Kapitel 1.2 *überarbeitet*

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Das Ganze war jetzt fast zwei Monate her, seit ich von der Arbeit nach Hause gekommen war und die beiden vorgefunden hatte. Manchmal träume ich nachts von den Ereignissen. Kaum hatte ich unsere Wohnung betreten, waren mir die Geräusche aufgefallen. Hätte es mir sofort klar sein sollen? Ja, doch ich war naiv gewesen. Hatte versucht das gute in meinem Mann zu sehen. Vielleicht hatte ein Teil von mir gehofft, er sieht sich lediglich einen Porno an. Also war ich nach oben gegangen, in dem Vorhaben mir eine heiße Dusche zu gönnen. Die Arbeit war hart und oft kam ich müde nach Hause.

Während ich den Flur zu unserem Schlafzimmer entlanggehe, werden die Geräusche lauter. Ich höre eine Frau, dann Liams Stimme. Beide keuchen, stöhnen im Takt. Tief in meinem Inneren wusste ich bereits, was hinter der Tür abläuft. Dennoch gehe ich den letzten Schritt und trete ins Zimmer. Liam und eine blonde Frau räkeln sich zusammen in unserem Ehebett.

Ich habe das Bild deutlich vor Augen, wie sie sein bestes Stück mit ihrem Mund beglückt hatte. Ihn zwischen ihre Lippen genommen, woraufhin er den Kopf in den Nacken geworfen und ihren Namen lustvoll gestöhnt hatte.

An diesem Tag ist meine Welt zerbrochen. Alles woran ich geglaubt habe – unsere gemeinsame Zukunft – entpuppte sich als Lüge. Wie lange geht das Ganze schon? Ich habe mich nie getraut, ihn das zu fragen.

Womit habe ich das verdient? War es meine Schuld gewesen? Wo ist mir ein Fehler unterlaufen? Liegt es an unserem Liebesleben?

Ja, es war in den letzten Monaten nicht viel zwischen uns gelaufen. Nach der Arbeit war ich oft zu erschöpft gewesen und hatte selten Lust auf Sex gehabt. War das der Grund? Weil ich ihm nicht das gegeben habe, was er wollte?

Seufzend fahre ich mir durch die Haare. Es hat keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen. Er hat mich betrogen und Punkt. Liam hat alle Werte, die uns ausgemacht haben über Bord geworfen.

Vor zwei Jahren hatten wir uns bei unserer Hochzeit geschworen, uns ewig zu lieben und treu zu bleiben. Nur leere Worte seinerseits. Die Gewissheit, dass er mich nicht so liebt wie ich ihn, schmerzte nach wie vor. Noch immer fühlt es sich an, als würde er mir ein Messer in den Bauch rammen, jedes Mal, wenn ich ihm begegne, kommt alles wieder hoch.

Es wird einige Zeit brauchen, bis ich endgültig mit dem Thema abschließen kann. Bis ich frei von Albträumen und negativen Gefühlen bin. Und darauf freue ich mich. Ich will ihn vergessen, will unsere gemeinsame Zeit zu einer Erinnerung werden lassen, die mich nicht länger schmerzt. Zumindest ist unsere Scheidung abgeschlossen und ich muss ihn nicht länger sehen.

Ich knülle die Donut Tüte zusammen. »Wusstest du, dass er ihr einen Antrag gemacht hat?«, gebe ich trocken von mir. Ihren Namen brauch ich erst gar nicht zu nennen. Meine Mutter weiß sofort, wen ich meine.

Erst gestern habe ich den Beitrag auf ihrem Instagram-Account gesehen. Ich verfluche mich selbst dafür, ihre Bilder zu verfolgen, doch kann ich nichts gegen meine Neugierde machen. Womöglich hängt ein kleiner Teil von mir immer noch an ihm.

Meine Mutter nickt: »Ja, ich habe die beiden letztens zusammen gesehen.« Ihr Blick nimmt einen traurigen Ausdruck an. Nervös schaut sie weg und betrachtet die Spitzen ihrer Schuhe. Meine Mutter trägt ausschließlich Highheels oder Pumps. Heute sind sie weiß, mit kleinen, gestreiften Schleifen an den Spitzen.

Sie scheint mit den nächsten Worten zu ringen, weiß nicht, ob sie es mir sagen soll oder nicht. Ich kann mir bereits denken, was sie mir zu sagen hat. Auch das habe ich auf ihrem Instagram-Account gesehen. »Diese Holly war...Rose, wie drücke ich es am besten aus...«

»Schwanger?«, beende ich ihren Satz und sehe betreten zu Boden. Das Foto hat sich mir regelrecht ins Gedächtnis gebrannt. Hollys Bauch war zwar noch nicht sonderlich weit entwickelt, aber man hatte deutlich erkennen können, dass sie ein Kind erwartete. Verbissen kämpfe ich gegen den Drang, zu weinen. Für diesen Kerl werde ich keine einzige Träne mehr vergießen. Damit ist jetzt Schluss.

True Desire - FrühlingstanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt