Teil 37

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Ana

Immer noch lag ich in seinen Armen und wusste nicht wieso. Aber da der Arzt noch am arbeiten ist und uns noch nichts gesagt hat, kann ich nur abwarten und das ist schrecklich. Diese Ungewissheit, wenn man nicht weiß auf was man sich einstellen kann, ist unzumutbar.

Mit hämmerten Brust, bete ich Still, in der Hoffnung, alles wird gut. "Mister Koslow.", spricht der Arzt, den älteren Herren an. Sofort springe ich auf und gucke ihn hoffungsvoll an. "Was ist mit meiner Mutter?", frage ich panisch und gucke ihn mit großen Augen an.

Ein nicken von Mister Koslow und der Arzt antwortet mir schnell. "Sie hatte einen Herzstillstand, wir konnten sie wiederbeleben und intubieren. Zur ihrer Sicherheit haben wir sie in ein künstliches Koma versetzt."

Regungslos stehe ich vor ihm und muss das gesagte erstmal verarbeiten. Meine Mutter hatte einen Herzstillstand. Sie hätte tot sein können. "Miss, alles in Ordnung? Sie sehen bleich aus.", fragt der Arzt mich und geht einen Schritt auf mich zu.

Irgendwie schaffe ich es leicht den Kopf zu schütteln und meine Beine in Bewegung zu setzen. Langsam laufe ich auf das Bett meiner Mutter zu und betrachte die ganzen Schläuche, die jetzt aus ihr raus hängen.

"Du solltest dich hinsetzen.", sagt dieser Koslow zu mir, doch auch hier schüttle ich nur den Kopf. Mehr kommt nicht raus. Aber wie? Meine Mutter und Tino sind meine einzige Familie, wenn ich einen verlieren würde, wäre das schrecklich.

Er legt mir seine Hand auf die Schulter und drückt leicht zu. "Bitte, setzt dich, du kannst jetzt nicht für sie machen.", lässt er nicht locker und versucht mich zu sich umzudrehen. Doch ich entreiße mich sofort und funkle ihn böse an.

"Aber du? Du hast sie doch in diese Lage gebracht, also lass mich in Ruhe.", schreie ich ihn wütend an und schubse ihn ein Stück nach hinten. Er sieht ein bisschen verletzt aus, aber was erwartet er von mir? Es ist seine Schuld und damit muss er leben.

Ich drehe mich wieder zu meiner Mutter und greife nach ihrer Hand. Sie ist kalt und ganz trocken. Kraftlos sinke ich auf meine Knie und lege meinen Kopf in ihre Hand. "Sir?", fragt eine neue Stimme, doch ich ignoriere sie einfach.

"Ich lasse dir die Couch herrichten. Ich nehme an das du hier schlafen möchtest.", sagt Koslow neutral und scheint auf eine Reaktion von mir zu warten. Wieder nicke ich leicht und schließe meine Augen, in der Hoffnung danach wäre alles besser.

Leider ist nichts in Ordnung.

Leise nehme ich war, wie alle beteiligten den Raum verlassen und vorsichtig die Tür hinter sich schließen. Schlunzend öffne ich meine Augen wieder und sage zittrig. "Bitte Mama, du bist stark, du musst das schaffen."



Durch leises geklappert werde ich wach und versuche mich zu orientieren. Ich richte mich unter Kopfschmerzen auf und überlege wie ich auf die Couch gekommen bin. Anscheint muss ich am Bett meiner Mutter eingeschlafen sein und irgendwer hat mich dann auf die Couch gelegt.

"Guten Morgen Miss.", erschrickt mich eine ältere Dame, in Uniform und stellt ein Tablett auf den kleinen Couchtisch. Entschuldigend guckt sie mich an und sagt freundlich. "Sie sollen etwas essen und sich frisch machen, danach werden sie abgeholt."

Verwirrt gucke ich sie an. "Abgeholt? Von wem?", frage ich misstrauisch und stehe langsam auf. Ich gehe auf das Bett meiner Mutter zu und betrachte sie wehmütig. "Stepan.", antwortet mir die Dame höflich und reicht mir einen Organgensaft.

Kopfschüttelnd lehne ich ab und atme tief durch. "Ich wurde angewiesen, drauf zu achten ob sie was essen.", sagt sie leise und hält mir den Organgensaft noch einmal hin. Zögernd nehme ich ihn ihr aus der Hand und trinke ein paar Schlucke.

Die ältere Dame bringt die Couch wieder in Ordnung und öffnet ein kleines Fenster. Seufzend inhaliere ich die frische Luft und gucke einen Moment aus dem Fenster. Hier drin riecht alles nach Krankenhaus und ich hasse Krankenhäuser.

"Ich werde Mister Koslow sagen, das sie gerne an die frische Luft möchten.", sagt die Frau lächelnd und scheint Gedanken lesen zu können. Dankend nicke ich, doch ich schaffe es nicht ihr lächeln zu erwidern.



Später klopft es an der Tür und der breite Russe, der mich am Anfang aus dem Zimmer geholt hat, betritt den Raum. "Sind sie fertig, Miss?", fragt er ernst und verschränkt sie Arme hinter seinem Rücken. "Nein."

"Sie hat noch nichts gegessen, nur getrunken.", sagt die ältere Dame plötzlich. "Ich werde es weiterleiten.", erwidert Stepan ruhig und kommt ein stückt auf mich zugelaufen. Ich ignoriere ihn einfach und gucke weiter meine Mutter an.

Das ganz hier ist so surreal. Erst nimmt Aiden mich gegen seinen Willen mit und jetzt dieser Koslow. Was ist so verdammt besonders an mir? Ich will doch einfach nur in Ruhe mit meiner Mutter und meinem Bruder leben. Ist das so viel verlangt?

"Gehen wir.", sagt Stepan bestimmend und stellt sich in mein Sichtfeld. Trotzig gucke ich ihn an und ziehe eine Augenbraue nach oben. Ich werde meine Mutter ganz sicher nicht alleine lassen. "Wenn was mit ihrer Mutter sein sollte, können sie sofort zurück.", erwidert der große gebaute Russe ehrlich.

Zögerlich erhebe ich mich und gebe einen Kuss, auf die Hand, meiner Mutter. Die Typ hält mir die Tür auf und gibt mir ein Zeichen vor zu laufen. Hintereinander verlassen wir das Zimmer und laufen den langen Flur runter. Unten angekommen hält mir ein junger Mann ein Mantel entgegen.

Fragend gucke ich zwischen den beiden hin und her. Stepan nickt auf den Mantel und greift selbst nach einem Mantel. Tief durchatmend stecke ich meine Arme hinein und ziehe mir die Schuhe an, die mir hingestellt wurden.

Als wir fertig sind werden uns die Türen geöffnet und wir treten hinaus. Stepan läuft vor und ich folge ihm brav. Alles ist verschneit und glitzert wunderschön. Der Schnee knirscht unter den Schuhe und lässt das Feeling perfekt werden.

Wie gemalt.

Einen Moment bin ich nicht im hier und jetzt und genieße einfach nur die wunderschöne Landschaft. Alles sieht so friedlich aus und lässt mich vergessen in welcher Situation ich gerade Stecke.


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