Zuvor hatte ich noch nie etwas unwürdigeres erlebt, als durch einen Würganfall zu verwachen. Und zusätzlich von meinem Schwarm beobachtet zu werden, welcher schlussendlich meine Kotze vom Boden wischt, motiviert mich dazu die bereits vorhandenen suizidalen Gedanken umzusetzen.
Das Witzigste an der ganzen Geschichte, ist, dass ich mich, jedes mal, nach dem Erbrechen wieder hinlegte und meine Augen schloss, als wäre nichts geschehen. Was auch noch überaus lustig ist, ist die Tatsache, dass Jake, von allen Na'vi dieses verdammten Dorfes, seinen ältesten Sohn zum Wachhund auserwählte.
Wie ich meinen Anführer doch begehre.
Neteyam hatte bis jetzt kein Gespräch mit mir angefangen. Ist wahrscheinlich auch besser so. Schliesslich kann ich ihm nicht in die Augen sehen, weil:
1. Er davon träumte Geschlechtsverkehr mit mir zu haben.
2. Ich irgendwie einen miesen Crush auf ihn habe.
3. Sein Vater denkt, daß wir es tatsächlich miteinander treiben.Oh, und 4. Ich meinen gesamten Mageninhalt präsentiere und langsam spüre wie die Überreste meiner Magensäure, meine Unterzungenspeicheldrüsen überfordern.
Zusammengefasst stinkt mein Atem nach Kotze.
Trotzig presse ich meine Augenlieder und meine Lippen zusammen. Vielleicht ist er ja weg, wenn ich die Augen wieder öffne.
Zögernd öffne ich ein Auge und werde nicht nur enttäuscht, sondern auch erschreckt, da er sich über mich beugt und die Arme verschränkt.
"Ich geh' nicht weg. Das ist dir schon bewusst, oder?" Ertönt seine Stimme und lässt mich frustriert die Hände auf das Gesicht halten. "Bitte."
"Ne."
"Das ist Belästigung." Sage ich und hoffe somit, dass er nachgibt. Als er sich aber zu meinen Füssen setzt und diese auf seinen Schoss legt, verschwindet mein letzter Funken Hoffnung.
Oh, Eywa. Hoffentlich ist er Fussfetischist. Somit würde sich nämlich Punkt zwei in Luft auflösen. Jedenfalls glaube ich das.
"Dir ist bewusst, dass ich Du vielleicht gleich Kotze im Auge hast, wenn du nicht weggehst?" Fahre ich fort und spreize zwei Finger, um einen Blick auf ihn ergattern zu können. Unbeirrt schaut er in die Ferne und wirkt schwer in Gedanken.
"Wo ist Lo'ak?" Frage ich und schliesse meine Augen erneut, woraufhin er aufschnaubt. "Immer nur Lo'ak..." Murmelt er vor sich hin, was ich gekonnt ausblende.
Was hatte ich mir bloss dabei gedacht, irgendwelche Pilze zu Essen?Ich meine, wie blöd kann man sein? Zusätzlich bin ich Heilerin. Man könnte meinen, Heiler würden wissen, welche Pflanzen gut sind und welche nicht. Und welche zu den Drogen gehören.
Nun, etwas positives hat es ja; ich hab ein neues Schmerzmittel gefunden. Yay.
Würde man die Menge minimieren, könnte es mit Sicherheit schmerzlindernd oder betäubend wirken. Total in Gedanken versunken, höre ich nicht, wie Schritte ertönen und sich jemand anderes zu uns gesellt.
"Wie geht es ihr?" Fragt Neytiri und lässt mich dadurch zusammenzucken. Peinlicher kann es garnicht werden.
"Sie hat mir gedroht, sie würde mir in die Augen kotzen." Entgegnet Neteyam und lässt mich somit in die Höhe fahren. "Das ist eine Lüge!" Sage ich zischend und merke erst dann, daß auch Jake im Zimmer steht und skeptisch die Sitzposition von mir und Neteyam betrachtet.
Verärgert blickt mir Neytiri entgegen und verschränkt die Arme. "Was dachtest du dir bloß dabei? Du hast meine Tochter in grosse Gefahr gebracht! Und jetzt sagst du, mein Sohn wäre ein Lügner? Hüte deine Zunge, mein Kind."
Eingeschüchtert lege ich mich wieder hin und ignoriere den amüsierten Blick Neteyams. Ich will nurnoch weinen.
"Ausserdem möchte ich hinzufügen-"
"M'neytiri-" Will Neteyams Vater dazwischenfahren, was Neytiri aber ausblendet.
"Jakes Haarwuchs ist mehr wie nur in Ordnung. Sprich nie wieder so über deinen Anführer."
Nach ihrer Aussage entsteht wieder peinliche Stille. Erschöpft versuche ich meine Gedanken zu ordnen. Aber bevor ich richtig denken kann, kommt Lo'ak rein gestürzt und lacht laut los.
"Alter, du bist mein Idol. Welche Pilze waren es?" Ruft er laut aus und deutet auf mich. Kurz kichert er und klatscht ein paar Mal, bis er bemerkt, was für Blicke seine Eltern ihm zuwerfen.
"Kann ich bitte alleine sein?" Frage ich leise und schliesse wieder meine Augen.
"Ihr habt sie gehört, raus mit euch." Erwidert Neteyam und lässt mich ein kribbelndes Gefühl im Magen empfinden. Hör auf, Mle.
"Raus mit uns? Nein, Skxwang. Raus mit dir. Na los!" Zischt ihm Jake zu und lässt mich erleichtert aufatmen, sobald ich die Augen öffne und erkenne, wie alle gegangen waren.
Kaum bin ich zwei Sekunden alleine im Zimmer, fließen mir die Tränen über die Wangen und lassen mich schappartig atmen.
Ich kann nicht mehr.