Wie nennt man einen Na'vi der so hirnlos ist, dass es nichtmal etwas bringen würde, ihn zu beleidigen, weil er nicht genügend Hirnzellen besitzt um eine einfache Aussage zu entziffern?
Die Antwort ist Lo'ak Sully.
Wie ich darauf komme, dass er so fatal beknackt ist? Am besten Liste ich es auf, damit mir jeder folgen kann.
1. Er hat zwei der Kinder verloren, welche er trainieren sollte.
2. Er ist bei der Suche einem Palulukan begegnet und hat ihn zu meinem Unterschlupf geführt.
3. Die verlorenen Kinder hat er komplett vergessen und sich stattdessen dazu entschieden, nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das Leben meiner Wenigkeit auf die Kippe zu stellen.
4. Er hat angefangen, aus reiner Nervöse mein gesamtes Reserve an Heilmittel auf die Kreatur zu werfen, in Hoffnung es würde somit verschwinden.
Nun, letzteres ist keine blöde Idee, da mein Heilmittel seit neustem mit den Betäubenden Teilen der roten Pilze erneuert worden ist.
Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass ein Thanator eine weitaus größere Menge davon benötigen würde, um in den Tiefschlaf befördert zu werden.
Trotzdem würde ich im Moment nichts lieber tun, wie meinen Besten Freund die Augen auszukratzen.
"Was hast du dir dabei gedacht?!" Schreie ich ihm zu und bete zu Eywa, dass das Biest nicht klettern kann.
"Du wohnst in 'nem verfickten Baumhaus! Denkst du wirklich ein Palulukan klettert hier nach oben?" Entgegnet er mit derselben Energie und lässt mich ihm einen Schlag auf den Hinterkopf verpassen.
"Ich hab eine verdammte Treppe!"
"Hast du schonmal einen Thanator eine Treppe hinaufsteigen sehen?!" Erwidert er laut und erhebt seine Arme gestikulierend über seinen Kopf, was mich aufschnauben lässt.
Unruhig laufe ich hin und her und versuche meine Gedanken zu klären. Ich wollte nur einen Tag Ruhe. Einen verdammten Tag, wollte ich mich von den Sullys distanzieren und herausfinden, was hier überhaupt los ist.
Was mit mir los ist.
Und dieser Volltrottel hat keine anderen Tagesbeschäftigungen, wie eine tödliche Bestie in mein Heim zu locken und unserer beider Leben zu riskieren. Die Arme auf die Hüfte stemmend, betrachte ich den Jungen, wie er die Paste weiterhin - mitsamt Schüssel - auf die Kreatur feuert.
Ich verliere gleich die Nerven.
"Wenn wir schon kurz vor Eywa stehen, gibt es irgendwas, dass du mir beichten willst?" Fragt er nachdem er die ganze Masse verschwendet hatte und nun hoffnungslos zu mir blickt.
"Dein Ernst?!" Rufe ich entgeistert aus und zeige ihm den Vogel. Wie bescheuert kann man nur sein?
"Verstehst du das nicht, Mle? Wir verrecken gleich und ich will nur, dass du mich von der Tatsache ablenkst. Komm schon!" Gibt er hektisch von sich und erhebt dabei erneut seine Stimme.
"Ich weiss nicht!" Schreie ich und packe ihn an den Schultern, um ihn zu beruhigen. Kurz scheint es zu wirken, bis er einen hohen Ton von sich gibt, als der Baum langsam hin und her schwankt.
Oh, Eywa. Der Baum stürzt gleich ein.
"Wir sind sowas von tot, alter." Kommt es von ihm, was ich mit einem ängstlichen, "Ich weiss alter." beantworte.
"Aber hey, wenn wir gleich sterben, meinst du dann nicht, dass wir Sachen tun sollten, die wir noch nie zuvor getan haben...?" Fragt er unsicher und erntet einen tödlichen Blick meinerseits, was ihn verstummen lässt.
"Hast Recht. Falscher Zeitpunkt für Witze."
"Lo'ak, wenn wir das hier überleben, kannst du dir sicher sein, dass ich dich eigenhändig zu Eywa befördern werde." Zische ich ihm zu und schliesse ihn in die Arme.
Plötzlich wird das Wackeln weniger, bis es abrupt aufhört.
"Sind wir tot?" Kommt es ungewiss von ihm, während er seine Augen geschlossen hält und ich mich langsam von ihm abstosse.
Zögernd blicke ich hinunter und sehe, wie der Thanator regungslos da liegt. Er ist doch nicht wirklich durch die Pilze...?
"Ha! Sieh' dir das mal an! Und du hast dich über mich beschwert. Friss' das du Hackfresse!" Sagt er und zeigt mit seinen Mittelfingern in Richtung des Palulukan.
"Du Depp! Was dachtest du dir dabei, dich mit einem Palulukan anzulegen?! Und wieso kannst du deine Augen nicht auf diesen armen Kindern lassen?" Entgegne ich und rüttle dabei an seinen Schultern. "Wir gehen jetzt diese verdammten Kinder suchen!"
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"Wie heissen sie denn?" Frage ich ungeduldig und erhalte als Antwort nur ein Schulterzucken. Das kann nicht sein Ernst sein.
"Und wie viele sind es insgesamt? Also verloren hast du ja zwei, aber wie viele seid ihr im grossen Ganzen?" Versuche ich erneut und schnaufe entrüstet auf, als er auch auf diese Frage mit einem "weiss nicht" antwortet.
"Willst du mich verarschen? Lo'ak!"
"Was denn?!"
Kopfschüttelnd schlage ich die Äste mit meinem Dolch zur Seite und hoffe auf ein Wunder. Wie kann es sein, dass er diese Kinder wochenlang trainiert und sich deren Namen nicht mal merken kann? Oder weiss, wie viele er unterrichtet?
Mit jeder Minute unter seiner Anwesenheit schwindet meine Geduld und die Fähigkeit, Verständnis für diese Labertasche zu empfinden. Wenn wir diese Kinder nicht vor Sonnenuntergang finden, könnte alles mit ihnen passiert sein.
Und wer würde dafür Schuld kriegen? Lo'ak. Und wer würde sich um einiges schlechter fühlen, wie er? Natürlich ich. Und wahrscheinlich auch Neteyam, da er sich immer miteinbezogen fühlt, sobald sein Bruder involviert ist.
"Wow, wo geht's denn hin?"
Wenn man schon vom Teufel spricht.
Den Typen wollte ich nur einen verdammten Tag umgehen und siehe da, ich laufe ihm direkt über den Weg.
"Muss dich nicht interessieren, Neteyam." Entgegnet Lo'ak wofür ich ihm überaus dankbar bin. Hoffentlich gibt er nach. Ich könnte es nicht ertragen, mit seiner Silhouette im Hintergrund, Konzentration aufweisen zu müssen.
"Klappe. Mle?" Gibt Neteyam von sich und hält mich dabei am Arm zurück. Zögernd wimmele ich seinen Arm ab und ignoriere ihn.
"Nicht schon wieder. Genau das meine ich, Mle. Genau das!" Zischt er mir zu und packt sich meinen Arm grober. Genervt blicke ich in sein Gesicht und erkenne, wie er mich verletzt mustert.
"Wir haben wie immer Mist gebaut. Und du musst dich nicht einmischen. Danke, aber geh' lieber wieder, bald wird es dunkel." Sage ich und achte darauf, nett zu tönen, was schwer ist, da meine Nerven am Ende sind.
Um mich von ihm zu verabschieden, stehe ich auf meine Zehenspitzen und hauche ihm einen Kuss auf die Wange.
Wie erwartet, überfordert meine Aktion ihn, was wir zum Vorteil nutzen und weiterlaufen.
"Wow, alter, was war das denn?" Flüstert Lo'ak und schüttelt an meinen Schultern, während er sein Kichern nicht unterdrücken kann.
"Halt' die Schnauze und guck lieber, dass wir sie finden. Denn wenn nicht, hack' ich dir die Ohren ab." Erwidere ich und schlage seine Hände unsanft von mir, woraufhin er mit einem "ow" reagiert.
Mehrere Minuten laufen wir im Wald rum und achten auf alle Geräusche. Am Besten wäre es, wenn wir die Namen der Kinder rufen könnten, doch da er sich diese ja nicht merken konnte, ist das nicht möglich.
Neteyam versuchte ich, so gut wie nur möglich, aus meinem Kopf auszublenden. Natürlich fühlte ich mich schlecht, ihn so behandelt zu haben, aber er wäre viel zu panisch geworden, hätten wir ihm erzählt, wieso wir hier rumtrampeln wie zwei Penner.
