Kapitel 11.1 *überarbeitet*

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Rose

Den Rest des Tages verbringe ich in meinem Zimmer. Trotz Averys Versuche, mich aus meinem Zimmer zu locken, bleibe ich eingerollt in meiner Decke auf dem Bett liegen. Das Geschehene im Bondage-Club und dem Auto wollen einfach nicht aus meinem Gedächtnis verschwinden. Mit rot verquollenen Augen, von Müdigkeit ergriffen, starre ich vor mich hin. Auch jetzt kann ich seine Lippen, seine Finger auf mir spüren. Frustriert schreie ich ins Kissen und ersticke damit den schrillen Laut.

Ich will nicht mehr darüber nachdenken. Will diesen Moment aus meinem Gedächtnis löschen. Aber das ist einfacher gesagt als getan. Die Schuldgefühle zerfressen mich. Kann ich nicht einfach die Zeit zurückdrehen, damit das alles erst gar nicht geschieht. Ich will mich nicht schuldig fühlen.

Grummelnd drehe ich mich auf die andere Seite. Vielleicht sollte ich morgen von zu Hause aus arbeiten. Ich bin noch nicht bereit, ihn so schnell wiederzusehen. Andererseits sollte ich mit ihm reden, um die ganze Sache aus der Welt zu schaffen.

Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Kurz blicke ich hinüber zur Tür, habe aber keine Kraft aufzustehen. Wahrscheinlich Avery. Müde verkrieche ich mich noch weiter unter die Decke. Es ist schön warm, ich fühle mich geborgen. Das erneute Klopfen ignoriere ich einfach. Die Müdigkeit steckt mir tief in den Knochen. Ein wenig Schlaf tut mir sicher gut. Mir ist egal, ob jemand vor der Tür steht. Ich will einfach nur meine Ruhe haben.

»So geht das nicht weiter!« Mit Schwung geht die Tür auf. Laut kracht sie gegen meine Wand, der Knall lässt mich unter der Decke zusammenzucken. Quengelnd ziehe ich sie enger um meinen Körper. Avery kommt regelrecht ins Zimmer gestürmt, ihre polternden Schritte kommen rasch näher.

»Geh weg«, nuschle ich unter der Decke hervor. Ihre Schritte verstummen und einen Moment habe ich die Hoffnung, sie wäre wieder gegangen. Doch da habe ich die Rechnung ohne Avery gemacht. Beinahe grob entreißt sie mir die Decke. Kälte umfängt mich und ich rolle mich zu einer Kugel zusammen.

»Meine Liebe Freundin!« Avery packt mich und zerrt mich auf die Füße. Protestierend will ich mich gleich wieder hinlegen, doch sie stellt sich zwischen mich und mein Bett. Trotz das sie fast anderthalb Köpfe kleiner ist als ich, wirkt sie wie ein unüberwindbares Hindernis. Drohend hebt sie den Zeigefinger, als wollte sie mich für irgendeine Dummheit tadeln. Unbeeindruckt und beleidigt, weil sie meine Decke entrissen hat, sehe ich sie aus zusammengekniffenen Augen an. Davon lässt sie sich nicht beeindrucken. Im Gegenteil, Avery wird jetzt erst richtig warm. »Du erzählst mir jetzt sofort was passiert ist! Man könnte meinen er hätte mit dir Schluss gemacht. Und da das nun mal nicht der Fall sein kann, muss es einen anderen Grund für deine überaus schlechte Laune geben!«

Ich verdrehe die Augen. »Will nicht drüber reden«, gebe ich knapp meine Antwort und versuche, ihr die Decke zu entreißen. Doch Averys Griff ist stärker, als ihr zierlicher Körper erscheinen lässt.

»Ich werde dich erst in Ruhe lassen, wenn du mir erzählt hast, was vorgefallen ist. Hat er dir weh getan?« Wut mischt sich in ihren besorgten Blick. Sie sieht aus, als wolle sie Jayden am liebsten den Kopf abreißen.

»Ich will nicht darüber reden!« Meine schnippische Stimme lässt sie zusammenzucken. Eigentlich will ich sie nicht so anfahren, doch geht mir ihr Ständiges nachhaken gehörig auf die Nerven. Außerdem will ich nicht darüber sprechen. Die ganze Situation ist mir unfassbar peinlich. Erneut rauschen die Bilder wie prasselnde Wasserfälle auf mich ein. Ich sehe es deutlich vor mir, als wäre er hier anwesend im Raum. Sein erregter Blick, der über meinen Körper streift, seine Hände auf meinem Körper, der heiße Atem, der meine Haut kitzelt. Lust, Verlangen, Begierde.

True Desire - FrühlingstanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt