II - Das Blumenmädchen

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Als ich das Bettlacken herunterzog, blickte ich in die strahlenden Augen einer jungen hübschen Frau. Es handelte sich um ein Gemälde auf einer hölzernen Staffelei. Auf diesem war eine wunderschöne Schwarzhaarige zusehen. Die Frau saß auf einer Wiese, die mit vielen kleinen Gänseblümchen beschmückt war. Sie selbst trug ein langes weißes Sommerkleid und ein aus Gänseblümchen geflochtenen Kranz auf den Kopf. Ihre dunkelbraunen Augen zauberten mir ein Lächeln aufs Gesicht. Sieh war schön anzusehen, wer sie wohl war?

Ich hatte nie was für Kunst übriggehabt. Für mich war das nichts anderes als Farbe auf Leinwand. Aber dieses Bild war anders, es löste in mir ein schönes Gefühl von Geborgenheit aus.

Ich trat ein Schritt näher und sah mir den Rahmen genauer an. Dieser war mit schlichten Blumenmustern verziert. Am unteren Ende des Bildes erkannte ich kleine Buchstaben. Dort stand: ,, Das Blumenmädchen". wahrscheinlich der Titel des Gemäldes.

Ich starrte noch für paar Sekunden, das Bild an als mich Nathan an die Schulter fasste. Da ich so in meinen Tagträumen versunken war, zuckte ich bei der Berührung zusammen. Ich wollte einen Blick zu Nathan werfen, was sich aber als schwierig erwies. Ich hatte Probleme damit meinen Blick von diesem Mädchen abzuwenden.

,,Das ist Mal ein schönes Bild", gab Nathan seine Meinung kund.

,,Ich muss zugeben, ich bin positiv überrascht hier sind so schöne interessante Dinge nicht wahr?", sprach Nathan mit sich selbst und starrte mit mir auf das farbenfrohe Gemälde.

Nach einigen Minuten, die wir nur damit verbrachten, uns das Gemälde anzusehen, klopfte Nathan mir auf die Schulter und erinnerte mich, dass wir langsam anfangen mussten meine Sachen aus den Umzugswagen zu laden.

Widerwillig ging ich mit ihm wieder nach oben und wir packten die Sachen aus. Ich konnte mich nicht auf den Umzug konzentrieren, meine Gedanken waren noch bei dem Mädchen im Keller. Wo das Bild wohl herkam?

Gegen halb Elf waren wir fertig mit den letzten Sachen. Wir hatten fürs Erste die Kartons im Wohnzimmer verstaut, ich würde sie im Laufe der nächsten Tage leerräumen. Ich bot Nathan noch ein Bier an, als Dank für seine Hilfe.

,,Na spinnst du, ich muss noch nach Hause fahren", lehnte Nathan mein Angebot ab.

,, Du hast doch nicht vor jetzt noch nach Hause zu fahren, übernachte heute bei mir und fahr morgen früh. Es ist gefährlich, um die Uhrzeit im Dunkeln auf vereisten Straßen rumzufahren", versuchte ich Nathan zu überreden.

Dieser überlegte kurz und stimmte dann doch zu. Ich vorbereitete das Gästebett und mein eigenes und nach ein paar Bier entschieden wir uns, schlafen zu gehen, war ja auch schließlich ein harter Tag für uns beide.

Es fühlte sich immer wieder seltsam an in einem neuen Bett in einem neuen Schlafzimmer zu schlafen. Ich wälzte mich viel umher, um die richtige Position zu finden. Als es dann eine halbe Stunde später anfing zu regnen, half mir das Geräusch von Regentropfen, die auf den harten Straßenasphalt aufschlugen, schließlich doch noch etwas Schlaf zu finden.

Ich konnte mich nur an Bruchteile von meinem Traum erinnern . . .

Ich lief barfuß auf einer Wiese herum. Es hatte davor geregnet weshalb die mit Regentropfen besetzten Grashalme meine Füße kitzelten und gleichzeitig ein wohliges Gefühl von Entspannung zurückließen. Vor mir erblickte ich die Sonne, wie sie am Horizont langsam verschwand. Ich blieb kurz stehen, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Auf einmal spürte ich, wie jemand hinter mir stand und seine Hände um meinen Oberkörper legte. Mehr und mehr Gänseblümchen wuchsen in einem unnatürlichen Tempo um uns herum und mir stieg der herrliche Geruch von Lavendel in die Nase. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen das es sich um das Blumenmädchen aus dem Gemälde handelte.

Wir saßen uns auf die Wiese. Sie im Schneidersitz und ich mit meinem Kopf in Ihrem Schoß, von wo ich mit Faszination ihr wunderschönes Gesicht betrachtete. Das taten wir eine gefühlte Ewigkeit, bis sie sich mit dem Kopf zu meinem Ohr runterbeugte und einen kleinen Kuss auf die Wange gab.

Das BlumenmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt