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Nach längerer Zeit melde ich mich mit einem neuen Kapitel zurück. Ich hoffe das sich noch ein paar Leser finden die diese Geschichte trotz meiner Inaktivität lesen werden. Über Feedback in den Kommentaren freue ich mich wie immer :)
Ich möchte für dieses Kapitel auch noch eine TW aussprechen, wünsche euch aber sonst ganz viel Spaß beim lesen <3

Nora:

Ich rannte durch die Straßen Berlins ohne ein wirkliches Ziel. Natürlich würde ich nicht in die Schule gehen, ich hatte keine Entschuldigung fürs zuspätkommen und außerdem hatte ich nur meinen Schlafanzug und meine Jacke an. Meine lange karierte Schlafanzugshose flatterte im eisigen Winter Wind um meine Beine. Wir hatten Januar, und die doch noch sehr winterlichen Temperaturen ließen meinen Körper schlottern, wie ich nach ein paar Minuten bemerkte. Fühlen tat ich die Kälte nicht.

Mit einem seltsamen Tunnel Blick schaute ich durch die Gegend und wankte vor mich hin. Ich kannte das was gerade passierte. Zu oft war es in den letzten Wochen vorgekommen. Meine Sicht beschränkte sich seltsam, jedes Geräusch hallte in meinem Kopf immer und immer wieder. Ich schien bei mir zu sein, schließlich war ich ja in meinem Körper, doch trotz der Erkenntnis schien ich unfassbar weit weg. Wüsste ich es nicht besser würde ich sagen das ich gerade auf irgendeiner Substanz war. Eine Hand die vor meinem Gesicht wedelte brachte mich ein stück zurück in die Realität und meine Augen, die sich unfassbar schwer anfüllten und sich kaum bewegen ließen, suchten das Gesicht dessen Person die gerade ihre Hand vor meinem Gesicht wegnahm. "Hallo? Hallo hören Sie mich?" Wurde ich von einem etwa fünfzig jährigen Mann im Anzug gefragt. Ich versuchte ein nicken zu Stande zu bringen. Doch mein Gesicht schien wie eingefroren, gelähmt, genau wie der Rest meines Körpers. "Hey" der Mann schnippte vor meinem Gesicht um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. "Ist alles gut bei Ihnen?" War die nächste frage die er stellte. Auch meine Zunge schien wie eingeschlafen, mein Mund wie zugeklebt und so schaffte ich es nicht dem Mann zu antworten, so sehr ich auch wollte. Der Mann schüttelte ärgerlich den Kopf und ging dann weiter. Im vorbeigehen hörte ich ihn noch murmeln "so jung und schon..." ich wusste was der Fremde jetzt von mir denken musste, hätte ich mich von außen gesehen hätte ich wahrscheinlich das gleiche gedacht.

Mit aller Kraft versuchte ich irgendwie einen Schritt vor den anderen zu setzten, und nach ein paar Anläufen gelang es mir. Viel zu langsam kam ich voran, hätte am liebsten laut geweint und geschrien vor Verzweiflung, doch das Monster in mir hielt mich noch immer gefangen. Ich wankte steif auf ein kleines Häuschen eines Platzes zu, eine öffentlich Toilette- meine Rettung. Mein Versteck, ein kurzer Ort der Ruhe um wieder zu mir zu kommen. Durch meinen nebeligen Verstand drang ein Gedanke als ich die Tür, die viel zu schwer schien, aufzog. "Gott sei Dank war ich überhaupt zu der Toilette gekommen." Auf meinem Weg musste ich zahlreiche Straßen überquert haben, wie viele der Ampeln die ich passiert hatte, rot gewesen waren wusste ich nicht mehr. Doch das mich auf dem Weg kein Auto erfasst hatte grenzte an ein Wunder, in meinem Zustand hätt ich ein auf mich zukommendes Auto wahrscheinlich nicht einmal wahrgenommen, oder viel zu spät.

Die Toilette war zu meinem Glück leer. Irgendwie schleppt ich mich in eine der Kabinen und sank gegen die geflieste wand. Verzweifelt kniet ich mir kräftig in den Arm, doch nichts, die leere gab mich nicht frei. Mit hektischen Bewegungen kramte ich in meinem Rucksack nach meiner Rettung. Nach etwas was mich bis jetzt immer aus meinem Zustand herausgeholt hatte. Mit meinem Daumen ließ ich den Verschluss klicken, und schaute in die Orange-gelbe Flamme die aufzuflammen begann. Irgendwie schaffte ich es meine Schlafanzughose herunterzuziehen und meine Oberschenkel freizugeben. Dann hielt ich die Flamme gegen die Innenseite und starrte an die Decke der Toilette und wartete, wartete bis ich den Schmerz wahrnehmen würde.

Der Schmerz kam, nach ein paar Sekunden schon begann es unangenehm zu zwirbeln. Das zwirbeln wich einem brennen das sich schließlich in einen pochenden Schmerz zu wandeln begann. Ich begann zu zählen, und nach zwanzig Sekunden in denen ich nichts als brennenden Schmerz wahrnahm, um Ja sicher zu sein, im hier und jetzt verankert zu sein, ließ ich den Verschluss zuschnappen. Japsend blies Ich Luft durch meine backen ein und aus. Ich nahm den kalten Toilettensitz auf dem ich mich hatte fallen lassen war. Die kalten Fließen in meinem Rücken ließen mir einen Schauer durch meinen Körper jagen, und konnte auch endlich den ekeligen Geruch, den ein öffentliches WC so an sich hatte, wahrnehmen. Erst als ich all das wahrnahm ließ ich meinen Blick auf meinen Oberschenkel fallen, die Stelle wo ich die Flamme darangehalten hatte verfärbte sich schon rot. Vorsichtig ließ ich meine Fingerkuppen über die Innenseite meines Beines wandern, über die zahlreichen Narben die schon entstanden waren, zufrieden stellte ich fest das sich ein brennen durch meinen Oberschenkel zog als ich über die Stelle fuhr an der sich jetzt auch eine Narbe bilden würde. Ich atmete tief durch. Ich war wieder angekommen.

Es waren lange Minuten vergangen bis ich das  Gefühl hatte wieder aufstehen und gehen zu können. Doch nun stand ich vorsichtig auf und zog meine Hose wieder an, ließ das Feuerzeug mit dem ich bis jetzt in der Hand nervös hin und her gespielt hatte, wieder in den Tiefen meines Rucksackes verschwinden, schulterte diesen und verließ die Toilette. Draußen schlug mir ein kalter Wind entgegen, es war eindeutig zu kalt um sich draußen aufzuhalten. Ich umschlang mit meinen Armen meinen Körper und dachte nach. Um nachhause zu gehen fühlte ich mich noch nicht bereit. Das Dach was sonst immer mein Rückzugsort gewesen war, würde nun zu kalt sein. Ich atmete tief durch, überwand mich, und machte mich dann auf dem Weg zu einer Bleibe für den Tag. Einen Ort an den ich in den letzten Tagen und Wochen mehrmals geflüchtet war. Zu einem Menschen den ich unfassbar lieb gewonnen hatte und eigentlich schon als meinen besten Freund bezeichnen würde.

Nach einem etwa fünfzehn minütigen Fußweg kam ich an dem Altbau an in dem seine Wohnung lag. Mein Finger wusste schon die Klingel die er drücken musste, wie automatisch legte sich mein Finger auf den Knopf und betätigte diesen. Nach ein paar Sekunden hörte ich aus der Anlage seine Stimme. "Hallo?" Ich schwieg kurz, noch könnte ich umdrehen, wegrennen und...  doch einen besseren Plan hatte ich nicht. "Hallo" kam es noch einmal aus der Anlage. "Hier ist Nora" began in brüchig "kann ich reinkommen, Nowi?"

↬ 𝐒𝐜𝐡𝐫𝐢𝐭𝐭𝐞 𝟐 // 𝐒𝐢𝐥𝐛𝐞𝐫𝐦𝐨𝐧𝐝 𝐅𝐚𝐧𝐟𝐢𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt