Kapitel 21.2 *überarbeitet*

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Die nächsten zwei Tage werden für mich zur Zerreißprobe. Jayden und Holly treffen sich für mehrere Stunden. Sie hat beschlossen, noch eine Zeit lang in New York zu bleiben, und hat sich daher ein Zimmer in einem Hotel gebucht. Soweit ich weiß ist auch Liam noch in der Stadt. Ob wegen Holly oder mir weiß ich nicht und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht.

Am ersten Tag war alles noch entspannt, doch jetzt am zweiten Tag, nach der schlechten Nachricht komme ich schlecht gelaunt nach Hause. Holly ist nach Arbeitsschluss bei uns auf der Firma aufgetaucht, um mit Jayden einen Kaffee zu trinken. Es gäbe noch einiges zu besprechen. So sehr ich mich auch für ihn freuen will – denn in der Vaterrolle scheint er regelrecht aufzublühen – so kann ich mich nicht an ihre Anwesenheit gewöhnen.

Vor allem, weil sie mich ansieht, als würde sie mich am liebsten umbringen wollen. Meine Anwesenheit ist ihr zuwider. Jayden hingegen scheint von alledem nichts zu bemerken. Aber ich will kein Spielverderber sein, also habe ich mich von ihm verabschiedet und bin nach Hause geeilt.

Frustriert werfe ich meine Tasche auf die Couch, lasse mich wie ein nasser Sack Kartoffeln auf die weichen Polster sinken, nur um anschließend in meine Hände zu schreien. Wie ein Kind bei einem Trotzanfall werfe ich mich in die Kissen und strampel mit den Beinen. Ich habe das Bedürfnis, etwas zu zerschlagen.

»So geht das nicht weiter!« Paisley schließt hinter sich die Wohnzimmertür. Heute hat sie mich nach Hause begleitet, aus Angst ich könnte bald Amok laufen. Selbst Mr Adam ist vor meiner schlechten Laune nicht verschont geblieben.

Immerhin habe ich es mal geschafft, ihm die Stirn zu bieten. Etwas, was ich zu Beginn meiner Zeit hier sicher nicht getan hätte. Meine Beziehung zu Jayden hat mich aufleben lassen, mich in gewisser Weise stärker gemacht. Doch gerade jetzt befinde ich mich auf einem wahren Drahtseilakt.

»Was ist den nun wieder passiert?« Avery kommt aus der Küche dazu und setzt sich auf einen freien Sessel, während Paisley neben mir Platz nimmt.

Meine beiden New-Yorker Lieblingsmenschen. Hier um mich aufzufangen und mir beizustehen. Manchmal frage ich mich, was ich ohne die beiden nur anstellen würde. Vermutlich läge Holly bereits Tod unter der Erde, wenn Paisley und Avery mich nicht immer wieder zurück auf den Boden bringen würden. Meine beiden Schutzengel.

»Jayden hat heute auf der Arbeit nach Babynamen gegoogelt. Ich glaube das hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Außerdem ist er gerade mit Holly einen Kaffee trinken.«

Avery legt mir eine Hand aufs Knie. »Sieh es nicht so schwarz. Er freut sich einfach auf das Kind. Immerhin weißt du, dass es ihm ernst ist mit dem Thema. Ich finde es gut, dass er Verantwortung übernehmen will. Es gibt nichts schlimmeres als einen Vater, dem sein Kind egal ist und der sich davor drückt, Unterhalt zu zahlen.«

»Ich weiß, aber ich werde den Gedanken nicht los, dass Holly sich in unsere Beziehung drängt. Sie scheint mich irgendwie loswerden zu wollen.« Haareraufend stehe ich auf und laufe im Raum auf und ab. Avery und Paisley werfen sich einen fragenden Blick zu.

»Meinst du sie plant etwas?«

»Was weiß ich. Ich habe nicht einmal eine Ahnung, wieso sie mich so sehr hasst. Im Grunde habe ich ihr doch nie etwas getan.« Sie ist diejenige, die mit meinem Mann geschlafen hat. Es gibt keinen Grund für sie mich zu hassen. Das ihre Beziehung zu Liam zerbrochen ist, ist ebenso nicht meine Schuld.

Meine beiden Freundinnen sehen sich weiter schweigend an. Ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas scheint durch ihre hübschen Köpfe zu gehen. Ihre Blicke haben beinahe etwas Komplizenhaftes an sich.

Misstrauisch beäuge ich sie. »Ihr plant doch etwas!« Vorwurfsvoll stemme ich die Arme in die Seiten.

Paisley sieht mich an, als habe ich gerade erzählt, dass Außerirdische zu Besuch kommen. Mit dem Finger deutet sie von sich auf Avery. »Wir, etwas planen? Nein, wie kommst du nur darauf?« Zur Bestätigung schüttelt Avery wild mit dem Kopf, wobei ihre schwarzen Locken auf und ab hüpfen. Sie hecken hundertprozentig etwas aus. Nur habe ich keine Lust, mich weiter damit zu befassen. Ich bin zu sehr damit beschäftigt über Hollys Groll mir gegenüber nachzudenken. Allerdings kann ich mir keinerlei Reim darauf machen. Ist sie doch sauer, weil ich sie und Liam erwischt habe? Aber das ergibt überhaupt keinen Sinn. Frustriert seufze ich. Das macht alles keinen Sinn. Missmutig lasse ich mich zurück aufs Sofa fallen. Neben mir stecken Avery und Paisley gerade die Köpfe zusammen. Wie gebannt starren sie auf das Display ihrer Handys. Stumm sehe ich ihnen dabei zu, wie sie sich hin und wieder verstohlen zunicken. Ganz klar, die beiden führen etwas im Schilde. Allerdings beschließe ich, mich nicht einzumischen.

True Desire - FrühlingstanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt