1. Angst

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Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Ihr Atem beschleunigte sich. Ihr Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Ihr Blick starr auf einen Punkt vor ihr gerichtet.

Rasende Angst machte sich in ihr breit, verbreitete sich wie ein unsichtbares Gift und drohte langsam aber sicher, sie endgültig zu verschlingen. Ihre Hände begannen zu zittern, wie immer, wenn sie diese verfluchten Schatten sah. Und sie sah sie beinahe immer. Langsam kamen sie auf sie zu, wobei sie das leise Geflüster vernahm; obwohl sie nicht verstand, was diese Dämonen da faselten, war sie sich sicher, dass es sich um Vorwürfe handelte. Und das Schlimmste war: Diese Vorwürfe waren mehr als nur berechtigt. Denn sie hatte deren Leben zerstört, ihre Verwandten kaltblütig ermordet und ihnen Schmerzen zugefügt, wie sie kaum zu beschreiben waren. Ihr gegenüber standen die Figuren, die sie sich selbst erdacht hatte, die sie vor einigen Jahren mal auf Papier gebracht hatte. Es kam auch schon in der Vergangenheit öfters mal vor, dass ihre Fantasie ihr einen Streich spielte und sie Leute sehen ließ, die es eigentlich nur in ihrem Kopf oder auf einem zerknüllten Papier im Mülleimer gab. Doch im letzten Jahr ist es schlimmer geworden. Beinahe täglich sah sie die armen Seelen, denen sie kein schönes Leben geschenkt hatte, sondern lediglich Schmerz, Frust und Trauer.

„Es tut mir leid!", hauchte sie dann immer. Denn sie hatte Angst. Sie wusste selbst nicht, warum sie Angst vor Menschen hatte, die gar nicht existierten, aber sie hatte Angst.

Doch noch nie war einer ihrer Erschaffungen so nah an sie heran getreten. Es war eine junge Frau, mit hellblondem Haar und stechend blauen Augen. Sie stand nur wenige Zentimeter vor ihr.

„Warum hast du mich umgebracht?", fragte sie leise und mit Tränen in den Augen. „Du hattest mir doch gerade erst meine große Liebe gegeben, warum hast du mich gehen lassen, wenn ich doch noch Zeit gebraucht hätte?"

Die Autorin spürte das Adrenalin durch ihre Adern pulsieren, so stark, dass es ihr beinahe den Atem raubte. Säße sie jetzt am PC um eine neue Story zu schreiben, würden ihre Hände wahrscheinlich geradezu über ihre Tastatur fliegen. Aber da sie halt nun mal nicht am PC saß, schnappte sie nach Luft, aus Angst, an ihrem Adrenalin ersticken zu müssen.

Und sie wusste, selbst wenn sie dieses mal noch durchhielt; die Gestalten würden immer wieder kommen, bis sie sie endgültig eingenommen und ihren Verstand geraubt hätten.

Und wegen dieser Erkenntnis wünschte sie sich, dass sie nie Autorin geworden wäre.

„Tut mir leid, dass ich meine eigene Lebengeschichte auf dich übertragen habe", flüsterte sie noch leise, bevor sie sich fallen ließ, in eine ihrer Fantasiewelten und mit dem Risiko, niemals wieder aufzutauchen.  


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Hallihallo, dies ist meine erste Geschichte. Falls irgendwann sich ein armer Fisch mal dazu erbarmen würde, diese paar Zeilen zu lesen, kann er mir mal schreiben, wie besagter Fisch es denn fand. Am besten sind natürich immer Verbesserungsvorschläge. 

Ich hoffe wirklich sehr, dass es irgendjemanden gibt, denen meine Fantasien hier gefallen, es würde mich schon freuen, wenn ich wenigstens einem Menschen ein Lächeln auf die Lippen zaubern durfte. (-:


Alles Liebe (auch wenn das wahrscheinlic hier eh niemand jemals lesen wird und der Fisch ausbleibt),

Martha (:

KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt