9. Monica

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Grinsend zog Miles die Sonnenbrille ins Gesicht. „Agent Johnson ist bereit für Aktion!" Sonja lächelte gutmütig, während Kimberly genervt die Augen verdrehte. „Du fühlst dich vielleicht cool, Mann!"
„Falsch. Ich bin cool!"
„Naja, in erster Linie bist du ein Idiot", traf es Sonja auf den Punkt.
„Wartet mal, schaut da!" Kimberly deutete auf den Platzt des Mann, den sie eigentlich observieren sollten. Jetzt war er weg. „Oh, verdammt!"
„Na toll, du top Secret Agent. Wir haben ihn verloren!" Kimi sprang auf. „Ihr bezahlt, ich verfolge!" „Hey warte, ich habe gar kein Geld dabei!", rief Sonja ihr noch hinterher, doch da war der Rotschopf auch schon verschwunden.
Sonja warf Miles einen fordernden Blick zu. „Miles?" Genervt verdrehte der Junge die Augen. „Bezahlen!", rief er einem vorbeieilendem Kellner zu und griff zähneknirschend in die Hosentasche.


Kimberly hatte Mühe mit dem großen, unauffälligen Mann Schritt zu halten. Hatte er sie bemerkt? Kimberly versteckte sich hinter einer dicklichen Frau mit dunkelrotem Lippenstift und beobachtete ihn genau. Bisher hatte sie sein Gesicht nie gesehen, denn die Hälfte davon war mit einer Maske überdeckt.
Zielstrebig bewegte er sich auf die U-Bahn Station zu. Wenn er in eine Bahn steigen würde, müsste sie die Verfolgung aufgeben. Zwar hatte sie ein Ticket, doch durfte sie sich nicht aus ihrem zugewiesenen Gebiet bewegen, was das anging hatte sie genaue Anweisungen. Sie fasste einen Entschluss und rannte auf den Mann zu. „Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wie spät es ist?"
Der Mann sah sie kurz etwas schräg an. „Da hängt 'ne Uhr", meinte er stirnrunzelnd. „Ich verstehe Sie leider nicht, Sir." Der Mann tat genau das, worauf Kimberly gehofft hatte; er nahm die Maske ab. Er hatte sich seit langer Zeit nicht mehr rasiert, sein Kinn war übersät mit kleinen Stoppeln. Dieser Eindruck ergänzte sich perfekt zu seinen müden, grauen Augen, welche ihr schon vorher aufgefallen war. „Da ist eine Uhr!„, blaffte er sie an. Man würde nicht zufrieden mit ihr sein, wenn sie nur eine Gesichtsbeschreibung hätte. „Ich kann keine Uhr lesen", murmelte sie gespielt schüchtern. „Dann geh zur Schule, ey!" Genervt zog er sein Smartphone aus der Jackentasche. Kimberly erhaschte einen kurzen Blick auf das Display. „Es ist kurz vor vier", sagte er, doch Kimberly hörte ihm kaum zu. Sie nuschelte ein kurzes „Danke" und versuchte sich den Sperrbildschirm einzuprägen. Das Bild zeigte eine älteren Brünett, die auf einen Spiegel „In Liebe, Monika", mit Lippenstift geschrieben hatte. Außerdem noch ein Termin: 18:00 Uhr Mittwoch Treffen mit Moni S, Bremen. Zufällig wusste sie, dass in ungefähr zehn Minuten eine Bahn zum Bahnhof fuhr. Und von dort aus konnte man gut nach Bremen kommen. Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Als der Mann kopfschüttelnd verschwunden war, zückte sie ihr eigenes Diensthandy. „Sonja? Ich hab was tolles herausgefunden."
„Ah ja? Weißt du wie der Typ aussieht?"
„Ich weiß sogar, dass er gleich eine braunhaarige Verabredung hat. In Bremen."
„Wir sind in fünf Minuten am Kiosk. Treffen dort?"
„Abgemacht."

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