Kapitel 42 - Überredungskünste

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„Jacques!" Bestürzt eilte Areas zu dem Blauen.

Jack zeigte keine Regung, war wie zu einer Eisstatue erstarrt. Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben und seine Haut war weiß wie ein Leintuch geworden.

„Beim nächsten Mal verfehle ich nicht. Das garantiere ich", drohte Alex mit gepresster Stimme. „Und jetzt verschwindet von meinem Grundstück!"

Eh ich realisierte, dass Jack unverletzt war, begab sich Alex wieder ins Haus. Mit einem schmetternden Geräusch fiel die Tür nach ihm ins Schloss. Angespannt blieb er mit dem Rücken zu mir stehen und starrte zur Tür.

Er hatte den Moment, bis sie fort waren, nicht abgewartet. Ist einfach ins Haus geflüchtet. Vielleicht war er kurz davor, seine Beherrschung zu verlieren und seine Drohung in die Tat umzusetzen? Vielleicht. Nach der Aktion eben traute ich es ihm zu.

„Warum sind sie hier?", fragte er aufgebracht.

„Sei bitte nicht sauer."

„Warum sind sie hier?", wiederholte er langsamer, als wäre ich schwer vom Begriff.

„Das war meine Idee", gestand ich zögernd.

Er warf mir einen ungläubigen Schulterblick zu. „Hast du den Verstand verloren?"

„Nein! Hör mir bitte zu! Ich kann das erklären! Ich habe den Spiegel", berichtete ich von der guten Nachricht zuerst und holte aus meinem Rucksack das Leinensäckchen mit dem Taschenspiegel darin hervor. Er sicherte die Waffe und drehte sich widerwillig zu mir um. Dabei warf er immer wieder einen wachsamen Blick zur Tür. Ich öffnete die Bänder und reichte Alex das Schmuckstück.

Für einen kurzen Augenblick hatten sich seine Augen erstaunt geweitet, doch schnell verhärtete sich seine Miene wieder. Seine Stimme bebte vorwurfsvoll: „Du warst wirklich dort? Ohne mir Bescheid zu geben?"

Daraufhin nickte ich stumm und Alex? Er konnte die Enttäuschung darüber nicht vor mir verbergen. Ich konnte es ihm ansehen, an seiner verbittert in Falten gelegten Stirn. Oder war es doch Wut?

„Es tut mir leid. Okay?! Aber ich konnte nicht länger nutzlos herumsitzen. Ich musste doch etwas unternehmen! Und du konntest mir sowieso nicht helfen. Edda sagte doch, keine Hilfe deinerseits", versuchte ich mein Handeln zu erklären.

Seine Lippen waren nur noch ein dünner Strich. „Du hättest mir davon erzählen müssen! Was, wenn dir was zugestoßen wäre?"

„Mir ist aber nichts zugestoßen!"

Er behielt das Gewehr und den Spiegel weiter in seinen Händen und seine Augen glitten forschend über mich.
„Geht es dir wirklich gut? Haben sie dir was angetan?"

Ich entschied mich dafür, die Sache, die bei Jack zu Hause passiert war, für mich zu behalten und sagte nur leiser: „Mir geht es gut."

Alex sah mich konzentriert an, doch seine Augen bewegten sich unruhig.
„Ich verstehe nicht. Den Spiegel haben sie dir doch nicht einfach so gegeben?"

„Ja! Also ... deshalb sind wir ja hier."

„Wir?" Sein Brustkorb hob sich angespannt, dabei sog er langsam Luft ein. „Was verlangen sie für den Spiegel?"

Ich seufzte schuldbewusst, als ich auf seine Frage kleinlaut antwortete: „Den Spiegel wollen sie."

Er sah mich grübelnd an, als würde er es gleich begreifen.

„Sie wollen den Spiegel offiziell haben", erklärte ich und senkte langsam meine Lider. „Im Gegenzug begleitet mich Areas nach Taurius. Ob Jack mitkommt, weiß ich nicht", nuschelte ich. „Aber Areas kommt ganz sicher mit."

Twin Flames - Der AbhängigkeitsfluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt