Kapitel 13.1 *überarbeitet*

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Jayden

Wie bei einem alten Röhrenfernseher nehme ich ein dumpfes Dröhnen wahr. Gegen mein Auto gelehnt schließe ich für einen Moment die Augen. Wäre ich noch eine Sekunde länger in diesem Zimmer gewesen, ich hätte ihm vermutlich den Hals umgedreht.

Wieso höre ich eigentlich immer auf das, was Jackson sagt. Es hat keinen Sinn, zu versuchen das schlechte Verhältnis zu meinem Vater zu klären. Sein sturer Dickkopf wird sich nie dazu erweichen ein normales Gespräch zu suchen. Noch einmal werde ich Jackson diesen Gefallen nicht tun. Kein drittes Mal.

Von Wegen mit einer Begleitung läuft es besser. Frustriert raufe ich mir durch die Haare. Wieso ausgerechnet sie? Wieso musste ich sie mit in diese Hölle schleppen. Mein Vater hat ihr angst gemacht, hat sie – urplötzlich schrecke ich auf. Rose! Ich habe sie zurückgelassen. Verdammt Jayden! Ich verfluche mich selbst und sprinte bereits los, bereit sie aus den Fängen meines Vaters zu retten. Weit komme ich nicht, als die Schiebetür zum Eingang sich öffnet und Rose hinaus ins Freie tritt.

Die Erleichterung, die mich daraufhin durchflutet, lässt alle negativen Gefühle verblassen. »Es tut mir so leid«, entschuldige ich mich überschwänglich bei ihr. Sie zuckt mit den zarten Schultern, tut das Ganze als kein Problem ab. Dennoch kann ich das Unbehagen und die Angst in ihren Augen erkennen. Hoffentlich hat er in meiner Abwesenheit nicht weitere schreckliche Dinge zu ihr gesagt.

Jackson du Idiot. Mir jemand so Zartes mitzuschicken. Er weiß genau, wie mein Vater tickt. Ich fühle mich schuldig sie in diese Situation reingebracht zu haben.

»Eines Tage wird jemand in sein Leben treten, bei dem er sich geborgen fühlt.« Wieso ausgerechnet jetzt ihre Worte durch meinen Kopf geistern weiß ich nicht. Es versetzt mich zurück zu dem Moment, als sie meinem Vater die Stirn geboten hat. Ein kleiner Teil von mir hat gehofft, sie könnte diejenige sein. Aber das ist unmöglich. Am Ende werde ich sie nur verletzen. So wie ich es immer tue. Und das will ich nicht. Ich will nicht, dass sie verletzt wird. Ich will sie beschützen und das kann ich nur, wenn ich mich von ihr fernhalte.

Meine Angst wie er zu werden ist zu groß. Nicht gemacht für etwas Ernstes. Besser ich halte sie auf Abstand. Das ist das Beste für uns beide, auch wenn der Gedanke mich mehr schmerzt, als ich zugeben will. Bedeutet sie mir etwas? Ich kann nicht verleugnen, dass ich in ihrer Gegenwart Dinge fühle, die zuvor noch keine Frau bei mir ausgelöst hat. Rose ist anders und ein großer Teil von mir, will sie festhalten und sie nie wieder gehen lassen. Doch mein Leben ist zu verkorkst, als das es gut enden wird.

»Ich werde dich nach Hause fahren«, sage ich, um mich von meinen wirren Gedanken abzulenken. Sie nickt und so steigen wir zurück in meinen Wagen.

Zunächst ist die Fahrt von Stille geprägt. Jeder von uns scheint seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Nach einer Weile sucht sie dann zögernd das Gespräch. »Ich weiß du willst vielleicht nicht darüber reden.« Sie nestelt an ihren Fingern herum. Etwas, was sie immer tut, wenn sie nervös ist. Das ist mir bereits an ihrem Verhalten aufgefallen.

Aus den Augenwinkeln betrachte ich sie. Eine Strähne hat sich aus ihrem Zopf gelöst und umrahmt ihr hübsches Gesicht. Sofort unterdrücke ich den Drang, sie zur Seite zu streichen. Ich muss konsequent bleiben. Trotzdem schaffe ich es nicht, meinen Blick von ihr abzuwenden.

»Was ist damals passiert? Dein Vater scheint dich und deine Mutter regelrecht zu hassen.« Ich war auf die Frage vorbereitet gewesen. Sie musste die ganze Zeit durch ihren hübschen Kopf geschwirrt sein. Da ich noch nicht bereit bin, ihr die ganze Wahrheit anzuvertrauen – wer weiß, ob ich das jemals sein werde – beschließe ich, ihr nur einen Teil zu erzählen.

True Desire - FrühlingstanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt