𝗔𝗠𝗦𝗧𝗘𝗥𝗗𝗔𝗠 || Trust

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Normalerweise verbrachte Leighton ihre freien Tage in England. So war eigentlich auch diesmal ihr Plan gewesen. In der Zeit zwischen zwei Grand Prix, in denen sie teilweise überhaupt nicht arbeitete, fühlte sich ihr Leben irgendwie normal an. Normal war etwas, mit dem sie an manchen Tagen überhaupt nichts anfangen konnte, weil es langweilig war, doch manchmal war es genau das, was sie brauchte.

Dieses Mal würde sie ihr freies Wochenende in Amsterdam verbringen. Etwas, was irgendwie normal war, aber ganz und gar nicht langweilig. Vielleicht war es genau die Mischung, die sie brauchte.

Mit einem breiten Grinsen verließ Leighton den Flughafen in Amsterdam, während sie sich aufmerksam umschaute, um die Person zu finden, die sie hier her eingeladen hatte. Aleandra.

Die junge Frau, die sie noch gar nicht lange kannte, hatte darauf bestanden, dass Leighton nach Amsterdam kam.
Alea wollte sich für die Herzlichkeit bedanken und dafür, dass die Engländerin sie in der hektischen Welt der Formel 1 nicht alleine gelassen hatte. Leighton hatte ihr eine neue Welt gezeigt. Nun wollte sie Leighton ihre Welt zeigen. Auch, wenn es lediglich Amsterdam war, das nicht ansatzweise so spannend war, wie ein Rennwochenende.

„Leigh!", ertönte es plötzlich aus einer Richtung, weshalb die Angesprochene sich fragend umschaute. Es dauerte einige Sekunden, bis sie Alea sah, die auf sie zukam und dabei euphorisch winkte.

Mit schnellen Schritten ging die auf die Brünette zu, die über beide Ohren strahlte. Leighton hatte das Gefühl, dass sie Alea bisher immer nur mit einem Lächeln auf den Lippen gesehen hatte. Vielleicht konnte sie sich etwas davon abschauen.

„Danke für die Einladung", bedankte sich Leighton (wobei es nicht das letzte Mal sein würde) und zog Alea in eine herzliche Umarmung. Es war tatsächlich absurd, wie gut die beiden sich verstanden, obwohl sie sich erst seit einigen Wochen kannten. So war es auch gar nicht merkwürdig, für die beiden Frauen, Zeit miteinander zu verbringen.

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Es waren einige Stunden vergangen, in denen Alea ihre Besucherin zunächst mal in ihr Hotel gefahren hatte, ehe sie bereits kurz darauf die Stadt besichtigten. Diesmal war Alea diejenige, die Leighton herumführte.
Letztere war hin und weg von der Stadt, machte eine Menge Fotos von dieser; aber auch das ein oder andere Selfie mit Aleandra.

Leighton fühlte sich seit langem das erste Mal wieder wie ein richtiger Tourist. Dabei war sie so oft in anderen Ländern, die sie jedoch nie wirklich bewundern konnte. Das war an diesem Wochenende anders und sie war Alea mehr als dankbar dafür.

Während sie durch die Straßen Amsterdams zogen, dabei an den vielen Kanälen der Stadt entlangliefen, kamen sie ins Gespräch.

„Wie kamst du dazu, nach Amsterdam zu ziehen? Du kommst doch auch England, oder nicht?" Leighton hatte sich für einen kurzen Moment vorgestellt hier zu wohnen, doch auch wenn sie die Stadt schön fand, war sie sich nicht sicher, ob sie hierher ziehen würde.

Alea lachte, bevor ihr Blick sich auf das Wasser legte.
„Ich war als Reisebloggerin schon an vielen Orten, aber Amsterdam war irgendwie ganz anders", fing die Brünette an, während sie langsam ihren Blick vom Wasser hob und Leighton mit einem Lächeln anschaute. „Ich liebe Blumen, ich liebe Wasser, aber ich liebe auch das Stadtleben. Amsterdam vereinten das alles irgendwie." Sie schmunzelte. „Mich fasziniert die Niederlande."

Verstehend nickte Leighton, während sich auf ihren Lippen nun auch ein Lächeln abbildete. Die Niederlande.
„Und was ist mit den Leuten aus den Niederlanden?" Es war ein Gedanke, der plötzlich in ihrem Kopf aufgetaucht war, den sie jedoch mit einem breiten Grinsen aussprechen musste.

Alea runzelte die Stirn, bevor sich ihre Wangen leicht rosa färbten, doch sie lächelte noch immer. Diesmal eher etwas peinlich berührt.

„Die sind ganz süß, meinst du nicht?"
War das Einzige, was sie sagte, bevor sie sich am Hinterkopf kratzte.
Leighton lachte, schüttelte ihren Kopf.
„Nicht so meins."

Alea nahm das mit einem leichten Grinsen zur Kenntnis, wechselte dann jedoch schnell das Thema.
„Komm, lass uns etwas essen gehen."

Den Tag über lernten die beiden Frauen sich besser kennen, merkten, dass sie doch so einige Gemeinsamkeiten haben, so würden sie sich beide gerne ein Haustier zulegen, was aufgrund ihres Jobs jedoch nicht möglich war.

Leighton lernte auch, dass Alea es eigentlich gewohnt war, alleine zu reisen, weshalb sie die Gesellschaft der vielen Leute bei der Formel 1 so sehr genoss.

Die Zeit verging so schnell und es schien, als würde Leighton endlich mal den Kopf freibekommen. Alea merkte, dass ihre neue Freundin plötzlich ganz anders war, als sonst. Viel entspannter und nicht so ernst. Sie war sich sicher, dass dieser kurze Wochenendtrip vielleicht genau das war, was Leighton nötig hatte.

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Am späten Abend, es war bereits dunkel und auch ziemlich frisch, saßen sie in einem kleinen Bistro mit einem tollen Blick auf das Wasser.

Sie wollten den tollen Tag mit dem ein oder anderen Glas Alkohol gemütlich ausklingen lassen. Besagter Alkohol (oder auch die gemeinsame Zeit, in der sie sich besser kennengelernt hatten) sorgte jedoch zeitgleich auch dafür, dass sie offener wurden.

„Okay, ich verrate dir jetzt was", fing Alea an und beugte sich ein Stückchen nach vorne, sodass sie nicht ganz so laut sprechen musste. Natürlich wurde Leighton neugierig und lehnte sich ebenfalls ein Stück nach vorne.
„Aber behalte es bitte für dich, sonst war's das vielleicht mit meiner Red Bull Reise."

Auf Leightons Lippen schlich sich ein leichtes Grinsen, da sie bereits ahnen konnte, was jetzt folgen würde.
„Max ist voll mein Typ", gestand die Brünette Leighton, die darauf freudig in die Hände klatschte.
„Ich wusste es!", rief sie glücklich, woraufhin Alea sich den Zeigefinger vor den Mund hielt.
„Nicht so laut!", jammerte sie daraufhin, denn irgendwie war ihr das ganze unangenehm. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, es irgendjemanden zu erzählen, doch Alea vertraute Leighton mittlerweile.

„Die nächste Runde geht auf mich", sagte Leighton und deutete auf die fast leeren Gläser. Zugegeben war sie ziemlich glücklich darüber, dass Alea Max gut fand, auch wenn sie das bereits geahnt hatte. Es zeigte ihr jedoch, dass sie vielleicht wirklich eine gute Freundin gefunden hatte, die ihr bereits vertraute. Nun musste Leighton nur noch lernen, ihr zu vertrauen.

RED LINE - charles leclercWo Geschichten leben. Entdecke jetzt