𝗕𝗔𝗛𝗥𝗔𝗜𝗡 || A new face

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Gespannt wartete Leighton am Eingang des Hotels auf die Unbekannte. Zugegeben, so unbekannt war 'die Unbekannte' für Leighton gar nicht.
Immerhin hatte sie am Vortag ihren Namen bekommen und daraufhin ein wenig recherchiert.

Aleandra Shermann war etwas älter als Leighton, kam jedoch ebenfalls aus England. Immerhin hatten sie schon mal etwas gemeinsam, so gab es zumindest schon einmal ein Gesprächsthema, auf dem sie aufbauen konnten.

Leighton schaute ungeduldig auf die Uhr. Es war nicht so, als hätte sie heute etwas anderes vor, schließlich war ihre einzige Aufgabe heute, Aleandra herumzuführen und sich bei ihr einzuschleimen, damit sie ja nur Positives über ihren Aufenthalt schreiben würde. Durfte sie überhaupt etwas Negatives schreiben?
Leighton hatte gar keine Ahnung, was genau für Vereinbarungen getroffen wurden. Warum auch?

„Na, auf wen warten Sie?", ertönte eine männliche Stimme hinter Leighton, weshalb sie erschrocken zusammenzuckte und sich anschließend umdrehte.

„Erschrecke mich nie wieder!", rief Leighton lauter als gewollt, wobei ihr Herz immer noch raste, mehr als es womöglich sollte. Hat sie jemand anderen erwartet, bis sie sich umgedreht hatte?
„Sorry, Leigh. Ich konnte ja nicht wissen, dass du so reagierst, als hättest du einen Charles gesehen." Max konnte sich das Lachen nicht verkneifen, ebenso wenig wie der Erwähnung des Ferrari-Fahrers.

„Unfassbar lustig bist du, Maximilian."
Leighton verdrehte die Augen und drehte sich mit verschränkten Armen wieder weg. Das nahm der Niederländer zum Anlass, sich vor die Dunkelhaarige zu stellen.

„Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet", mahnte dieser und schaute sie auffordernd an.

„Hat dir schon jemand gesagt, dass du neugierig bist?" Leighton hob ihre Augenbrauen, als ein Taxi vor dem Hotel zum Halten kam. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit vollkommen auf besagtes Taxi, aus dem eine junge Frau ausstieg. Leighton schob sie an dem unwissenden Max vorbei und lief eine Meter auf die junge Frau zu, damit sie diese besser erkennen konnte. Vielleicht war es Zeit für eine Brille.

„Aleandra Shermann?", fragte sie die Frau, die darauf wartete, dass der Taxifahrer ihr den Koffer aus dem Kofferraum holte. Zuvor hatte sie versucht diesem klarzumachen, dass sie ihn auch selber herausheben konnte.

„Ja, ja, das bin ich!", sagte die Brünette, bedankte sich danach bereits zum zweiten Mal bei dem Fahrer, ehe sie sich Leighton widmete. „Sie sind?"
Aleandra lächelte ihr freundlich entgegen, während sie den Griff ihres Koffers fester umgriff.

„Das ist Leighton", tauchte plötzlich Max neben ihr auf. „Und ich bin Max."
Er streckte Aleandra die Hand entgegen und grinste dabei breit.
Leighton konnte nicht anders, als die Augen zu verdrehen.

„Dich kenne ich!", rief Aleandra erfreut und erwiderte die Geste des Niederländers. Anschließend hielt sie Leighton die Hand unter die Nase.
Diese war davon überrascht, erwiderte jedoch ebenfalls. „Du bist der Held der Niederlande."

Leighton hatte keine Ahnung, ob es ein Witz von Aleandra war oder ihr voller Ernst. Auch Max schien etwas überfordert zu sein, nach der Aussage der Bloggerin. Zudem hatte er immer noch keine Ahnung, wer die Frau vor ihm eigentlich war. Doch es wäre mehr als unangenehm, jetzt danach zu fragen, nachdem er sich bereits vorgestellt hatte.

„Hast du nichts anderes zu tun, als mich von meiner Arbeit abzuhalten, Max?"
Leighton wandte sich nun dem Rennfahrer zu, der verwirrt seine Augenbrauen hob, als er das Wort 'Arbeit' hörte. Die junge Frau vor ihm stand also in irgendeinem Zusammenhang mit der Arbeit. Mehr konnte sich der Niederländer nicht zusammenreimen.

„Sag doch einfach, wenn du mich loswerden willst, Leigh." Seine Tonlage glich die eines beleidigten Kindes, es fehlte nur noch, dass er eingeschnappt seine Arme verschränkte und dann, ohne Leighton eines weiteren Blickes zu würdigen, zu verschwinden.
Doch das tat er nicht. Stattdessen hob er seine Hand zum Abschied, murmelte dabei irgendeine Verabschiedung, bevor er wieder in das Hotel ging.

„Also Miss Shermann", begann Leighton, doch sie wurde sofort unterbrochen.
„Nenn mich bitte Alea, sonst fühle ich mich so alt." Die junge Frau lächelte freundlich, woraufhin Leighton bloß nickte.

„Also Alea, wie Max schon gesagt hat, mein Name ist Leighton und ich soll dich heute herumführen." Die Dunkelhaarige war noch immer genervt davon, dass sie diejenige war, die diese Aufgabe bekam, doch dem ersten Eindruck nach, war Aleas wenigstens eine freundliche Person. Das würde das Ganze sicherlich leichter machen.

„Wie cool!", freute sich die Bloggerin. Entweder sie war eine unfassbar gute Schauspielerin oder es war tatsächlich die Wahrheit. „Ich denke, wir werden uns gut verstehen."

Leighton nickte zustimmend, denn ihre anfänglichen Befürchtungen schienen sich nicht zu bewahrheiten.

Als Nächstes betraten sie das Hotel, indem Alea zunächst eincheckte.
Gemeinsam fuhren die jungen Frauen in die Etage, in welcher das Zimmer Aleas war.

Leighton hatte gerechnet, dass die frisch angereiste Britin zunächst ihre Sachen auspacken wollte, weswegen sie etwas hilflos vor der Zimmertür stehen blieb. Doch ganz im Gegenteil: Alea stellte ihre Sachen im Zimmer ab, schenkte dem Aussehen des Zimmers nur kurz ihre Aufmerksamkeit, ehe sie wieder herauskam. Die junge Frau war so gespannt, dass sie es nicht mehr abwarten konnte, alles zusehen. Sie strahlte beinahe schon, als sie Leighton mitteilte, dass sie nun bereit war.

Es erinnerte Leighton daran, wie aufgeregt sie gewesen war, als sie ihren ersten Arbeitstag bei Red Bull hatte.
Die Aufregung, das Feuer, welches sie gespürt hatte für den Job. Es war noch da, nur nicht mehr ganz so stark.
Das gehörte inzwischen mehr oder weniger zu ihrem Alltag und war normal.

Vielleicht musste sie es wieder lieben lernen - und vielleicht half ihr Alea dabei.

RED LINE - charles leclercWo Geschichten leben. Entdecke jetzt