Kapitel 1

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Ich sah in den Spiegel und strich über mein weißes Hemd. Meine Mutter hatte meine Haare nach hinten gekämmt und ich fand, dass ich furchtbar albern aussah. Heute war der Tag der Ernte und wie jedes Jahr war ich nervös, obwohl ich wusste, dass mein Name vermutlich nicht gezogen werden würde. Immerhin war mein Vater ein angesehender Arzt, weshalb unsere Familie sehr wohlhabend war. Deswegen hatte ich nur drei Lose, während andere mehr als zehn hatten. Ich hatte genug, um meinen Namen nicht mehrere Male einwerfen lassen zu müssen. ,,Du siehst gut aus.", sagte meine Mutter, die gerade mein Zimmer betrat. ,,Ich fühl mich albern.", entgegnete ich und wandte mich vom Spiegel ab. ,,Hey, es ist doch nicht lang. Es ist nur für die Ernte, danach kannst du es wieder ausziehen." Ich seufzte. ,,Und wenn ich doch gezogen werde?" ,,Eren, du hast gerade mal drei Zettel. Mach dir keinen Kopf, alles wird gut." Meine Mutter legt ihre Hand auf meine Schulter, als plötzlich die Sirenen losgingen. Die Ernte würde nun beginnen.                                                                                                                                                                          Langsam fand ich mich mit den anderen fünzehnjährigen ein und sah auf die Bühne. Mein Herz raste, währen dich beobachtete, wie Hanji Zoe auf die Bühne trat und gegen das Mikro klopfte. ,,Fröhliche Hungerspiele, ihr alle! Wie jedes Jahr werde ich gleich die Namen derjenigen ziehen, die die große Ehre haben, als Tribute von Distrikt 12 an den alljährlichen Hungerspielen teilzunehmen. Aber vorher schauen wir uns einen besonderen Film an, der aus dem Kapitol extra für euch gezeigt wird." Direkt nachdem Hanji ihren Satz beendet hatte, fing der Propagandafilm an zu spielen, den sie uns Jahr für Jahr immer wieder zeigten. Der Sprecher erzählte uns über Panems düstere Geschichte und dass das der Grund war, warum jedes Jahr zwei Kinder aus jedem Distrikt in eine Arena geschickt wurden, wo sie sich gegenseitig abschlachten sollten. Das Kapitol sagte, dass es deshalb passierte, damit der Frieden gewärlestet war, aber meiner Meinung nach gab es die Hungerspiele nur, um uns Angst zu machen, damit sich ja keiner gegen die grausamen Methoden des Kapitols wehrte. Schließlich endete der Film und Hanji trat zurück ans Mikrophon. ,,So, dann schauen wir mal, wer dieses Jahr die große Ehre hat, ins Kapitol zu fahren und Distrikt 12 bei den diesjährigen Hungerspielen zu vertreten!" Mit diesen Worten schob Hanji ihre Hand in die mit tausenden Zetteln gefüllte Glaskugel und zog einen heraus. Mein Herz hämmerte und ich hoffte, dass es nicht mein Name war. ,,Levi Ackerman!", rief sie und ich bemerkte, dass ich den Atmen anhielt. Der Name kahm mir bekannt vor und ich hielt Ausschau nach dessen Besitzer. Meine Augen weiteten sich, als ich sah, wer da auf die Bühne lief. Ich kannte ihn aus der Schule und wusste, dass er siebzehn war. Er kahm aus dem Saum und so ziemlich jeder hielt sich fern von ihm, aus Angst, eine gehauen zu kriegen. Ich beobachtete, wie Levi auf die Bühne lief. Er wirkte nicht so als hätte er Angst, oder als hätte er irgendwelche Gefühle. Sein Gesichtsausdruck war starr, während er von Friedenswächtern geleitet auf die Bühne stieg. Hanji lächelte ihn an und glückwünschte ihm, wobei Levi sie ansah, als hätter er ihr am liebsten die Kehle rausgerissen. ,,So, da wir aber zwei Tribute stellen müssen, werde ich jetzt noch jemanden ziehen." Mein Herzschlag wurde wieder schneller, während Hanji einen zweiten Zettel zog. Die Sekunden in denen sie den Zettel auseineinanderfaltete fühlten sich an wie eine Ewigkeit, bis er schließlich geöffnet war. ,,Eren Jäger!" Nein. Das war nicht echt. Ich hörte die Menge tuscheln, während ich wie in Trance auf die Bühne schritt. Natürlich redeten sie. Niemand hätte erwartet, dass ich gezogen werden würde. Ich bemerkte gar nicht, dass ich schließlich auf der Bühne stand und in die Menge tuschelnde Menge blickte. ,,So, dann hätten wir unsere Tribute! Levi Ackerman und Eren Jäger! Reicht euch die Hände." Zitternd streckte ich meine Hand aus und Levi griff zu. Ich traute mich nicht, ihn anzusehen und hoffte, dass man mir nicht ansah, wie fertig ich war. Ich wusste, dass man mein Gesicht gerade in ganz Panem sehen konnte und ich wollte nicht, dass mich irgendjemand so verletzlich sah. Nachdem Levi und ich uns die Hände gereicht hatten, wurde ich von Friedenswächtern von der Bühne in einen kleinen Raum geleitet. Nachdem die Tür hinter mir geschlossen wurde, sah ich mich im Raum um. Die Wände und der Boden waren mit Holz verkleidet und an der Wand stand ein mit rotem Samt überzogenes Sofa. Wenn ich nicht so aufgekratzt gewesen wäre, hätte ich diesen Raum echt schön gefunden. Plötzlich ging hinter mir die Tür auf und mein bester Freund Armin trat in den Raum. Er sah noch fertiger aus, als ich mich fühlte, wenn das überhaupt möglich war. ,,Deine Eltern kommen gleich, deine Mutter hat grad einen ziemlichen Nervenzusammenbruch.", sagte er und setzte sich zu mir auf das rote Sofa. ,,Ich will nicht sterben.", sagte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. ,,Dann geb doch nicht, auf verdammt. Du bist mein bester Freund, ich will auch nicht, dass du stirbst. Also versuch wenigstens zu gewinnen, okay?", entgegnete er und ich sah ihn ungläubig an. ,,Wie soll ich das denn bitte hinkriegen? Armin, da sind Leute, die sind tausend mal stärker als ich, ich hab keine Chance." Armin seufzte. ,,Versuch's einfach, okay? Ich...hab dich echt lieb, Mann." Ich wollte etwas sagen, als ein Friedenswächter den Raum betrat und uns sagte, dass Armin nun gehen musste. ,,Pass auf dich auf, okay? Wir sehen uns." Mit diesen Worten verließ er den Raum und ich saß nun da, völlig allein. Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür erneut und meine Eltern kamen rein. Meine Mutter sah aus als hätte sie vorhi geweint, während mein Vater recht unbeeindruckt schien. Sofort sprang ich auf und fiel meiner Mutter in die Arme. ,,Mama.", wimmerte ich und klammerte mich an sie, als hinge mein Leben davon ab. ,,Eren, es tut mir so leid.", weinte sie und hielt mich fest an ihren Körper gedrückt. ,,Carla, hör auf, dich zu enschuldigen, du kannst nichts dafür.", entgegnete mein Vater und ich sah zu ihm auf. ,,Eren, hör zu. Du darfst einen Gegenstand von zu Hause mit in die Arena nehmen und ich will, dass du den hier nimmst." Er zog einen Schlüssel aus seinem Hemd, den er an einer Kette um seinen Hals trug. Er nahm sie ab und drückte sie mir in die Hand. ,,Ehm...danke.", sagte ich und spürte,  dass mein Hemd nass wurde. Meine Mutter schluchzte und sah mich an. ,,Eren, ich hab dich so lieb, vergess das niemals." ,,Ich hab dich auch lieb." Plötzlich ging die Tür wieder aus und meine Mutter klammerte sich an mich. ,,Wir müssen gehen, Carla.", sagte mein Vater und der Friedenswächter zog meine Mutter von mir weg. ,,Nein!", schrie sie und Tränen kamen mir in die Augen. ,,Mama, bitte. Lass mich los." Schließlich riss der Friedenswächter sie von mir los und ich stand wieder allein da. Heiße Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich würde meine Mutter nie wieder sehen. Nie wieder. 


Nur einer kommt hier lebend raus (Eren X Levi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt