Langsam, aber sicher fanden die Mücken Gefallen an mir.
Ich sollte ins Haus gehen.
Doch mir war nicht danach, sie zu sehen.
Mit der flachen Hand zerdrückte ich einen der Blutsauger an meiner Stirn. Genervt lehnte ich mich wieder gegen Mickeys Rumpf und sah in das immer dunkler werdende Himmelszelt hinauf, um die Zeit totzuschlagen.
Keine Minute später fielen mich schon die nächsten Plagemonster an. Am Ende meiner Geduld fuchtelte ich mit den Armen um mich, während Mickey unbeeindruckt weiter vor sich hindöste. So ging es eine Weile, bis mein Wolf knurrend aufsprang und sich steifbeinig vor mir aufbaute.
Was hat er?
Es gab nur eine Person, von welcher sich Mickey bedroht fühlte - die Seelenlose. Tatsächlich, in eine Decke gehüllt stand sie da, am anderen Ende des Stegs, und beobachtete uns, während Mickey bedrohlich die Zähne fletschte und sie starr fixierte.
„Ruhig. Mickey!", besänftigte ich ihn und legte meine Hand auf seinen Kopf. Ich ließ ihn spüren, dass alles in Ordnung war. Mit wachsam aufgerichteten Ohren setzte er sich neben mich.
Was will sie hier?
Ich versuchte, gleichgültig zu wirken, versetzte mich in die Rolle des genervten Bruders.
„Was ist?", rief ich schließlich in arrogantem Ton zum anderen Ende des Stegs hinüber.
Dummerweise veranlasste es sie dazu, sich mir zu nähren. Einige Meter von mir entfernt, machte sie schließlich Halt.
„Ich wollte dich sprechen." Respektvoll blickte sie immer wieder zu Mickey.
„Hat das nicht später Zeit? Ich bin gerade nicht in Stimmung."
Doch wem machte ich etwas vor? Innerlich freute ich mich, sie zu sehen. Genoss ihre Aufmerksamkeit förmlich.
„Bitte, Liam." Sie trat mit einem trostlosen Blick auf mich zu, ließ die Distanz zwischen uns immer weiter schrumpfen.
Sofort zog Mickey seine Lefzen nach oben, sodass seine scharfen Zähne bedrohlich hervorblitzten. Schreckhaft wich Minnie zurück.
„Mickey, genug!", sagte ich lauter.
Mickey verstand meine Mahnung, stolzierte aufrechten Ganges an Minnie vorbei. Dabei drängte er sie gefährlich nah an den Rand des Stegs, bis er schließlich geschwind in die Dunkelheit des Waldes verschwand.
Minnie sah mich an und ich, ich tat so, als wäre sie nicht da. Ich ließ mich wieder am Steg nieder und betete zu den Göttern, dass sie ging und hoffte gleichzeitig, dass sie blieb.
Verdammt, sie ließ sich neben mir nieder. Es missfiel mir, wie sie ihre Beine hin und her baumeln ließ, welche unter der Decke hervorblitzten. Ich fühlte mich unbehaglich, wollte verschwinden. Doch noch mehr wollte ich bleiben. Was hatte sie wohl zu sagen?
„Was willst du?", fragte ich schließlich mürrisch.
„Ich ... es ist ... es ist bemerkenswert, wie ein Wolf auf dich hört. Das würde dir keiner glauben, wenn er es nicht selbst sieht."
„Er vertraut mir, das ist alles. Ich würde ihn nie zur Schau stellen. Bist du deswegen hier?"
„Nein ... Ich ... ich wollte ... ah, vergiss es", sagte sie, erhob sich wieder und entfernte sich.
Erleichtert atmete ich auf, als Sprosse es sich plötzlich anders überlegte und laut trampelnd kehrtmachte.
„Eigentlich wollte ich mich entschuldigen. Doch jetzt frage ich mich, wozu? Du bist es, der sich entschuldigen sollte!", beschwerte sie sich, die Arme in die Hüfte stemmend.
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Twin Flames - Der Abhängigkeitsfluch
FantasyEs gibt eine Liebe, die über jede Liebe erhaben ist, die Leben überdauert. Zwei Seelen aus einer entstanden. Vereinigt wie zwei Flammen. Identisch - und doch getrennt. Manchmal zusammen, durch Gefühl und Verlangen verschweißt. Manchmal getrennt, um...