Kapitel 7.2 *neu/überarbeitet*

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Die Bedienung kommt derweil mit unserem Essen. Der herrliche Duft nach Pilzen und Knoblauch steigt mir in die Nase, als sie meine Pizza vor mich abstellt. Begierig greife ich nach dem ersten Stück, mir egal, ob wir uns in einem Restaurant befinden. Ich esse meine Pizza immer mit der Hand. Der betörende Geruch lässt mich für einen Moment innehalten. Es erinnert mich an meine Kindheit.


Meine Oma und ich haben immer zusammen Pizza gebacken. Meist in den Sommerferien, wenn ich eine Woche der Ferien bei ihr verbracht habe. Es hat Spaß gemacht und Oma hat mir erklärt, wie man einen Pizzateig selbst zubereitet. Verträumt nehme ich den Duft in mir auf, lasse ihn mit meinen wabernden Erinnerungen vermischen, bevor ich einen ersten Bissen koste.

»Oh Gott ist die gut!«, seufze ich selig, die Augen leicht geschlossen. Das kann ich mir in diesem Moment einfach nicht verkneifen, denn ich habe schon lange keine so gute Pizza mehr gegessen. Die Kombination aus Pilzen und Knoblauch ist einfach perfekt. Paisley schüttelt lachend den Kopf bei meinem Anblick. Sie will etwas sagen, als das Lächeln auf ihrem Gesicht erstirbt und sie mit einer Mischung aus Argwohn und Frustration auf etwas hinter mich starrt.


»Wenn dein Stöhnen schon beim essen so unfassbar betörend klingt, will ich unbedingt wissen, wie es sich im Bett anhört!« Vor Schreck verschlucke ich mich an meinem Bissen Pizza, als diese rauchige Stimme an mein Ohr dringt. Hustend greife ich nach meinem Glas Wasser und wünsche mir, es wäre etwas Stärkeres. Meine Hände zittern und Tränen steigen mir in die Augen. Einen Moment lang bekomme ich aufgrund des Pizzastückes in meinem Hals keine Luft und erst, als ich mit etwas Wasser nachgespült habe, beruhige ich mich langsam wieder.

Ich will mich nicht umdrehen, will nicht glauben, dass ausgerechnet er hinter mir steht. Und nach seinen Worten bin ich ohnehin feuerrot im Gesicht. Wie kommt er auf den Gedanken so etwas in der Öffentlichkeit zu sagen. Wie kann er glauben, das irgendjemand auf diese billige Anmache anspringt?


Paisley gegenüber von mir spannt sich kaum merklich an. Die Knöchel ihrer Finger werden weiß, als sie ihre Hände zu Fäusten ballt. »Wenn du nicht sofort von hier verschwindest, mache ich Hackfleisch aus dir! Und hör auf dich wie ein pupertierender Zwölfjähriger zu benehmen! Werd endlich erwachsen Jayden Parker!« Ihre Stimme nimmt einen bedrohlichen Ton an, der selbst mir einen Schauer über den Rücken jagt.

Wieder verteidigt sie mich, wieder habe ich nicht den Mut für mich selbst einzustehen. Auch wenn mir Jaydens Art total auf die Nerven geht, ich kann mich einfach nicht dazu ringen etwas zu sagen. Ich werde zu einem Feigling, der Paisley für ihren Mut bewundert.


Hinter mir ertönt ein amüsiertes Lachen, als Jayden in mein Blickfeld tritt, zusammen mit einem weiteren Mann, den ich ebenfalls aus unserer Abteilung kenne. Henry Olsen.

Er schiebt die für ihn viel zu große Sonnenbrille zurück auf die Nase, den Blick unentwegt auf Paisley gerichtet. Ein seltsamer Ausdruck liegt in seinem Gesicht, den ich nicht ganz deuten kann. Schlecht zu beurteilen, ob er hinter seiner Sonnenbrille überhaupt blinzelt. Merkt Paisley überhaupt, dass er sie die ganze Zeit anstarrt, oder ist sie zu sehr mit ihrem Zorn auf Jayden beschäftigt? Achtung Creep-Alarm, läuten die Alarmglocken schrill in meinem Kopf. Paisley starrt Jayden feindselig an. Falls sie Henrys Blicke bemerkt, ignoriert sie diese gekonnt.


Mein Blick wandert vom gruseligen Henry zu Jayden. Dumm grinsend, mit perfekt liegenden Haaren und unglaublich gutaussehend, – wirklich Rose? – steht er lässig neben unserem Tisch. Seine smaragdgrünen Augen taxieren Paisley und liefern sich ein stummes Blickduell mit ihr. Ich betrachte seine markanten Gesichtszüge, die zum Küssen einladenden Lippen, den – Sofort wende ich meinen Blick von ihm ab, bevor das Ganze noch ausartet. Was wollen die beiden ausgerechnet hier in der Pizzeria? Die Stadt ist groß genug und ausgerechnet mussten sie in dasselbe Restaurant gehen wie Paisley und ich? Wie viele Zufälle gibt es eigentlich? Es ist, als wollte das Schicksal, dass Jayden Parker mir auf die Nerven geht.

True Desire - FrühlingstanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt