Kapitel 54 - Das Geschenk

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TW: Blut, Gewalt, Mord!

Meine angstverzerrten Schreie hallten von den rohen Brunnenwänden wider und ich konnte nicht damit aufhören, die Angst aus meinem Körper zu stoßen. Denn hier, in den Tiefen des Brunnens würde es mit mir zu Ende gehen. Jetzt.

Es tut mir leid Liam. Ich habe versagt.

Mit voller Wucht prallte ich auf das Wasser. Tausende von Nägeln bohrten sich mit ihren glühend heißen Spitzen in meinen Schädel und Körper. So zumindest fühlte es sich an. Meine panischen Schreie verstummten, den sogleich wurde ich unter die Oberfläche gezogen.

Orientierungslos schlug ich mit den Armen und Beinen um mich und bewegte hysterisch meinen Kopf hin und her. In meinen Ohren rauschte es und mein Herz trommelte wild gegen die Brust, als würde es einen Ausweg nach draußen suchen, als würde es mich aus einem bösen Traum wachrütteln wollen.

Mein Herz schlägt.

Das bedeutete - ich war am Leben.

Ich, ich habe den verdammten Sturz überlebt!

Es erkennend keimte neuer Wille in mir auf. Der Wille am Leben zu bleiben. Mit aller Kraft, die noch in mir Steckte drückte ich das Wasser von mir weg und zog mich so Stück für Stück hinauf. Ich wollte um jeden Preis weiter Leben. Für Liam, für uns.

Einen befreienden, geräuschvollen Atemzug schluckend, schoss ich an die Oberfläche, keuchte angestrengt, würgte Wasser und schnappte gierig wieder nach Luft.

Auch wenn meine Lungen brannten, normalisierte sich meine Atmung allmählich, während meine Arme und Beine wie von selbst durch das Wasser nun ruhiger glitten. Die Frage, seit wann ich mit einem Mal schwimmen konnte, verdrängte ich aufgeregt, denn etwas beschäftigte mich viel mehr - wo zum Teufel war ich?

Forschend begann ich, um mich zu kreisen, während meine Arme verblüffend mich weiter an der Oberfläche behielten. Ich blickte mich um und stellte verwirrt fest, dass ich nicht mehr in dem Brunnen steckte. Stattdessen befand ich mich in einem kleinen See. Vielleicht war ich doch schon tot?

Über mir erstreckte sich ein Sternenklarer Nachthimmel, welcher alles ungewöhnlich hell erleuchten ließ. Sein weißes Licht zeigte mir den Weg zurück ans Ufer. Es war nicht allzu weit weg, was mich mit Erleichterung erfüllte. Ich versuchte ruhig durch die Nase zu atmen und so wenig wie möglich von dem Wasser in meinem Mund zu schmecken, auch wenn ich schon mehr als genug davon geschluckt hatte, um mir eine Vergiftung oder was auch immer zu holen. Mit schweren Beinen schleppte ich mich ans Ufer und ließ mich am kieseligen Boden entkräftet nieder.

Nachdem der Adrenalinschub sich langsam verflüchtigt hatte, kamen die ersten Körperbeschwerden. Mein Schädel brummte, meine Arme, welche sich schwer wie Blei anfühlten, waren blutig aufgescheuert und mein kleiner Finger an der linken Hand war vermutlich gebrochen, denn er war plötzlich auf die doppelte Größe angeschwollen.

„Dachtest du etwa, ich will dich vergiften?"

Ich erschauderte. Liam stand nicht weit vor mir, trocken und unversehrt. Aber wie?

Ich keuchte angestrengt, während mein Brustkorb sich sichtbar hob und senkte. Ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sah mich nervös um.

„Du armes Ding, bist ganz nass und so erschöpft. Komm zu mir. Lass dich wärmen."

Verächtlich schnaubte ich, was ihm nicht entging.

„Ich dachte wir amüsieren uns, wir zwei", grinste er wieder herrisch und näherte sich mir.

Ich richtete mich auf wackeligen Beinen auf. „Fass mich an und du bist tot!", drohte ich.

Er schmunzelte: „Eben noch wolltest du mich tief in dir spüren und jetzt willst du mich töten? Das ist nicht nett." Er schnalzte mit der Zunge und sah mich durchdringend an: „Ich habe ein Geschenk für dich!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: 5 days ago ⏰

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