Teil 22

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Ana


Ich weiß grad gar nicht welches Gefühl am schlimmsten ist. Wut, Enttäuschung oder die Erkenntnis das Aiden so kalt sein kann. Meine Augen brennen vom zurückhalten meiner Tränen und ich habe zu tun klar sehen zu können. "Ana, so meinte ich das nicht.", versucht Aiden sich zu erklären, doch ich schüttele bloß den Kopf. "Lass es gut sein.", sage ich leise und gehe wieder auf meinen Bruder zu, der sich gerade ein bisschen bewegt hat. "Tino?", spreche ich meinen Bruder an und mustere ihn besorgt. 

Blinzelnd versucht er die Augen zu öffnen und sich zu orientieren. "Ana?", krächzt er und versucht sich aufzurichten. Sanft drücke ich ihn zurück und streichle ihm über den Kopf. Das haben wir als Kinder immer gemacht, wenn wir uns gegenseitig beruhigen wollten. "Alles gut, nichts ist passiert.", erkläre ich ihm leise. Irena stellt ein Glas Wasser auf die Couchtisch und verschwindet wieder. Ich greife nach dem Glas und reiche es meinem Bruder. 

Gierig trinkt er es aus und atmet tief durch. "Wo sind wir?", fragt er leise und versucht sich aufzurichten. Vorsichtig greife ich unter seine Arme und helfe Tino sich besser hin zu setzen. Kurz gucke ich zu Aiden hoch und versuche passende Worte zu finden. "Wir sind bei Aiden.", murmle ich leise und gucke meinen Bruder durchgängig in die Augen. Seine Augen weiten sich und gucken mich misstrauisch an. "Was?", platzt es laut aus ihm heraus und schwankend erhebt er sich von der Couch. 

Als er sich umdreht, sieht er in Aidens monotones Gesicht und marschiert wacklig zu ihm rüber. "Du Arsch, du hast mich entführt und meine Schwester gleich mit.", schreit Tino, Aiden an und schubst ihn leicht. Aiden spannt sich an, erwidert aber nichts. "Was hast du mit ihr vor?", schreit er ihn weiter an und deutet mit den Finger auf mich. "Du wirst ihr nicht weh tun.", zischt er und schubst ihn diesmal heftiger nach hinten. Diesmal lässt es sich Aiden nicht gefallen und packt Tino am Hals. "Reg dich ab. Im Gegensatz zu dir passe ich auf sie auf.", brüllt er Tino lauthals an und schubst ihn zu Boden.

Keuchend versucht Tino sich wieder aufzurichten und ballt seine Hände zu Fäusten. Tino ist gerade dabei wieder auf Aiden loszugehen als ich meine Stimme wieder finde. "Stopp.", sage ich energisch und trete zwischen die beiden. "Bitte beruhig dich.", spreche ich meinen Bruder an und gucke ihn eindringlich an. "Ich habe Aiden gebeten dich herbringen zu lassen. Allerdings wusste ich nicht, wie er es anstellen würde.", erkläre ich Tino ehrlich und lege einen Entschuldigenden Blick auf. Es war wirklich nie meine Absicht.

Schwer atmend guckt er mich an und erwidert nichts. Plötzlich greift er nach meiner Hand und zieht mich Richtung Fahrstuhl. "Was machst du?", frage ich verwirrt und versuche mich aus seinem Griff zu befreien. "Wir gehen.", beschließt er und guckt stur gerade aus. "Ganz sicher nicht.", lacht Aiden gespielt auf und schüttelt den Kopf. Tino ignoriert seine Worte und will den Knopf neben den Gorilla, aka Handlanger von Aiden, drücken, doch dieser hält seinen Arm fest und lässt ihn nicht in die Nähe dieses Knopfes.

Wütend beißt Tino die Zähne zusammen. "Verpiss dich.", zischt Tino wütend und versucht an den Gorillas vorbei zu kommen. Die Gorillas ignorieren Tino und gucken stattdessen zu Aiden. "Ana bleibt hier.", bestimmt Aiden, löst Tinos Hand um meinem Arm und zerrt mich zu sich. Fassungslos über das Verhalten beider, entreiße ich mich Aidens Griff und scheiße das erste runter was mir in die Quere kommt. Hoffentlich war diese hässliche Vase nicht wertvoll. Aber ich bin keine verdammte Hund und lasse mich von niemanden herumkommandieren. 

Sobald die Vase auf dem Boden zerschellt, ist Ruhe. Alle gucken mich fassungslos an und gucken zwischen Vase und mir hin und her. Außer Aiden. Der starrt mir direkt, tief in die Augen. Mein Herz fängt wieder an schneller zu schlagen und hämmert schmerzhaft gegen meinen Brustkorb. Für einen Moment steht die Welt Still. Nur wir zwei. Als gäbe es den Rest gar nicht. "Mister Ivanov.", unterbricht uns einer der Gorillas vor dem Aufzug. Wirklich jetzt?

Brummend dreht er sich zu ihm um und spuckt ihm ein genervtes "Was?" entgegen. "Miss Anastasia ist unten in der Lobby, Sir.", erwidert er sofort und schluckt heftig. Nickend dreht Aiden sich wieder zu mir um und guckt mich ernst an. "Warte hier.", weißt er mich streng an und steigt in den Aufzug, dessen Türen sich gerade öffnen. Verdattert gucke ich ihm hinterher und finde endlich meine Stimme wieder. "Ernsthaft. Du lässt mich für eine verdammte Hure stehen?", schreie ich ihm wütend hinterher und laufe auf ihn zu. "Wir reden später.", knurrt er mir zurück und verstaut seine Fäuste in den Hosentaschen.

Doch bevor ich bei ihm ankommen kann, schließen die Fahrstuhltüren und verschlingen Aiden. "Ahhhhh.", schreie ich die geschlossenen Fahrstuhltüren an und hämmere mit meinen Händen dagegen. Das ist doch alles ein Witz? "Ana?", ertönt Tinos Stimme besorgt und schließt mich von hinten in eine Umarmung. Völlig perplex von der plötzlichen Zuneigung, meines Bruders, beliebe ich wie erstarrt stehen und warte was als nächstes passiert. 

"Ich bin froh das es dir gut geht.", unterbricht Tino die Stille und löst sich von mir. Verwirrt drehe ich mich zu ihm um und mustere ihn fragend. "Als Aidens Leute mir erklärt haben das du bei ihm bist, habe ich sofort an das schlimmste gedacht. Aber dir scheint es gut zu gehen.", erklärt Tino mir und steht ein bisschen hilflos vor mir. "Mir gehst gut.", lüge ich und setze ein gespieltes lächeln auf. 

Nickend dreht er sich um und begutachtet das Penthouse. Ja so ist mein Bruder. Er merkt nie wenn ich lüge oder ihm was vor spiele. Dafür trägt er zu oft die rosa rote Brille. Aber wer kann es ihm verübeln? In unserer Welt hält man sich an kleinen Dingen fest, in der Hoffnung, sie gehen nie verloren. "Wir müssen trotzdem hier weg.", sagt Tino ernst und dreht sich wieder in meine Richtung. 

Ironisch deute ich auf die zwei breiten Kerle neben dem Aufzug und ziehe fragend die Augenbrauen hoch. "Auf den Weg bin ich gespannt.", sage ich sarkastisch und gehe einen Schritt auf meinen Bruder zu. "Ich lenk sie ab und du haust ab.", erwidert er schulterzuckend und scheint sich ein bisschen zu überschätzen. Diese Gorillas sind doch nicht blöd und wenn doch, hätten sie viel zu viel Angst vor Aiden als das sie ihren Posten verlassen würden. "Wie verdammt willst du das anstellen? Und außerdem gehe ich nicht ohne dich."

"Viele Wege führen nach Rom."




Ich weiß ich baue gerne ein paar Cliffhänger ein...nicht böse sein. ;)
Eure
Meinung zu Aidens Verhalten?
Bis Mittwoch.
Eure Leni <3 



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