werwolf verwandelt, schmerzerfüllt aufgeblickt und nicht mehr gewusst hatte, wo er war, da hatten plötzlich drei Tiere vor ihm gestanden und zurückgestarrt, in einem der staubigen Zimmer in der Shrieking Shak.

Auch heute Nacht würde es so sein und auch wenn Remus als persönlichen Wunsch nichts in der Welt lieber erfüllt gehabt hätte, als kein Werwolf zu sein, freute er sich trotzdem, dass die Marauders ihm bei der unvermeidbaren Verwandlung beistanden.

„Mr Lopin! Ähm, Lupine ... Geht es Ihnen gut?"
Remus sah auf und musste sich kurz orientieren. Er saß in History Of Magic und Professor Binns sowie alle anderen Gryffindor-Fünftklässler starrten ihm direkt ins Gesicht. Remus sah zur Seite und tauschte einen Blick mit Sirius aus, der ihn angrinste, sodass Remus' Magen einen Hüpfer machte.
„Verzeihung, Professor", sagte Remus leise und fügte dann hinzu: „Es geht mir gut, danke."

𝐔𝐧𝐭𝐞𝐫 𝐝𝐞𝐦 𝐌𝐨𝐧𝐝𝐥𝐢𝐜𝐡𝐭 - WolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt