Dunkle Bässe, blinkende Lichter, helles Lachen. Und plötzlich Licht!
Ich drehe mich mit einem ächzenden Geräusch vom Fenster weg und vergrabe mein Gesicht im Kissen, versuche, dem Traum nachzuspüren. Es war wie eine Erinnerung an Italien, der Abend, an dem wir mit unseren gefälschten Ausweisen in die überhippe Disco in San Remo gekommen sind. Die Musik war zwar nicht ganz nach meinem Geschmack, war jedoch laut genug, um negative Gedanken einfach wegzupusten. Es war einfach perfekt. Bis Calvin und Noah sich die Kante gegeben und einen Striptease auf dem Bartisch hingelegt haben. Aber selbst da war es noch perfekt.
"Komm schon, Sonnenschein, steh auf", ruft meine Mutter und schubst mich fast vom Bett, als sie sich auf meine Matratze wirft.
"Mum, es ist Sonntag", krächze ich.
"Eben weil heute Sonntag ist musst du jetzt aufstehen", sagt sie fröhlich.
Ich luge unter meiner Decke hervor und schaue auf meinen Wecker: 8.57 Uhr.
Ganz langsam drehe ich mich um und schaue meine Mum mit finsterem Blick an. "Was gibt es Wichtigeres an einem Sonntagmorgen als Schlaf?!"
"Frühstück, Hausarbeit, Vorbereitung für die Schule, Koffer auspacken-"
"Ok, ich hab's verstanden!", keife ich und schwinge meine Beine von der anderen Seite des Bettes aus dem Bett.
Torkelnd gehe ich in mein kleines Badezimmer und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht, doch das kühlende Gefühl setzt auf meiner warmen Haut nicht ein. Ich trockne mich ab und ziehe meinen Bademantel über den Pyjama, um dann genauso wackelig wie vorhin die Treppe runter zu schwanken und mich genervt auf den Stuhl niederzulassen.
Es gibt Spiegeleier mit Bacon und Brötchen, die nach nichts schmecken. Schon gestern hatte ich den Geschmack frischer Erdbeeren am Morgen vermisst, doch als ich den ersten Bissen meines Frühstücks esse, kommt diese Erinnerung noch schmerzhafter zurück.
Ich seufze mit vollem Mund und verteile somit viele kleine Krümel mit Spucke auf der lavendelfarbenen Tischdecke. Meine Mutter schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, sagt aber nichts dazu.
"Du hast mir immer noch nicht erzählt wie es in Italien war...", versucht Mum vorsichtig, eine Unterhaltung anzufangen.
"Ganz gut", antworte ich bloß. Wer es wagt, mich so früh an einem Sonntag zu wecken, hat keine ausführliche Antwort verdient.
"Und? Was habt ihr so gemacht?", fragt Mum weiter.
"Vieles", sage ich nur.
Bevor sie rummaulen kann, wird meine Mutter von einer leisen Melodie unterbrochen: mein Handy.
Ich stehe schnell auf und danke innerlich allen Gottheiten, die mir einfallen, für diese Unterbrechung.
Schnell krame ich mein Handy aus meiner Céline-Bag und gehe mit einem kurz angebundenem "Hi" ran.
"Vor deinem Haus. In 30 Minuten", höre ich Sammy sagen. Dann legt sie wieder auf.
Froh, eine Ausrede zu haben, um nicht mehr mit Mum an einem Tisch zu sitzen, schnappe ich mir meinen letzten Bacon und renne zurück ins Zimmer.

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Back to London
Fiksi RemajaEigentlich ist Lillianne, von allen Lille genannt, ein ganz normales Mädchen: sie ist 17, wohnt in London, geht auf eine renommierte Privatschule, hat viele Freunde und ist in allem erfolgreich, was sie anpackt. Doch nach einem Klassenausflug nach I...